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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
50er Jahre

In diesen Jahren vollzieht sich in Deutschland ein rascher Wandel der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen.
Zwischen 1851 und 1860 steigt die Industrieproduktion um mehr als das Doppelte an. Die Kohlenförderung wächst von 7 Millionen Tonnen 1850 auf 17 Millionen Tonnen 1869, die Roheisenproduktion von 200.000 t auf 500.000 t.
Zwischen 1852 und 1858 nimmt die Zahl der Maschinenbaubetriebe von 180 auf 322, die der in Preußen im Maschinenbau Beschäftigten von 9.800 1852 auf 27.900 1861 zu.
Das Eisenbahnnetz wird in diesem Zeitraum von 5.870 auf 11.150 Kilometer erweitert. Vom Eisenbahnbau geht der Impuls für das Vordringen der Aktiengesellschaften als Unternehmensform aus, die wiederum den Aufschwung des Bankwesens mit sich bringen und damit eine wachsenden Anonymisierung des Kapitals. Die 149 zwischen 1850 und 1860 in Preußen neugegründeten Aktiengesellschaften zeugen von der zunehmenden Konzentration der Produktion und des Kapitals.
Trotz großer Auswanderungsbewegungen kommt es gleichzeitig zu umfangreichen Binnenwanderungen. In neuen Industriegebieten bilden sich erste Konzentrationen von Arbeitern.
Der industrielle Aufschwung ist vor allem auf die Entwicklung neuer Produktionstechniken zurückzuführen. Zwischen 1850 und 1860 erhöht sich die Kraft der Dampfmaschinen von 260.000 auf 850.000 PS. Die wachsende Industrie verdrängt zunehmend die handwerklichen Unternehmen.
Durch die Verbesserung der Arbeitsverfahren und rationellere Organisation des Arbeitsvorgangs steigt die Produktivität des einzelnen Arbeiters erheblich an.
Dies führt wiederum zu einer Veränderung der Arbeits- und Lebenssituation der Arbeiter.
Diese Gründerperiode ist von einer großen Erwerbsgesinnung und einer beschleunigt zunehmenden Auflösung gebundener Arbeitsverhältnisse begleitet. Der Zeitraum von den beginnenden fünfziger Jahren bis zu den ausgehenden sechziger Jahren, in dem alle entscheidenden Positionen durch das neue Unternehmertum besetzt werden und das mit der Einführung der uneingeschränkten Gewerbefreiheit abschließt, erbringt den endgültigen Abbau der Schranken vorindustrieller Gesellschaftsordnung und das erste Sichtbarwerden der ökonomischen Klassenstruktur.



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