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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
Ende 1891

Nach der Statistik der Generalkommission, die nicht alle existierenden Verbände umfaßt, da einige Verbände zu spät ihre Unterlagen eingesandt haben, sind 61 Verbände und 4 durch ein Vertrauensmännersystem zentralisierte Organisationen (Graveure, Musikinstrumentenmacher, Stukkateure und Töpfer) der Generalkommission angeschlossen. Von 3.079.698 im Gewerbe beschäftigten Arbeitern sind in den 65 Verbänden 176.664 organisiert. Das sind 5,73 Prozent. Die kleinsten Organisationen sind die der Plätterinnen mit 100, die der Ziegler mit 250, die der selbständigen Barbiere mit 370 Mitgliedern, die größten sind die der Metallarbeiter mit 23.158, die Buchdrucker mit 17.000 und die Tischler mit 16.600 Mitgliedern.
Den höchsten Organisationsgrad haben die Glacéhandschuhmacher mit 76,7, die Weißgerber mit 67, die Bildhauer mit 59 und die Buchdrucker mit 53 Prozent, den niedrigsten die Ziegler mit 0,2, die Textilarbeiter mit 0,7 und die Bäcker mit 1,1 Prozent.

Zum ersten Mal seit 1871 trennt sich eine größere Berufsorganisation - fast 4.000 Mitglieder in 80 Ortsvereinen -, der "Gewerkverein der Porzellanarbeiter", vom Verband der Gewerkvereine und schließt sich mit einer kleinen, sozialdemokratisch orientierten Gewerkschaft zum "Verband der Porzellan- und verwandter Arbeiter" zusammen. Der bisherige Generalrat des Gewerkvereins begründet diesen Austritt aus dem Verband mit dessen Stellung zur Lohn- und Streikfrage, seinen zu geringen Bemühungen um eine Arbeiterschutzgesetzgebung sowie seiner negativen Haltung zur sozialdemokratischen Arbeiterbewegung.

Vor allem von führenden katholischen, evangelischen und kommunalen Vertretern wird in Verbindung mit dem Ministerium für öffentliche Arbeiten die "Zentralstelle für Arbeiter-Wohlfahrtseinrichtungen" ins Leben gerufen. Neben der Herausgabe ihrer Zeitschrift "Concordia" und einer Schriftenreihe fördert sie Einrichtungen der Fabrikwohlfahrt, die Errichtung einer Auskunftsstelle, die Durchführung von Informations- und Instruktionskursen und schafft vor allem den "Deutschen Verein für ländliche Wohlfahrts- und Heimatpflege".

Die Generalkommission ruft den Gewerkschaftskongreß zum 14. März ein, um "Normen für das Zusammenwirken dieser Organisationen" aufzustellen.
Die zentralen Organisationen sollen Delegierte nach deren Mitgliederzahl entsenden. Lokalorganisationen können gemeinsame Delegierte wählen.
Für die Generalkommission ist von Bedeutung, daß möglichst alle Gegenden des Landes durch Vertreter der verschiedenen Berufe auf dem Kongreß anwesend sind, damit "ein Bild über die vorhandene Meinung gegeben wird".

Nach allerdings unvollständigen Unterlagen der Generalkommission beteiligen sich nur noch rund 3.000 Arbeiter an Streiks gegenüber noch rund 39.000 in den Jahren 1890/91.
Der Anteil der von den Verbandskassen erbrachten Streikkosten an den Gesamtkosten der Streiks liegt bei 34%.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Februar 2000

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