Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Die Verhandlungen über die Tarifvorlage der Berliner Buchdruckergehilfen ziehen sich in die Länge. Den Unternehmern geht es dabei um die Vermeidung kollektiver Vertragsabschlüsse mit den Gehilfen, wie ihre folgende Erklärung deutlich macht: "Kein Arbeiter, kein Arbeitgeber kann zu einem bestimmten Lohne gezwungen werden, sondern dieser muß aus ihrem freien Privat-Kontrakte hervorgehen, wenn die Freiheit nicht eine Lüge werden soll." Daraufhin beschließt eine Gehilfenversammlung durch einen Streik den Arbeiterforderungen Nachdruck zu verleihen. Rund 600 Setzer und Drucker, fast die gesamte Arbeiterschaft des örtlichen Gewerbes, stellen am 27. April die Arbeit ein. Der Berliner Magistrat vermittelt. Nachdem die Prinzipale definitiv zugesagt haben, bis 1. Juni über die Tarifforderungen zu entscheiden, wird die Arbeit wieder aufgenommen. Damit ist der erste größere Buchdruckerstreik in Deutschland vorläufig beendet. Wie tiefgehend jedoch die Gegensätze bereits sind, zeigt sich, als die Druckereibesitzer den Gehilfen eine Reueerklärung in Form eines "Reverses" zur Unterschrift vorlegen, die Gehilfen legen erneut die Arbeit nieder, und erst als der "Revers" wiederum auf Vermittlung des Magistrats zurückgezogen wird, entspannt sich die Lage für einige Zeit.
Stichtag:
27. April 1848