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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
1893

In ihrem Jahresbericht kritisiert die Generalkommission die niedrigen Mitgliedsbeiträge und die mangelnde Zahlungsmoral der Mitglieder: "Es liegt die Beitragsleistung tatsächlich auch nicht in dem Können, sondern, soweit es sich nicht um Arbeitslose handelt, in dem Wollen. Wir haben nie unterlassen dies immer wieder zu betonen und wiederholen es auch heute, hoffend, daß dadurch, wenn auch nur langsam, die Arbeiter zu der Erkenntnis kommen, daß sie mehr für ihre Organisation zu tun verpflichtet sind."
Ludwig Weber, ein führender Vertreter der evangelischen sozialen Bestrebungen erklärt in einem Vortrag "Ein sozialpolitisches Friedensabkommen": "An Stelle der doch nur eine Kampforganisation darstellenden sozialdemokratischen Fachvereine und Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine müssen staatlich beaufsichtigte obligatorische Fachgenossenschaften für das ganze Reich treten."

Der "Verband der Steinsetzer, Pflasterer und Berufsgenossen Deutschlands" wird gegründet.

In seinem Buch "Naturrecht und Sozialpolitik" erklärt der katholische Sozialreformer Georg Freiherr v. Hertling: "Einzig die Anerkennung gewisser, ein für allemal gegebener und unveränderlicher, weil in der Natur des Menschen und in der sittlichen Ordnung begründeter Grundsätze des Rechts, verleiht den festen Standpunkt, von dem aus sich die grundstürzenden Forderungen des Sozialismus nicht nur mit Gewalt niederschlagen, sondern auch als unbegründet zurückweisen lassen."
Hertling bestreitet, daß sich aus Christentum und Naturrecht eine für immer gültige Sozial- und Wirtschaftsforderung ableiten läßt.

Der "Deutsche Buchdruckerverein" gründet "Gehilfenunterstützungskassen", um der Gewerkschaft Mitglieder zu entziehen.

Die Schuhmacher fordern Tarifverträge für ganz Deutschland, damit überall für die gleiche Arbeit der gleiche Lohn gezahlt wird.

Nach den Feststellungen der Kommission für Arbeiterstatistik haben 36 Prozent der befragten Kellner einen Arbeitstag von 16 bis 18 Stunden, 49,2 Prozent einen von 14 bis 16 Stunden und nur 4,3 Prozent brauchen weniger als 12 Stunden am Tag zu arbeiten. Selbst Arbeitstage von 20 Stunden sind keine Seltenheit. Ein oder höchstens zwei freie Tage im Monat sind die Regel. Dafür muß aber bezahlt oder auf eigene Kosten ein Ersatz beschafft werden.

Die lange Arbeitszeit in denkbar schlechter Luft macht die Tuberkulose zur typischen Krankheit des Gasthauspersonals. In München z.B. liegt in den 80er Jahren die Lebenserwartung eines Kellners um 35 Prozent niedriger als die der Gesamtbevölkerung.
Begrenzungen des Arbeitstages existieren praktisch nicht. Die 1889 erlassene Arbeitsordnung der Berliner Schultheiß-Brauerei legt fest: Die Arbeitszeiten der Arbeiter sind unbestimmt. Sie werden je nach den Erfordernissen des Geschäfts von der Direktion festgestellt. Überstunden werden nicht bezahlt. Für gewöhnlich beginnt die Arbeit Morgens 4 Uhr und endet Abends 7 Uhr.

Die Sattler richten eine Petition an den Reichstag, die Heimarbeit zu beseitigen. Einen Brief des Verbandsvorsitzenden J. Sassenbach lehnt der Kriegsminister ab, da er mit "unbekannten Sattlergesellen" nicht diskutieren wolle.

Der "Arbeiter-Turnerbund Deutschlands" wird gegründet.


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net edition fes-library | 1999