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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
Ende der 80er Jahre

Bald nach der Mitte des 19. Jahrhunderts wird der Trend zur Verlängerung der Arbeitszeit gebrochen. In den Jahren von 1860 bis 1880 geht die tägliche Arbeitszeit in der Industrie auf etwa zwölf Stunden zurück, in den 1880er Jahren dann auf elf Stunden; nur vereinzelt gibt es schon die zehnstündige Arbeitszeit. In etwa parallel verläuft der Rückgang der wöchentlichen Arbeitszeit von 78 Stunden (1860) auf 66 Stunden Ende der 1880er Jahre.
Seit den 1870er Jahren setzt sich die Sonntagsruhe wieder stärker durch, wobei der "blaue Montag" mehr und mehr abgeschafft wird. 1885 arbeiten aber noch 29,8 Prozent der Arbeiter in der Großindustrie in Unternehmen mit kontinuierlichem Betrieb auch sonntags. Eine Verkürzung des Arbeitstages am Samstag gibt es nur in seltenen Ausnahmefällen.
Die Arbeitszeitverkürzung verläuft innerhalb der Industrie nach Branche und Beruf sehr unterschiedlich: Im Druckereigewerbe herrscht bereits um 1850 der 10-Stunden-Tag bzw. die 60-Stunden-Woche vor; der Steinkohlenbergbau kennt um 1860 allgemein die 9-Stunden-Schicht (einschließlich Ein- und Ausfahrt), muß diese aber - nach zwischenzeitlicher Verlängerung durch Überschichten und Überstunden - Ende der 1880er Jahre wieder erneut erkämpfen. Im Baugewerbe sind in den 1870er Jahren erste Erfolge der Arbeitszeitverkürzung auf zehn bzw. elf Stunden zu verzeichnen. Relativ lang bleibt die Arbeitszeit in der Textilindustrie, in der in den 1880er Jahren 69 Stunden pro Woche gearbeitet werden. Auch in der chemischen und in der Hüttenindustrie stockt die Entwicklung: Es bleibt bei der 12-Stunden-Schicht. In der Metallverarbeitung wird etwa elf Stunden pro Tag bzw. 65/66 Stunden pro Woche gearbeitet. Allenfalls durch Pausenregelungen wird die effektive Arbeitszeit verkürzt.
Insgesamt lassen sich Unterschiede von drei bis vier Tages- und bis zu 18 Wochenstunden zwischen einzelnen Industriezweigen nachweisen.
Außerdem sind die Unterschiede in der Dauer der Arbeitszeit zwischen städtischen und ländlichen Gebieten und zwischen Ost und West erheblich. So ist z.B. die industrielle Arbeitszeit in den ländlich geprägten Gebieten Ostdeutschlands um ein bis zwei Stunden täglich länger als im Westen.

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