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Vorbemerkung


Als Leiterin des Gesprächskreises Arbeit und Soziales der Friedrich-Ebert-Stiftung möchte ich zunächst seine inhaltlichen Schwerpunkte nennen:

  • Arbeitsmarktpolitik, Qualifizierung, Mitbestimmung,
  • Demographischer Wandel und seine Auswirkungen,
  • Sozialpolitik, insbesondere Renten- und Gesundheitspolitik, Globalisierung und nationale Sozialpolitik,
  • Migrationspolitik, Einwanderungskonzeption für zukünftige Wanderungsbewegungen, Integrationsprozesse der bereits ansässigen Zuwanderer.

Mit dem Gesprächskreis Arbeit und Soziales will die Friedrich-Ebert-Stiftung ein Forum für den Dialog zwischen Politikern, Vertretern von Unternehmen, Gewerkschaften, Verbänden und Wissenschaftlern bieten, in dem aktuelle, gesellschaftspolitisch bedeutsame Fragen diskutiert werden können. 1997 haben wir 20 Veranstaltungen mit rund 2 500 Teilnehmern durchgeführt. Die Ergebnisse werden in der Regel in Broschürenform dokumentiert. 1997 sind 8 Broschüren mit einer Auflage von 40 000 Exemplaren sowie 6 Expertisen mit einer Auflagenhöhe von 20 000 veröffentlicht worden.

Mit unseren Veranstaltungen decken wir ein sehr breites Spektrum im Bereich der Arbeits- und Sozialpolitik ab. Es geht uns dabei um Strukturfragen und um Zukunftsperspektiven unserer Gesellschaft. Das Thema, mit dem sich die vorliegende Broschüre beschäftigt, lautet: „Wachstumsmotor Alter(n): Lebensstile - Kaufkraft- Konsum". Damit werden die Ergebnisse unserer Tagung vom September 1997 dokumentiert. Hier hatten wir uns einem Thema zugewendet, das u.E. noch nicht die Aufmerksamkeit erfährt, die ihm zukommen sollte.

Die Diskussion um den demographischen Wandel und die damit verbundenen Konsequenzen ist häufig davon geprägt, daß vorrangig die Probleme, Gefahren und Kosten dieser Entwicklung und weniger die Chancen und die Gestaltungsmöglichkeiten thematisiert werden. Wir wollen einen anderen Akzent setzen und die ökonomischen Konsequenzen des demographischen Wandels in den Mittelpunkt rücken. Daher haben wir bewußt in unserem

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Titel den Begriff „Wachstumsmotor" verwendet. Dies ist in der Verknüpfung mit dem Begriff „Alter(n)" und dem Altern der Gesellschaft wohl eher unüblich. Vermutlich assoziieren die meisten von uns bei dem Begriff „Wachstumsmotor" innovative Wirtschaftssektoren wie die Informationstechnologie, neue Medien, möglicherweise Umwelttechnologie oder den Export. Vielleicht denken einige dabei auch an jugendliche Käufergruppen, die die Marktforschung nach verschiedenen Trends differenziert und die die Hersteller umwerben.

Die Älteren werden als Konsumenten und Käufergruppe trotz ihrer Anzahl und ihrer zukünftig wachsenden Bedeutung heute noch weitgehend ignoriert. Wie ist dies zu erklären? Unsere Gesellschaft ist immer noch so ausgerichtet, als gäbe es wenige alte Menschen, und Ältere werden eher als Randgruppe wahrgenommen und behandelt. Möglicherweise steht dies in Zusammenhang mit einem noch immer weit verbreiteten Altersstereotyp, das da lautet: arm, krank, hilfsbedürftig, genügsam. Neuem gegenüber wenig aufgeschlossen. Daß dies nicht zutrifft, weiß wohl jeder aus seinem eigenen Umfeld. Es gibt inzwischen aber auch viele Untersuchungen, die dieses Zerrbild widerlegen. Ich möchte hier lediglich die Ergebnisse der Anfang der neunziger Jahre erschienenen Studie „Die Älteren - zur Lebenssituation der 55- bis 70jährigen" erwähnen. Für unsere Veranstaltung hatte uns Frau Dr. Meyer-Hentschel freundlicherweise einige Charts und einen fünfminütigen Videofilm zum Age-Simulator zur Verfügung gestellt, der es Jüngeren ermöglichen soll, zu erfahren, auf welche Barrieren Ältere im Alltag stoßen und wie sie ihre Umwelt erleben.

Dennoch setzt sich erst allmählich ein differenzierteres Altersbild durch. Erst allmählich wird die Heterogenität und der Facettenreichtum der Lebensstile und der Lebensbedingungen von Älteren wahrgenommen und fließt in die Konzeption und die Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen ein. Dabei sollten wir aber nicht der Gefahr unterliegen, neue Altersstereotypen, z.B. den fitten, materiell bestens ausgestatteten, konsumorientierten jungen Alten aufzubauen. Aber einige Hersteller und Dienstleistungsanbieter sind inzwischen auf diese wachsende und unter ökonomischen Gesichtspunkten attraktive Zielgruppe der Älteren aufmerksam geworden. Kürzlich las ich in der Presse zum Beispiel von einer Privatbank, die sich gezielt an Kunden ab 55 Jahren wendet und ihnen z.B. Girokonten und zinsmäßig aufgepeppte Sparbücher verkauft. Nach Aussage des Vorstands ist diese Altersgruppe

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vor allem als Anleger interessant. Sie wählen gerne Spareinlagen, die für die Bank billig sind, und bewegen ihr Geld nur wenig, so daß es besonders gut für die Kreditvergabe genutzt werden kann.

Wenn man für das Thema „Alter(n) als Wachstumsmotor" sensibilisiert ist, stößt man jedoch in nahezu allen Wirtschaftsbereichen auf Angebote, die offensichtlich besonderes die Älteren ansprechen sollen. Neben den bekannten Angeboten und Leistungen für Ältere, etabliert sich scheinbar ein „Markt", der besonders den Ansprüchen, Wünschen und Gewohnheiten dieser Zielgruppe Rechnung zu tragen sucht. Interessant erscheint mir, daß die Erschließung dieser Käufer nur bedingt über das Etikett „Senioren" erfolgt. Vielmehr scheint dies als Vermarktungsansatz sogar eher hinderlich zu sein. Ältere wollen offensichtlich nicht in erster Linie auf ihr Lebensalter angesprochen werden, sondern als Kunden, die sehr vielfältige Interessen und Bedürfnisse haben.

Bei dem in der vorliegenden Broschüre behandelten Thema stößt man an vielen Stellen auf Vorurteile und Unkenntnis. Sei es über die Lebenslagen von Älteren, ihre Einkommenslage und ihre Einkommensverwendung, aber auch hinsichtlich der Lebensstile und Konsumneigungen. Mit der Durchführung der Tagung und mit der Veröffentlichung der Broschüre möchten wir dazu beitragen, daß über diese Thematik verstärkt diskutiert wird.

Allen Referenten und Referentinnen sowie der Moderatorin möchte ich an dieser Stelle für ihre wertvolle Mitwirkung an der Tagung danken. Mein besonderer Dank gilt Wilhelm Schmidt, MdB, Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, der den Einführungsvortrag in das Thema übernommen hatte.

Weiterhin möchte ich meiner Kollegin Ruth Brandherm für die Erstellung der Tagungskonzeption sowie für die Tagungsleitung danken. Grete Berendt hatte die Organisation der Tagung übernommen und die Herausgabe der Broschüre betreut, auch ihr sei hiermit Dank gesagt.

Bonn, Dezember 1997

Ursula Mehrländer

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