DIGITALE BIBLIOTHEK DER FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG

DEKORATION DIGITALE BIBLIOTHEK DER FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG DEKORATION


TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
31. August / 4. September 1884

Der Katholikentag in Amberg nimmt eine Antrag des Verbandes "Arbeiterwohl" an, in dem die Gründung christlicher Arbeitervereine empfohlen wird. Der Generalsekretär des Verbandes F. Hitze erklärt dazu: "Organisieren wir unsere christlichen Arbeiter, ehe es zu spät ist; organisieren wir sie in christlichen Vereinen, ehe der Feind in unseren eigenen Mauern ist! Wir müssen der organisierten Sozialdemokratie eine christliche Organisation entgegenstellen. Wir müssen aus unseren christlichen Arbeitern eine wohlgeschulte, wohlbewaffnete Armee bilden, die den Sozialdemokraten auch in die Fabrik und Werkstätten hinein folgt."
F. Hitze weist aber auch darauf hin, "daß die Sozialdemokratie nicht bloß eine intellektuelle Verirrung" sei, "sie erwachse aus den sittlichen Notständen unseres Volkes."
Nach den vom Vorstand des Verbandes "Arbeiterwohl" veröffentlichten "Grundzügen für die Organisation von christlichen Arbeitervereinen" sollen folgende "Standestugenden" gefördert werden: "Fleiß, Treue, Nüchternheit, Sparsamkeit, Familiensinn, Hebung des Standesbewußtseins". Politik ist ausgeschlossen. Materielle Zwecke können verfolgt werden: "Wesentlich sind dieselben nicht." Vor allem dürfen sie nicht die entsprechenden Einrichtungen der Arbeitgeber durchkreuzen, denn die "Arbeitgeber haben das erste Recht und die erste Pflicht für ihre Arbeiter zu sorgen." Streiks kommen nicht in Frage, doch darf kein Arbeiter, "der sich dieses gesetzlichen Mittels zu günstigerer Gestaltung des Arbeitsvertrages bedient" deswegen ausgeschlossen werden. "Der Verein als solcher und der Präses muß jede Beteiligung und Verantwortung ablehnen."
Es sollen neben den eigentlichen Arbeitervereinen auch Vereine für jugendliche Arbeiter und für Arbeiterinnen gegründet werden. An der Spitze jedes Vereins soll ein von der kirchlichen Behörde delegierter Geistlicher stehen. Evangelische Arbeiter können als "Teilnehmer" oder "außerordentliche Mitglieder" aufgenommen werden.



Vorhergehender StichtagInhaltsverzeichnisFolgender Stichtag


net edition fes-library | 1999