Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Th. Yorck behandelt in der "Union" und im "Volksstaat" in mehreren Artikeln die Frage "Wollen wir eine Gewerkschaftsunion oder nicht?". Die Delegierten, denen Zentralisationsbestrebungen ein Greuel gewesen seien, hätten in Erfurt zu viel Einfluß gehabt und die Beschlüsse würden deshalb zugunsten der Fachvereine gewirkt haben, anstatt die Zentralverbände zu Eckpfeilern der Union zu machen. Den Fachvereinen spricht Th. Yorck jede Existenzberechtigung ab.
Stichtag:
15. Mai 1874
In einer Union sollen die Fachgewerkschaften ihre gemeinsamen Interessen vertreten, ihre Selbständigkeit aber auf keinen Fall in Frage gestellt werden, nur sollen sie ihre Beiträge und Einrichtungen möglichst gleichartig gestalten.
Die Gewerkschaften sind Säulen, die die Union tragen sollen. "Die Gewerkschaftsunion selbst ist die vollkommenste Form der gewerkschaftlichen Organisation, die überhaupt geschaffen werden kann, und darf mit Fug und Recht als der Schlußstein der organisatorischen Bestrebungen auf gewerkschaftlichem Boden bezeichnet werden."
Für Th. Yorck ist eine stabile Verwaltung wichtig. Denn in agitatorischer und organisatorischer Beziehung könne nur dann etwas geleistet werden, wenn die Gewerkschaftsfunktionäre mit dem gesamten Gewerkschaftsleben verwachsen seien. Diese müssen agitatorisch und vor allem organisatorisch tätig sein können. Ein großer Fehler sei der, unentgeltliche Gewerkschaftsverwaltungen zu verlangen. Das Prinzip, daß jeder Arbeiter seines Lohnes wert sei, sollte am allerwenigsten von den Arbeitern selbst verletzt werden. Es dürfe sich nicht daran gestoßen werden, daß die Besoldung der Angestellten zunächst einen wesentlichen Teil der Einnahmen verschlinge; sehr rasch werde sich durch das Wachstum und die Erfolge der Gewerkschaft die teure Verwaltung bezahlt machen. Auch müsse jede Gewerkschaft, die es sich nur irgend leisten könne, ihre Verwaltung anständig honorieren.
Organisieren und wieder organisieren sei die Hauptsache bei der Gewerkschaftsorganisation. Auch bei der Agitation sei Sparsamkeit am falschen Fleck. Das übermäßige Ansammeln von Geldern in den Hauptkassen bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Agitation sei zwecklos.
Das beste Mittel, den Gewerkschaften eine innere Festigkeit zu geben, sei aber, den Mitgliedern die Erkenntnis der Notwendigkeit der Gewerkschaften beizubringen. Gelinge das, dann seien sie mit unwiderstehlicher Gewalt an die Gewerkschaften gefesselt. Dazu sei jedoch eine besondere Zeitung notwendig.