Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Die Generalversammlung des "Unterstützungsvereins der Deutschen Buchdrucker" in Berlin begrüßt zwar die Bildung einer losen Verbindung für alle zur Sozialdemokratie tendierenden Fachorganisationen, hält jedoch einen festen Anschluß an die Generalkommission wegen der vorhandenen Rechtslage - der Vereinsgesetze - nicht für tunlich.
Stichtag:
23./26. Juni 1891
Die Generalversammlung berät auch die Bildung einer Industriegewerkschaft für alle graphischen Berufe. Ein entsprechender Vorschlag der letzten Generalversammlung der Buchbinder wird abgelehnt. Dies geschieht jedoch nicht aus grundsätzlichen Erwägungen, sondern wegen der, im Vergleich zum UVDB, finanziellen Schwäche des "Unterstützungsverbandes der Buchbinder", die es diesem nach eigenem Zugeständnis nicht erlaubt, an einem aktiven Arbeitskampf zur Erlangung des Neunstundentages teilzunehmen.
Die Generalversammlung macht einstimmig die Beibehaltung des Tarifvertrages von der Einführung der neunstündigen Arbeitszeit und der Anerkennung der "Stettiner Resolution" abhängig und beschließt, für einen möglichen Streik einen Extrabeitrag zu erheben. Dem Vorstand wird die Ermächtigung erteilt, für den Fall einer ablehnenden Haltung der Prinzipale die "geeigneten Maßnahmen" zu ergreifen, d.h. eine Streikbewegung einzuleiten. Im November 1891 beginnt der bislang größte deutsche Buchdruckerstreik.