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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
Ende 1880 / 1881

Nach zwei Jahren vorherrschender "Kirchhofsruhe", einem sich abzeichnenden wirtschaftlichen Zwischenhoch und einer vorübergehenden "milderen Praxis" in der Handhabung des Sozialistengesetzes - die bis 1886 dauert - werden wieder verstärkt Fachvereine, Kranken- und Sterbekassen, Wanderunterstützungskassen zur Absicherung gegen die finanziellen Folgen von Streik und Arbeitslosigkeit und Arbeitsnachweise gegründet, so z.B. im November 1880 in Stuttgart ein Fachverein der Schreiner. Vorsitzender wird Karl Kloß, der schon vor dem Sozialistengesetz im Tischlerbund in Stuttgart aktiv war.
Oder nach einem erfolgreichen Streik der Tischler im Frühjahr 1880 in Berlin - es wird eine feste Arbeitszeit von etwa 10 Stunden erreicht - der "Verein zur Wahrung der Interessen der Tischler Berlins", um die erreichten Erfolge zu überwachen.
Unterstützungsverbände gründen 1881 die Bildhauer, 1882 die Tabakarbeiter, 1883 die Schuhmacher, 1884 die Bürstenmacher und Gerber sowie 1885 die Buchbinder, Böttcher, Mechaniker, Kupferschmiede und Zigarrensortierer. Diese Fachvereine und Hilfskassen werden zur bedeutendsten organisatorischen Basis der Gewerkschaften unter dem Sozialistengesetz. So gelingt es um 1885 den organisatorischen Stand von 1877/78 zu überschreiten.
In diesen Jahren übernehmen neue, junge Gewerkschafter Führungsfunktionen, die bereits zum "geborenen Proletariat" gehören. Ihre politischen Ansichten, ihre Stellung zu Staat und Gesellschaft werden entscheidend von den Erfahrungen des Sozialistengesetzes geprägt, was in den folgenden Jahrzehnten die Politik der Gewerkschaften stark beeinflußt hat. Zu diesen Funktionären gehören die Holzarbeiter Carl Legien und Theodor Leipart, der Tischler Carl Kloß, der Fabrikarbeiter August Brey und der Metallarbeiter Alexander Schlicke.
Die meisten der führenden Gewerkschafter hatten vor 1878 auch wichtige Funktionen in der Sozialdemokratie inne bzw. werden nach 1890 einflußreiche Tätigkeiten auch in der Sozialdemokratie ausüben.



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net edition fes-library | 1999