Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Nach der Gründung zahlreicher Branchenfachvereine aber auch von Metallarbeiterfachvereinen und einer ausführlichen Diskussion über die bessere Organisationsform findet in Gera ein Metallarbeiterkongreß statt. Vertreten sind 28 gemischte und 16 Berufsorganisationen - Klempner, Schlosser, Schmiede, Former - aus 30 Orten. Beim Zustandekommen dieses Kongresses spielt die "Deutsche Metallarbeiter-Zeitung" eine wichtige Rolle.
Stichtag:
25./27. Dezember 1884
Die Delegierten beraten zunächst ausführlich über Fragen der lokalen Organisation und entscheiden sich gegen die Branchen- und für Metallarbeiterfachvereine und damit für das Prinzip der gewerkschaftlichen Organisation nach Industrieverbänden. Nur dort, wo es örtliche oder gesetzliche "Hindernisse" gibt, soll die Bildung von Branchenorganisationen weiterhin erlaubt sein. Die Delegierten begründen die Notwendigkeit einer "Organisation sämtlicher Metallarbeiter". "Die gewerkschaftliche Vereinigung der Arbeiter allein kann die durchgreifende Umgestaltung unserer heutigen Produktionsverhältnisse nicht ermöglichen, jedoch ist eine zeitweilige Verbesserung der Lage der Arbeiter zu erzielen, sobald eine Organisation sämtlicher Metallarbeiter herbeigeführt wird." Die Delegierten beschließen, die "Vereinigung der Metallarbeiter Deutschlands" zu gründen.
Die Vereinigung versteht sich als Zentralorganisation mit örtlichen Mitgliedschaften, die ihre bisherigen Namen beibehalten dürfen und nur mit dem Zusatz "Mitgliedschaft der Vereinigung ... " ergänzen sollen. Den lokalen Organisationen wird eine gewisse finanzielle Selbständigkeit eingeräumt, indem sie die Hälfte der Einnahmen zurückbehalten und für Wanderunterstützungen, Entschädigungen in Streikfällen und Gewährung von Rechtsschutz bei gewerblichen Streitigkeiten verwenden dürfen.
Geleitet wird die "Vereinigung" von einem siebenköpfigen Ausschuß am Vereinssitz.
Diese Gewerkschaftsvereinigung besteht jedoch nur bis zum 19. August 1885. Die Behörden erklären sie und vielfach auch die ihr angeschlossenen Fachvereine zu "politischen Vereinen", um sie verbieten zu können. Da es zunächst nicht möglich ist, eine neue Zentralorganisation zu schaffen, werden nach dem Prinzip des Berufsverbandes wieder zentralisierte Branchenverbände der Metallarbeiter gebildet.
Die "Deutsche Metallarbeiter-Zeitung" wird nicht verboten und nennt sich um in "Organ der Metallarbeiter-Fachvereine Deutschlands".