Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Auf einem Schneiderkongreß in Gotha - 25 örtliche Fachvereine sind vertreten - wird der föderativ strukturierte "Zentralverband der Fachvereine der Schneider und verwandten Berufsgenossen Deutschlands" gegründet. Er soll der überregionalen Reiseunterstützung und der Auszahlung von Sterbegeldern dienen, aber ihm werden auch Funktionen zur Regelung des Arbeitslohnes und der Arbeitszeit übertragen. Die Entscheidung über allgemeine und partielle Streiks liegt bei den Lokalorganisationen. In einer Resolution wird betont, daß nur die Einführung eines gesetzlich geregelten Normalarbeitstages die traurige Lage des Schneidergewerbes verbessern kann und die Delegierten deshalb verpflichtet sind, mit allen Mitteln dafür einzutreten. Der "Centralverband deutscher Industrieller" erklärt sich auf Entschiedenste gegen jede Einrichtung, durch welche die Arbeiter in besonderer Organisation, den Arbeiterausschüssen, den Arbeitgebern gegenübergestellt werden; denn eine solche würde nicht nur den Gegensatz zwischen Arbeitgeber und Arbeiter verstärken, sondern auch die absolut unentbehrliche Autorität der Betriebsleitung gefährden.
Stichtag:
Juli 1884
Weitere Beschlüsse betreffen ein Verbot der Militär- und Gefängnisarbeit, den Kampf gegen gesundheitsgefährdende Werkstätten, die Errichtung von Fachschulen, die Empfehlung eines Beitritts zu den Freien Hilfskassen und den Kampf gegen die im Entstehen begriffenen Innungen.