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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
28./29. Mai 1875

Auf den Parteitag folgt ein Gewerkschaftskongreß, an dem 40 Delegierte teilnehmen, die die Gewerkschaften der Bergarbeiter, Metallarbeiter, Maurer, Steinhauer, Holzarbeiter, Zimmerer, Tischler, Manufakturarbeiter, Schneider, Schuhmacher, Buchbinder, Zigarrenarbeiter und Goldarbeiter vertreten. Im Mittelpunkt der Beratungen steht die Herstellung der Einheit der Gewerkschaftsbewegung, über deren Notwendigkeit sich die Delegierten einig sind. Die Ansichten gehen nur darüber auseinander, ob eine reine Streikorganisation zu schaffen oder ob die Unterstützungseinrichtungen beizubehalten seien. Schließlich überwiegen die Gründe für die Beibehaltung, wenigstens als Notbehelf bis zur gesetzlichen Vereinheitlichung der Hilfskassen. Die Konferenz beschließt: "Sofern in einem Geschäftszweige mehrere gewerkschaftliche Organisationen, lokale Fachvereine usw. bestehen, ist es die Pflicht derselben, sich zu einigen resp. der etwa bestehenden zentralisierten Organisation ihres Gewerbes anzuschließen."
Die Konferenz beschließt ferner: "Obgleich die gewerkschaftlichen Organisationen nicht vermögend sind, die Lage der Arbeiter durchgreifend und auf die Dauer zu verbessern, so sind sie doch immerhin geeignet, die materielle Lage derselben zeitweise zu heben, die Bildung zu fördern und sie zum Bewußtsein ihrer Klassenlage zu bringen.
Die Konferenz erklärt es deshalb für die Pflicht aller Arbeiter, sich der Arbeitergewerkschaft ihres Geschäftszweiges anzuschließen, oder, falls in einem Gewerke keine derartige Verbindung besteht, solche zu begründen."
Die Gewerkschaft soll dem Arbeiter Schutz- und Hilfsmittel innerhalb der heutigen Gesellschaftsorganisation sein und zugleich die Keime für die sozialistische Zukunftsproduktion legen, indem durch dieselbe der gemeinschaftliche Geist gehegt und der Arbeiter zum Selbstbewußtsein und Selbstvertrauen herangezogen werde.
Die Delegierten erklären - um die Gewerkschaften vor polizeilichen Verfolgungen zu bewahren - einstimmig: "Es ist Pflicht der Gewerkschaftsgenossen, aus den Gewerkschaftsorganisationen die Politik fernzuhalten, dagegen sich der 'sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands' anzuschließen, weil nur diese die politische und wirtschaftliche Stellung der Arbeiter in vollem Maße zu einer menschenwürdigen zu machen vermag."
Eine Kommission soll nach Einverständnis der Gewerkschaften einen Kongreß vorbereiten.
Die Frage eines Zentralorgans für alle Gewerkschaften wird zurückgestellt.



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