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[Seite der Druckausg.: 28]

Zusammenfassung

Eine frauenpolitisch geführte Debatte über die Neuorganisation der Hausarbeit muß zunächst die Bedeutung der Hausarbeit als gesellschaftlich notwendige Arbeit herausstellen. Sie ist als Basis der Erwerbsarbeit anzusehen, denn ohne diese Arbeit gäbe es weder arbeitsfähige Personen noch ein soziales Miteinander. Dem Volumen nach ist Hausarbeit weitaus umfangreicher als die Erwerbsarbeit und sie bildet, wenn man ihren Wert mit gängigen erwerbswirtschaftlichen Kriterien bestimmt, einen erheblichen Anteil des Bruttosozialproduktes. Die Funktion und der Wert dieser Arbeit ist jedoch verborgen, gesellschaftlich und politisch unbeachtet. Diese Verdrängung gilt es aufzuheben und der Hausarbeit die politische Bedeutung zu verleihen, die ihr zukommt.

Hausarbeit ist unbezahlt bzw. minderbezahlt und fast ausschließlich Arbeit von Frauen. Es besteht die Gefahr, daß bei der Umsetzung der Konzepte zu ihrer Neuorganisation ein neues, weibliches Arbeitsmarktsegment mit den bekannten minderen Qualitäten entsteht und ausgebaut wird. Dann würde in Zukunft all den Frauen, die aus den verschiedensten Gründen wenig Chancen auf dem Erwerbsarbeitsmarkt haben, hier eine minderwertige Beschäftigungsmöglichkeit eröffnet. Agenturlösungen, wie sie die SPD vorschlägt, können im Gegensatz zu der von der CDU/CSU durchgesetzten Steuerlösung einige der negativen Begleiterscheinungen wenigstens bezogen auf den Arbeitnehmerinnenstatus verhindern.

[Seite der Druckausg.: 29]

Jede staatliche Subvention der Hausarbeit muß, soll sie eine sozialstaatliche Leistung sein, genau unterscheiden, welche Hausarbeit unterstützt wird: Die Hausarbeit für erwachsene Menschen bedarf keiner staatlichen Förderung, weil diese Arbeit jeder und jede für sich leisten kann, - wenn auch dazu Veränderungen in den Erwerbsarbeitsbedingungen durchgesetzt werden müssen. Jede steuerliche Entlastung privater Haushalte für Dienstleistungsarbeiten verstärkt wegen der bestehenden Struktur des Steuersystems die Geschlechterhierarchie: Immer, wenn Vergünstigungen einkommensabhängig sind, profitieren Frauen weniger, weil sie im Durchschnitt ein Drittel weniger verdienen als Männer und als nicht erwerbstätige Ehefrauen überhaupt kein eigenes Einkommen haben.

Wenn die hauswirtschaftlichen Dienstleistungen als potentieller Sektor für geschützte Erwerbsarbeit entdeckt werden, so muß dies mit der Debatte um eine Neuorganisation der privaten Hausarbeit verknüpft werden.

Die hier vorgelegte Analyse kommt zu dem Schluß,

  • daß die Hausarbeit aus der gesellschaftlichen und politischen Unsichtbarkeit herauskommen muß,

  • daß sie gerecht zwischen den Geschlechtern zu teilen ist,

  • daß sie materiell angemessen bewertet werden muß,

  • daß sie eine volle Absicherung in den sozialen Sicherungssystemen bieten muß,

  • daß der Staat nicht die Hausarbeit der Menschen, die sie auch für sich selber leisten könnten, mit Steuermitteln unterstützen sollte

  • daß die erforderlichen Qualifikationen anerkannt werden und

    [Seite der Druckausg.: 30]

  • daß Hausarbeit als Dienstleistung im Non-Profit- Sektor anzusiedeln ist.

Die unbezahlte Hausarbeit der (Ehe)frauen ist ein wesentlicher Bestandteil der geschlechtshierarchischen Arbeitsteilung. Eine Veränderung der Struktur dieser Arbeit berührt das Geschlechterverhältnis und bietet die Chance, die Geschlechterhierarchie abzubauen, aber auch die Gefahr, sie weiter zu verstärken.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 1999

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