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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
1884

Der "Gewerkverein der Maschinenbauarbeiter" gibt eine eigene Zeitung "Regulator" heraus. Sie gehört bald zu den größten Gewerkschaftszeitungen und erscheint bis 1933.

In ihrem Entwurf eines Arbeiterschutzgesetzentwurfes fordert die SPD zum ersten Mal paritätische Arbeitskammern als Teil einer Selbstverwaltungsorganisation der Arbeit, in der Arbeitgeber und Arbeiter gemeinsam alle den Arbeiterschutz und die wirtschaftlichen und sozialen Interessen der Arbeiter berührenden Fragen beraten und regeln.

Auf dem 1. Delegiertentag der "Deutschen Techniker" in Leipzig schließen sich die bisher regional arbeitenden Technikerverbände zum "Deutschen Techniker-Verband" zusammen.

In Halle wird der "Verband der Steinmetzen Deutschlands" gegründet. Der Verband basiert auf dem losen Vertrauensmänner-System mit stark lokalistischem Einschlag.

In seiner Broschüre "Wie verhalten sich die Arbeiter gegenüber dem neuen Kranken-Versicherungsgesetz?" bezeichnet A. Bebel die "eingeschriebene Hilfskasse in Verbindung mit der Berufsgenossenschaft" als die einzige Organisation "in welcher ein Arbeiter, der Strebsamkeit und Unabhängigkeitsgefühl besitzt, möglichste Sicherheit seiner Rechte mit Freiheit der Bewegung verlangt, eintreten kann und darf, ja eintreten muß". Die unabhängige Existenz der Krankenkassen sei "für die Blüthe des Fachvereins- und Genossenschaftswesens eine Lebensfrage".

Der Berliner Fabrikant Freese erläßt eine Fabrikordnung, die entscheidungsberechtigte - dem Parlamentarismus nachgebildete - Gremien, eine Mitarbeitergewinnbeteiligung, eine fortschrittliche Tarifpolitik und die Einführung des Achtstundentages enthält.
1881 war bereits in einer Tonwarenfabrik in Sachsen ein Fabrikausschuß gebildet worden.

In Offenbach wird von Gertrud Guillaume-Schack die "Zentral-Kranken- und Begräbniskasse für Frauen und Mädchen in Deutschland" gegründet. Ende 1885 hat diese Kasse über 15.000 Mitglieder in 166 Filialen. Trotz mancher Rückschläge bleibt die Kasse erhalten. Nach der Unterdrückung der Arbeiterinnenvereine ist sie das einzige überlokale organisatorische Band für Arbeiterinnen.
Seit 1885 gibt G. Guillaume-Schack für die Mitglieder der Kasse die Zeitung "Staatsbürgerin" heraus. Diese Zeitung veröffentlicht statistisches Material über die Lage der Arbeiterinnen, Fragebogen und Ergebnisse der Umfragen, aber auch Romane.
Nach dem Verbot der Zeitung "wegen Aufreizung zum Klassenhaß" werden Rundschreiben herausgegeben.
Nach der Berufs- und Gewerbezählung waren 1882 in Industrie und Gewerbe rund 550.000 Frauen beschäftigt, das ist rund ein Achtel der Industriearbeiterschaft. Unter Einschluß der zahlreichen Heimarbeiterinnen und der "selbständigen" Näherinnen, Schneiderinnen, Putzmacherinnen oder Plätterinnen beträgt diese Zahl sogar mehr als eine Million. 18,5% aller Frauen sind somit erwerbstätig.
Der Arbeiterinnenanteil ist besonders hoch in der Textil- und Papierindustrie, im Bekleidungs- und Reinigungsgewerbe, in Gärtnereien und in einzelnen Branchen bestimmter Industriezweige, so in der Tabak- und Zündwarenindustrie.
Die Frauen erhalten nicht nur niedrigeren Lohn, sondern verrichten als Hilfsarbeiterinnen oder Angelernte die niedrigst bezahlten Arbeiten.

Der Bundesrat erläßt Sicherheitsvorschriften für Zündholzfabriken, 1886 erfolgen Vorschriften für Bleifarben- und Bleizuckerfabriken und 1888 für Zigarrenfabriken.


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net edition fes-library | 1999