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[Seite der Druckausg.:3-4 = Inhaltsverzeichnis ]

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Vorbemerkung

In der Arbeitszeitpolitik zeichnet sich eine Trendwende ab: In den 70er und 80er Jahren setzten die Gewerkschaften auf Arbeitszeitverkürzung, heute ist diese Diskussion fast verstummt. „Flexibilisierung" heißt die neue Formel der Arbeitszeitgestaltung.

Erstaunlich viele Unternehmen gehen bereits jetzt diesen Weg. Ca. 85% der Beschäftigten arbeiten in verschiedensten Formen flexibler Arbeitszeit. Arbeitszeitkonten haben an Bedeutung gewonnen. Sie werden bislang vor allem in größeren Unternehmen praktiziert. Es ist noch viel Beratungsbedarf in anderen Bereichen erforderlich, um hier passgenaue und von den verschiedenen Akteuren akzeptierte Lösungen zu finden.

Arbeitszeitkonten tragen nicht nur zu einer besseren Synchronisierung von Marktanforderungen und betrieblichen Kapazitäten bei. Zeitkonten bieten auch die Chance, den individuellen Wünschen der Beschäftigten nach mehr Spielräumen bei der Gestaltung der Arbeitszeit, der Planung des Erwerbsverlaufs und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie Rechnung zu tragen. Insofern könnten sie in Zukunft noch wichtiger werden.

Die Sozialpartner sind bereits in ihrer gemeinsamen Erklärung zum Bündnisgespräch im Juli 1999 für eine differenzierte und flexible Arbeitszeitpolitik eingetreten und haben im Sommer 2000 im „Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit" neue Möglichkeiten zur Regelung von Überstunden und Jahresarbeitszeit ausgelotet. Unter dem Stichwort „Investive Arbeitszeitpolitik" wird z.B. nach Lösungen gesucht, um Zeitguthaben längerfristig sinnvoll auch für Qualifizierungszwecke zu nutzen. Dies ist nur ein möglicher Ansatz hinsichtlich der Verwendung der Arbeitszeitkonten.

Auch wenn in Bezug auf die Arbeitszeitflexibilität beachtliche Fortschritte erzielt worden sind, bleibt die Gestaltung der Arbeitszeit eine tarifpolitische und gesetzliche Herausforderung. Es gilt, die Augen nicht davor zu verschließen, dass es offene Fragen und Regelungsbedarf gibt.

Dazu nur einige Stichworte: Wir hören immer wieder von jungen Unternehmen, sog. „start-ups", in denen die - meist jungen MitarbeiterInnen - fast rund um die Uhr arbeiten. Sicherlich in den meisten Fällen hoch motiviert und „freiwillig", aber ohne dass dies entlohnt wird oder zu Zeitgutha-

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ben angespart wird. Führt der Weg – zumindest für Beschäftigte in einigen Bereichen - zur Abschaffung jeglicher Zeiterfassung? Ist eine solche unbegrenzte Zeitsouveränität tatsächlich das Reich der Freiheit, oder ist „der/die Arbeitskraftunternehmer/in" eher eine Schreckensvision? Wie kann man mit diesen Problemen umgehen?

Daneben gibt es praktische Fragen: Wie sichert man Zeitguthaben gegen Insolvenz des Unternehmens wirkungsvoll ab? Wie verzinst man Zeitguthaben? Wie viel betriebliche Flexibilität ist bei der Arbeitszeitgestaltung und bei Arbeitszeitkonten sinnvoll, welche tariflichen oder gesetzlichen Regelungen sind erforderlich? Soll es zukünftig überhaupt gültige Mindestnormen geben, die für alle Beschäftigte Geltung haben?

Diese Themen haben uns auf der Veranstaltung des Gesprächskreises Arbeit und Soziales der Friedrich-Ebert-Stiftung im Herbst 2000 in Berlin beschäftigt. Zu diesen Fragen müssen sowohl Politiker als auch Tarifpartner Antworten finden. Neben aktuellen wissenschaftlichen Befunden konnten auch praktische Erfahrungen und Beispiele vorgestellt und diskutiert werden. Ziel der Veröffentlichung der Ergebnisse der Tagung ist, den Dialog über die Gestaltung dieses wichtigen Feldes des Arbeitslebens zu fördern.

An dieser Stelle möchte ich insbesondere Ulla Schmidt, MdB, danken, dass sie uns auf der Tagung die Überlegungen der Politik mitgeteilt hat. Infolge ihres Wechsels in das Amt der Ministerin für Gesundheit war es ihr leider nicht möglich, diese Gedanken für unsere Broschüre schriftlich zu fixieren.

Allen ReferentInnen danke ich sehr herzlich für ihre Bereitschaft, ihre Tagungsbeiträge für die vorliegende Veröffentlichung zur Verfügung zu stellen. Mein Dank gilt ebenfalls der Moderatorin Regine Zylka für ihre Mitwirkung auf unserer Veranstaltung.

Bonn/Berlin, Mai 2001

Dr. Ursula Mehrländer


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