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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
23./26. Mai 1892

Auf dem Töpferkongreß in Berlin wird ein Antrag, entsprechend der Beschlüsse des Halberstädter Gewerkschaftskongresses, einen "Zentralverband der Töpfer Deutschlands" zu konstituieren, mit 31 gegen 24 Stimmen abgelehnt. Für einen Vermittlungsantrag, nach dem wenigstens die Wanderunterstützung zentralisiert werden soll, wird eine Kommission eingesetzt. Diese empfiehlt dem Kongreß die Gründung eines "Zentralwanderunterstützungsvereins", der sich ganz auf die Aufgaben der Wanderunterstützung und Arbeitsvermittlung beschränken soll. Daneben sollen örtliche Fachvereine sowie "Vertrauensmänner" zur Sammlung von Streikunterstützungsgeldern bestehen bleiben. Gegen nur eine Stimme nimmt der Kongreß diesen Vorschlag an. Bei den Statutenberatungen gelingt es den Anhängern des Zentralverbandes, entgegen den Absichten der Kongreßmehrheit, ihre Konzeption einer zentralen gewerkschaftlichen Kampforganisation durchzusetzen. So wird am 1. Juli 1892 nicht ein Wanderunterstützungsverein, sondern ein "Allgemeiner Unterstützungsverein der Töpfer und Berufsgenossen Deutschlands" gegründet, der wie andere gewerkschaftliche Fachorganisationen die "allseitige Vertretung der Interessen seiner Mitglieder" und die "Erzielung möglichst günstiger Arbeitsbedingungen" als seinen "Zweck" bezeichnet. Als Mittel zur Erreichung dieses Zwecks werden neben der Wanderunterstützung noch die Unterstützung gemaßregelter und sich in besonderer Not befindlicher Kollegen genannt. In den Bestimmungen über die Lokalorganisationen wird zwar zunächst die Form des Zusammenschlusses den Kollegen an den einzelnen Orten überlassen, dann jedoch die Vereinsfiliale als Normalfall herausgestellt. Der Einfluß der "Zentralisten" wird darüber hinaus durch die Verwirklichung des Kongreßbeschlusses, ein eigenes Fachorgan mit dem Titel "Der Töpfer" - Organ zur Vertretung der Interessen der Ofensetzer, der Arbeiter in der Tonwarenindustrie und den verwandten Berufszweigen - einzuführen, gesteigert. Es erscheint bis 1923.
Die Berliner Töpfer erkennen die Beschlüsse des Kongresses und der Statutenkommission nicht an und bilden Ende Juni 1893 eine "Geschäftskommission der Töpfer Deutschlands."



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net edition fes-library | 1999