DIGITALE BIBLIOTHEK DER FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG

DEKORATION DIGITALE BIBLIOTHEK DER FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG DEKORATION


TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
September / Oktober 1894

Die Generalkommission fragt die Zentralvorstände, ob sie Ende 1894 einen Jahresabschluß herausgeben soll und damit der Kongreß 1895 entbehrlich ist. Sie erklärt dazu, daß sie einen solchen Kongreß im Jahre 1895 für überflüssig halte, wenn aber ein Gewerkschaftskongreß stattfinde, derselbe sich nicht bloß mit dem Bericht der Generalkommission befassen solle, sondern daß dann ein Kongreß der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter Deutschlands auch zu verschiedenen sozialpolitischen Materien, wie Vereinsgesetzgebung, Arbeiterschutz, Fabrikinspektion, Unfallversicherung und -verhütung Stellung nehmen solle. Sie bemerkt dabei: die Parteitage können sich mit diesen Fragen nicht so eingehend beschäftigen, wie dies für die gewerkschaftlich organisierten Arbeiter notwendig sei.
Die Verbandsleitung der Handschuhmacher benutzt diese Umfrage, um eine Lösung des Verhältnisses zur Generalkommission herbeizuführen, und veröffentlicht sie und wirft der Generalkommission vor: sie scheine ihr tatenloses und unfruchtbares Dasein selber zu begreifen und trage sich mit großen, nicht realisierbaren Plänen, die ihr selber so ungeheuerlich vorkämen, daß sie von einer öffentlichen Erörterung derselben abstand und sie den Vorständen durch eine geheime Umfrage zur Kenntnis gebracht habe. Auch die Tabakarbeiter stellen ihre Zahlungen an die Generalkommission ein. Die Ausführung derartiger Pläne stelle nicht allein den Bestand der Zentralorganisationen in Frage, sondern verursache auch einen Riß in die gesamte Arbeiterbewegung.
Dieser Vorschlag wird von der Sozialdemokratie scharf zurückgewiesen, weil die Partei diese Aufgabe bis jetzt allein wahrgenommen habe.
Die Generalkommission wird bezichtigt, "dunkle Pläne" zu hegen. C. Legien muß seine Konferenzidee begraben.
Die Generalkommission entgegnet darauf, daß Koalitionsfreiheit, Arbeiterschutz und Fabrikinspektion im engsten Zusammenhange mit der materiellen Lage der Arbeiter stehen und daß die Kongresse politischer Parteien wohl im allgemeinen zu diesen Forderungen Stellung nehmen können, ihre praktische Propagierung aber müsse Aufgabe der Gewerkschaften sein. Ein Gewerkschaftskongreß mit der angegebenen Tagesordnung würde ein Weckruf für die Arbeiter in allen Gauen Deutschlands sein, zur Wahrung ihrer wichtigsten Interessen selbst die Initiative zu ergreifen, und die Versammlungen würden neues Leben in die Gewerkschaftsbewegung bringen und zur Agitation wesentlich beitragen.



Vorhergehender StichtagInhaltsverzeichnisFolgender Stichtag


net edition fes-library | 1999