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Vorbemerkung

Diese Broschüre dokumentiert die Tagung, die im Rahmen des Gesprächskreises Arbeit und Soziales der Friedrich-Ebert-Stiftung stattgefunden hat. Schwerpunkte dieses Gesprächskreises sind Arbeitsmarktpolitik, Mitbestimmung, Sozialpolitik, Migrationspolitik. Im Jahre 1997 haben wir 20 Veranstaltungen mit rund 2.500 Teilnehmern durchgeführt. Acht Broschüren - Auflage 40.000, sechs Expertisen - Auflage 20.000 sind veröffentlicht worden.

Mit Blick auf die Vergangenheit und die Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland seit den fünfziger Jahren wird nahezu einhellig der hohe gesellschaftspolitische Stellenwert der Mitbestimmung beschworen. Allerdings, so die Kritiker, hätten sich die Bedingungen in Wirtschaft und Gesellschaft inzwischen derart gewandelt, daß heute dieses "Relikt der Industriegesellschaft" den notwendigen Wandel durch bürokratische und formalisierte Abstimmungsverfahren verzögere und erschwere. Während einige Vertreter aus Wirtschaft, Verbänden und der Politik die Mitbestimmung eher als Hemmschuh für Modernisierung und Veränderung betrachten, sehen andere darin eine Voraussetzung für Innovationen und eine Grundbedingung für die demokratische Weiterentwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Dem liegt nicht etwa eine sozialromantische Attitüde zugrunde, sondern diese Einschätzung speist sich aus gesellschaftspolitischen Grundüberzeugungen und Erfahrungen in der betrieblichen Praxis. Eine erfolgversprechende, nachhaltige Innovationsstrategie - so die These - setzt auf eine dialogorientierte Wirtschaftspolitik und die Mitwirkung und Mitgestaltung der Beschäftigten und ihrer Interessenvertretung.

Diese schon in den Debatten um die Humanisierung des Arbeitslebens vorgetragene Argumentation scheint heute aktueller denn je. Ausgangspunkte sind gerade veränderte Rahmenbedingungen und Anforderungen der Wirtschaft, aber auch veränderte Ansprüche und gestiegene Qualifikationsvoraussetzungen der Beschäftigten. Eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft, die Erhöhung der Flexibilität und eine Verbesserung der Beschäftigungssituation machen es erforderlich - so das Grünbuch der EU 1997 -, starre und hierarchische Arbeitsstrukturen zu verändern und neue Formen der Arbeitsorganisation zu entwickeln. Diese basieren auf einem hohen Qualifikationsprofil der Belegschaft, auf gegenseitigen Vertrauensbeziehungen bzw. einem partnerschaftlichen Umgang und einer verstärkten Einbeziehung der Beschäftigten.

Ob dieser Modernisierungs- und Innovationspfad sich durchsetzen wird oder neo-liberale Positionen in der Auseinandersetzung um die zukünftige Gestaltung wirtschaftlicher Strukturen die Oberhand gewinnen, bleibt abzuwarten. Ernst zu nehmen sind allerdings kritische Stimmen, die vor einer allzu einfachen Gleichsetzung von Humanressourcen, Partizipation und Innovation warnen. Mit dem aktuellen Rückzug vieler Arbeitgeber aus Tarifvertrag und Mitbestimmung verändern sich die industriellen Beziehungen und der bisher gültige Vertrauensmechanismus drohe zu erodieren, so Horst Kern (SOFI).

Seit 1995 haben wir uns im Gesprächskreis Arbeit und Soziales der Friedrich-Ebert-Stiftung unter Beteiligung von Ottmar Schreiner, MdB, mit der Zukunft der Mitbestimmung beschäftigt.

Wir haben im Verlauf der Beschäftigung mit dem Thema festgestellt, daß es in vielen Köpfen und an vielen Stellen Bewegung und Veränderungen gibt. Gerade vor Ort, in den Betrieben werden neue Wege gesucht und auch praktiziert. Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des einzelnen Unternehmens entstehen neuartige Formen der Kooperation zwischen Management und Belegschaft.

Mit dieser Broschüre möchten wir weitere Anregungen und Anstöße geben, um über die Zukunft von Mitbestimmung und Beteiligung nachzudenken. Allen Mitwirkenden an der Tagung möchte ich an dieser Stelle danken. Insbesondere danke ich Ottmar Schreiner, MdB, daß er uns die Sichtweise der Politik nahegebracht hat. Dank gilt weiterhin meiner Kollegin Ruth Brandherm für die Erstellung der Tagungskonzeption und für die Tagungsleitung.

Bonn, Juli 1998
Ursula Mehrländer


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Februar 1999

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