Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
In den 40er Jahren werden unter Leitung des Bürgertums zahlreiche Arbeiterbildungs- und Handwerkervereine - z.B. in Berlin 1844, Hamburg 1844/45 und Hannover 1845 - gegründet. Die Mitglieder erhoffen sich vor allem Bildung, Geselligkeit sowie Unterstützung durch das den Vereinen meistens angegliederte Unterstützungskassenwesen. Auch innerhalb des Bürgertums entsteht in dieser Zeit ein sozialkritisches Bewußtsein. In diesen Jahren werden zahlreiche Aufsätze, Broschüren und Bücher zur sozialen Frage oder zum "Pauperismus" veröffentlicht, die eine breite Diskussion auslösen. Die Autoren bleiben durchweg ständisch-christlichen Gesellschaftsmodellen verhaftet, wie z.B. Robert v. Mohl, Wilhelm Heinrich Richl, Franz v. Baader, Karl Biedermann, Victor Aimé Huber, Lorenz v. Stein, Karl Rodbertus, Wilhelm Weitling, Johann Hinrich Wichern, Peter Franz Reichensperger, Franz Joseph Buß und nicht zuletzt Wilhelm Emanuel Freiherr v. Ketteler. Diese Literatur ist gekennzeichnet von einer großen Beobachtungsfülle und nachhaltiger Begriffsprägung. Begriffe wie Proletariat, Klasse, Sozialdemokratie, Sozialpolitik oder Arbeiterbewegung kommen in dieser Zeit auf. Wandernden Gesellen knüpfen Verbindungen mit den im Ausland bestehenden Organisationen an, auch mit dem "Bund der Gerechten". Der Funktionsverlust der Zünfte und der Niedergang ihres Standes führt zu einem allmählichen Übergang zu einem neuen Problembewußtsein und zu noch stark berufsverbundenen gewerkschaftsähnlichen Solidargemeinschaften mit Forderungen zur Selbstbehauptung, z.B. auch durch von Fall zu Fall gebildete Streikvereine. Die industrielle Entwicklung führt zu einem Aufschwung der Produktion in Deutschland. Die Kohlenproduktion steigt auf 3,4 Mill. t (1800 - 0,3 Mill. t, 1820 - 1,5 Mill. t), die Roheisenproduktion auf 190.000 t (1800 - 40.000 t, 1820 - 90.000 t). In Sachsen werden von 1822-1835 21 Dampfmaschinen mit 260 PS, von 1836 - 1840 32 Dampfmaschinen mit 536 PS eingeführt. In Preußen steigt die Zahl der Dampfmaschinen zwischen 1837 und 1849 von 423 mit 7513 PS auf 1264 mit 67149 PS. 1835 fährt die erste Eisenbahn auf der Strecke Nürnberg - Fürth; 1840 beträgt die Streckenlänge der Eisenbahn 594 km. Die Wochenarbeitszeit beträgt in Großbritannien durchschnittlich 69, in Frankreich 78 und in Deutschland 83 Stunden.
Stichtag:
1840er Jahre