Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Auf einer Versammlung Berliner Maschinenbauarbeiter erklärt M. Hirsch, die englischen Gewerkschaften seien vielleicht anfangs auch aus prinzipieller Feindseligkeit gegen die Arbeitgeber errichtet worden. Heute streben sie die Förderung und den gegenseitigen Schutz der Gewerbsgenossen an. Nur im äußersten Notfalle schreite man zu Arbeitseinstellungen. Sie wirken vielmehr darauf hin, die Arbeitseinstellungen überflüssig zu machen und durch gesetzlich geregelte Schiedsgerichte zu ersetzen. Denn die englischen Arbeiter hätten längst erkannt, daß die Arbeitseinstellungen ein Nachteil für die Industrie des Landes sind, von der sie doch abhängen, also für die eigenen Interessen.
Stichtag:
24. September 1868
Max Duncker erklärt, daß es "durchaus fehlerhaft" sei, den Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit "in eine an und für sich gesunde Bewegung hineinzulegen". Auch müsse die Festlegung der Organisationsweise per Dekret "von oben" als "undemokratisch" abgelehnt und durch einen Aufbau "von unten" ersetzt werden.
Die Versammlung beschließt: Die Gewerkvereine nach englischem Muster zum Schutze und zur Förderung aller berechtigten Interessen der Arbeitnehmer auf dem Boden der Selbsthilfe sind eine gesunde, auch für Deutschland höchst erstrebenswerte Institution. Diese Vereinsbildung darf aber nicht zentralistisch unter dem Befehl eines Diktators und zur Organisation des sozialen Krieges erfolgen, sondern von unten nach oben entstehen. Demnach haben sich zunächst die einzelnen Gewerke vereinsweise zu konstituieren, um alsdann durch Deputierte zur Wahrung der gemeinsamen Interessen freiwillig zusammen zu wirken.
Die Maschinenbauer wollen an dem Arbeiterkongreß teilnehmen, erhalten aber den Auftrag, dort im Sinne der Entschließung zu wirken.