Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Die Gründung von Unternehmervereinigungen erreicht einen Höhepunkt. F. Hitze erkennt in mehreren Aufsätzen in der "Kölner Korrespondenz für die geistlichen Präsides katholischer Vereinigungen der arbeitenden Stände" Gewerkvereinen und Streiks die gleiche Berechtigung zu wie Kartellen und Konventionen der Arbeitgeber. Der Streik ist für ihn "Konsequenz des Manchestertums", das den Kampf legitimiert, den Arbeiter auf Selbsthilfe angewiesen habe. "Jeder Streik schärft die Klassengegensätze, stärkt das Klassenbewußtsein, fördert auch meistens die Klassenorganisation."
Stichtag:
1889 / 1890
Von der wirtschaftlichen Interessenvertretung werden die selbständigen Zwecke der Arbeitervereine scharf abgegrenzt.
Während hier die Geistlichen ein erweitertes Feld ihrer seelsorglichen Betätigung sehen sollen, heißt es von den materiellen Auseinandersetzungen: "Diese Fragen und ihre Entscheidung müssen den Arbeitern selbst überlassen bleiben."
Mit der vollen Freiheit - so macht F. Hitze den Arbeitern klar - fällt ihnen aber auch die "volle eigene Verantwortlichkeit" zu.
Diese Distanzierung und der Verweis auf die eigene Verantwortung schließen nicht aus, daß im Arbeiterverein die Normen des sittlichen Verhaltens auch für den wirtschaftlichen Kampf gelehrt werden, das Maßhalten im Streik sowie der unbedingte Ausschluß aller Parteipolitik; endlich die Überwindung des apathischen Verhaltens zahlreicher Arbeiter, die sich nicht einmal an den Wahlen zur selbstverwalteten Sozialversicherung beteiligen.
"Die Arbeiterbewegung besteht, greift immer weiter um sich: wer wird die Führung bekommen? - das ist überhaupt die entscheidende Frage der Zukunft."