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TEILDOKUMENT:


[Seite der Druckausg.:1-2= Titelblatt ]
[Seite der Druckausg.:3-4 = Inhaltsverz. ]
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Vorbemerkung

Die vorliegende Broschüre dokumentiert die Ergebnisse der Tagung des Gesprächskreises Arbeit und Soziales der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema „Zukünftige Qualifizierung von Beschäftigten„ am 31. Oktober 2000 in Berlin.

In der Vergangenheit herrschte ein Verständnis von Bildung vor, das für die Zeit der Industriegesellschaft möglicherweise eine gewisse Berechtigung hatte. Verkürzt und zugespitzt lässt es sich folgendermaßen charakterisieren: Jugendliche begaben sich in einen Lern- bzw. Ausbildungsprozess, der mit einer Abschlussprüfung endete und zumeist das Eingangstor für eine - im Idealfall das gesamte Erwerbsleben dauernde - Beschäftigung in dem erlernten Beruf bot. Dabei schuf eine Fortbildung die Voraussetzung für weiteren beruflichen Aufstieg zumeist in dem einmal gewählten Berufsfeld. Natürlich war das Wissen nicht statisch. Anpassungen und Veränderungen aufgrund neuer Produkte, veränderter Produktionsverfahren und neuer Organisationsformen brachten neue berufliche Herausforderungen mit sich. Aber das berührte nicht dieses - hier in der Kürze sicherlich holzschnittartig vorgetragene - Arrangement von Qualifizierung und Beschäftigung. Das hat sich in der heutigen Wissensgesellschaft deutlich gewandelt.

Ebenso ging man früher häufig davon aus, dass Lernen nur bei Kindern oder Jugendlichen stattfinden muss. Einmal erwachsen, so die damalige Ansicht, stünden die Chancen für den Neuerwerb von Wissen schlecht. Auch das ist eine heute nicht mehr akzeptierte Denkweise. Inzwischen hat die Wissenschaft herausgefunden, dass Lernprozesse und der Erwerb von neuem Wissen nicht auf ein bestimmtes Lebensalter beschränkt sind. Lernen findet vielmehr in jedem Lebensalter statt. Angesichts des demographischen Wandels und der Zunahme älterer Beschäftigter muss vielmehr gerade das Lernen jenseits der Jugendphase gefördert werden.

In der heutigen Wissensgesellschaft, so lautet das Credo aller vorliegenden Befunde, ist Wissen der wichtigste Rohstoff. Die Qualifikation der Beschäftigten spielt für die zukünftige Entwicklung unserer Wirtschaft und für die Partizipationsmöglichkeiten der Einzelnen die entscheidende Rolle. Beeindruckendes wird genannt: Wissen ist der einzige Rohstoff, der sich nahezu

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alle 5 Jahre verdoppelt. Mit zunehmender Nutzung des Internets wird die Geschwindigkeit nach Auffassung von ExpertInnen sogar noch zunehmen.

Unternehmen geben heute für die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter hohe Summen aus. Viele Beschäftigte ergreifen von sich aus die Initiative und investieren Zeit und Geld, um sich weiterzubilden. Auch die Arbeitsverwaltung fördert die Qualifizierung, um die Chancen von Arbeitslosen bei der Suche nach neuen Beschäftigungsmöglichkeiten zu verbessern oder Arbeitslosigkeit zu vermeiden.

Das neue Schlagwort lautet: Lebensbegleitendes Lernen.

Die Frage ist, ob die vorhandenen Strukturen und Institutionen ausreichen? Genügt die gegenwärtige Praxis, um die Herausforderungen der Wissensgesellschaft zu bewältigen? Skepsis scheint angebracht. So hat z.B. das Bundesinstitut für Berufsbildung im Rahmen einer bundesweiten Bestandsaufnahme aller frauenspezifischen Weiterbildungsmaßnahmen festgestellt, dass nur 10% der Angebote für den technischen Bereich qualifizieren und weniger als 7% im Bereich Management und Führung ausbilden. Dies geht an den heutigen und noch deutlicher an den zukünftigen Anforderungen des Arbeitsmarktes vorbei.

Es soll nicht bestritten werden, dass an vielen Stellen Anstrengungen unternommen und neue Wege gegangen werden, damit das Schlagwort vom „lebensbegleitenden Lernen„ eingelöst werden kann. So spielt das Thema u.a. im Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit eine wichtige Rolle. Gleichwohl kann die Vision einer lernenden Gesellschaft, wie sie auch die UNESCO vorschlägt, nur realisiert werden, wenn die Institutionen sowie die Strukturen und Inhalte an diese veränderten Anforderungen angepasst werden. Darüber hinaus muss sorgfältig darauf geachtet werden, dass die Chancen, die diese Entwicklung bietet, auch von allen wahrgenommen werden können. Aus meiner Sicht gibt es gute Ansätze und ermutigende Beispiele, die in dieser Broschüre dokumentiert werden.

Abschließend möchte ich mich bei allen ReferentInnen und bei den beiden Moderatorinnen für die Mitwirkung an der Tagung und an der Broschüre bedanken.

Bonn/Berlin, März 2001

Dr. Ursula Mehrländer


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