Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Buchbindereibesitzer der großen Städte koordinieren ihre Bemühungen, den jungen Buchbinderverband zu zerschlagen: durch Maßregelungen führender Gewerkschafter, durch die Erstellung "schwarzer Listen" und durch Aussperrung wegen Verbandsmitgliedschaft. In seinem Buch "Emanzipationskampf des vierten Standes" weist Rudolf Meyer darauf hin, daß es in Deutschland - im Gegensatz zu Großbritannien - noch nicht gelungen ist, die Arbeiter zu regelmäßiger Zahlung selbst geringer Beiträge anzuhalten. Zweifellos ist dies häufig durch Beschäftigungsschwankungen bedingt. Die oft erhebliche finanzielle Unterstützung von Streikenden werden nicht durch die Mitgliederbeiträge, sondern durch improvisierte Sammlungen aufgebracht. Am Widerstand auch der Nationalliberalen scheitert eine Ende 1873 auf Druck des gewerblichen Mittelstandes von O. v. Bismarck eingereichte Kontraktbruchvorlage.
Stichtag:
1874
Durch die Wirtschaftskrise bedingt, nimmt die Zahl der Streiks bis 1876 ab. 1874 werden 99, 1875 43 und 1876 30 Streiks gezählt.
Nach einer Streikwelle seit 1871 soll das Koalitionsrecht eingeschränkt werden. Der bei Streiks unabdingbare Bruch des Arbeitsvertrages soll nicht mehr zivilrechtlich, sondern strafrechtlich geahndet werden. Zwar betrifft die Novelle formal auch Arbeitgeber, aber trotzdem sei sie eine "Kriegserklärung gegenüber der Arbeiterklasse", wie der Abgeordnete Wilhelm Hasselmann (ADAV) im Reichstag erklärt.