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Arthur E. Imhof:
Von der unsicheren zur sicheren Lebenszeit: das Konzept vom Lebensplan

[Der Beitrag basiert auf fünfzehn durch Anklicken der unterstrichenen Hotwords einzeln aufrufbaren Abbildungen. Sie sind sämtlich der neu (1995) erschienenen CD-ROM Historische Demographie entnommen. Um die Bildübertragungszeiten im Netz zu reduzieren, wurden sie alle sehr stark komprimiert (auf 30-50 KB).
Der Text ist im Internet außerdem abrufbar unter http://userpage.fu-berlin.de/~aeimhof/fes.htm.
Wer eine bessere Bildqualität wünscht, möge direkt zur CD-ROM greifen. Dort finden sich zu den einzelnen Abbildungen auch umfangreiche Erläuterungen und Literaturhinweise. Hier beschränken sie sich auf ein Minimum (Arthur E. Imhof: Historische Demographie I, München 1995).]


Im Lauf der letzten vier-, fünfhundert Jahre vollzogen sich hinsichtlich unserer Lebensspanne zwei grundsätzliche unterschiedliche Entwicklungen.

Zum einen haben sich die früher breit gestreuten Sterbealter immer mehr angenähert (vgl. Abbildung 1). Lag ihr Durchschnitt ehedem, mit enormen Abweichungen nach unten und oben, bei etwa 30 Jahren, so liegen sie heute, stark gebündelt, zwischen etwa 70 und 80 Jahren. Daraus läßt sich für den einzelnen indes keine Garantie ableiten. Nach wie vor sterben nicht wenige Menschen vor ihrem Alter: an AIDS oder anderen unheilbaren Krankheiten, Unglücksfällen, an Suiziden. Obwohl diese fundamentale Entwicklung von der unsicheren zur sicher(er)en Lebenszeit noch nicht am Ende angekommen ist (die sogenannte mittlere maximale Lebensspanne der Spezies Mensch scheint bei etwa 85 Jahren zu liegen), so können wir doch schon heute wie nie zuvor in der Geschichte allgemein mit einem langen Leben rechnen (vgl. Abbildung 2). Es lohnt sich für uns, in das Leben in jeder erdenklichen Weise zu investieren.

Zum andern ist das Leben im gleichen Zeitraum insgesamt unendlich kürzer geworden (vgl. Abbildung 3). Glaubten die meisten unserer Vorfahren (wahrscheinlich) an eine Auferstehung und das ewige Leben, so tun das heute (wahrscheinlich) noch die wenigsten von uns. Was aber ist eine Verdoppelung oder Verdreifachung der irdischen Lebensspanne beim gleichzeitigen Verlust des Glaubens an die Ewigkeit? Allerdings erfuhr der Körper als Garant dieses dürftigen irdischen Rests eine ungeheure Aufwertung. Ist er nicht mehr, sind auch wir nicht mehr. Krankenhäuser sind an Stelle der ehemaligen Kathedralen getreten; „Götter in Weiß" an Stelle des ehemaligen Lieben Gottes. Tatsächlich dürfen wir uns heutzutage „in den besten Jahren" (die mittlerweile schon Jahrzehnte umfassen) „mit einem gewissen Recht" erstmals bereits „ein bißchen unsterblich" fühlen. Die im Gesundheitswesen Tätigen erfüllen ihren gesellschaftlichen Reparatur-Auftrag so effektiv wie nie zuvor. Früher machten Krankheiten als Fingerzeig Gottes einen Sinn. Was für einen Sinn sollten sie heute noch machen? Und doch wäre es oft die einzige Gelegenheit, in einem sonst turbulenten Leben zu sich zu finden.

Abbildung 1:
Links und rechts sieht man ein „Haus des Lebens". Jede erklommene Etage bedeutet ein Lebensjahrzehnt. Vor 500 Jahren waren die Sterbealter breit gestreut. Etwa ein Viertel aller Geborenen blieb nicht einmal bis zum ersten Geburtstag am Leben. Rein rechnerisch lag der Durchschnitt der Sterbealter damals bei etwa 30 Jahren. Mittlerweile haben sich die Sterbealter fokussiert, wobei allerdings noch immer nicht wenige Menschen vor ihrem Alter sterben. Im Durchschnitt können wir heute indes ziemlich fest mit 70 bis 80 Lebensjahren rechnen.
(Quelle: CD-ROM Historische Demographie I (1995), Abb. 34.)

Abbildung 2:
Zwischen 1740 und 1989 haben sich die Sterbealter in Deutschland weitgehend auf den Kopf gestellt. Waren seinerzeit die jüngsten Altersgruppen die hauptsächlich betroffenen, so heute die ältesten. Offensichtlich ist diese kontinuierliche Entwicklung noch nicht am Ende angekommen. Nach wie vor sterben viele Menschen in mittleren und höheren Altern vor Erreichung der mittleren maximalen Lebenserwartung (etwa 85 Jahre).
(Quelle: CD-ROM Historische Demographie I (1995), Abb. 79.)

Abbildung 3:
Verglichen werden schematisch fünf Lebensläufe „früher" mit fünf Lebensläufen „heute". Seinerzeit bestand das Leben aus zwei Teilen: einem mehr oder weniger kurzen auf Erden und einem unendlichen im Jenseits. Zur Sicherung des ewigen Seelenheils in der Herrlichkeit Gottes lernte man damals ab jungen Jahren die Kunst des guten Sterbens.
Mittlerweile haben sich die früher breit gestreuten Sterbealter stark fokussiert und sich im Durchschnitt verdoppelt oder verdreifacht. Gleichzeitig büßten die (wahrscheinlich) meisten von uns jedoch den Glauben an Auferstehung und ein ewiges Leben ein. Das Leben insgesamt ist somit unendlich kürzer geworden.
(Quelle: CD-ROM Historische Demographie I (1995), Abb. 66.)

Gewonnene Jahre sind nicht automatisch erfüllte Jahre. Wir müssen sie durch eigene Anstrengungen schon selbst zu solchen machen. Besonders irritierend ist in diesem Zusammenhang der starke Anstieg von Selbsttötungen im Vierten Alter, also jenseits etwa der 70, 75, vor allem bei den Männern, aber auch bei den Frauen. Hierbei scheint es sich um eine historische Konstante zu handeln. Egal, ob wir die graphische Darstellung je 100.000 Männer beziehungsweise Frauen in Fünfjahres-Altersgruppen für 1961 (vgl. Abbildung 4), für 1977 (vgl. Abbildung 5), für 1984 (vgl. Abbildung 6) oder für 1989 (vgl. Abbildung 7) (am Beispiel der DDR) nehmen: die relative Altersverteilung sieht im Prinzip immer gleich aus. Was dagegen beinahe explosionsartig zunimmt, ist die Zahl der Menschen in diesem Alter, das heißt das Ausmaß der Risikopopulation. Allein zwischen 1871 und 1986 stieg der Anteil von deutschen Männern und Frauen, die mindestens 70 Jahre alt wurden, um 300% bis 400%, der 80jährigen um 600% bis 800% und der 85jährigen um 1.000% bis 1.500% (vgl. Abbildung 8). Und ein Ende ist nicht abzusehen. Immer mehr Menschen stoßen im Zuge der Rektangularisierung der Überlebenskurven bis an die Grenzen der biologischen Lebenshülse vor (vgl. Abbildung 9).

Abbildung 4
Suizide in der DDR 1961 nach ICD/9 E950-959
(Quelle: CD-ROM Historische Demographie I (1995), Abb. 86.)

Abbildung 5
Suizide in der DDR 1977 nach ICD/9 E950-959
(Quelle: CD-ROM Historische Demographie I (1995), Abb. 86b.)

Abbildung 6
Suizide in der DDR 1984 nach ICD/9 E950-959
(Quelle: CD-ROM Historische Demographie I (1995), Abb. 86c.)

Abbildung 7
Suizide in der DDR 1989 nach ICD/9 E950-959
(Quelle: CD-ROM Historische Demographie I (1995), Abb. 86d.)

Abbildung 8:
Prozentualer Anstieg von deutschen Männern (links) und Frauen (rechts), die zu verschiedenen Zeitpunkten im Vergleich zu 1871/80 ein Alter von mindestens 70 (oben), 80 (Mitte) oder 85 Jahren (unten) erreichten.
(Quelle: CD-ROM Historische Demographie I (1995), Abb. 78.)

Abbildung 9:
Zunehmende Rektangularisierung der Überlebenskurven deutscher Männer (links) und Frauen (rechts) zwischen 1871/80 und 1990/92. Immer mehr Geborene bleiben bis zum Anstoßen gegen die biologische Lebenshülse am Leben.
Die griffige, allerdings nicht unumstritten gebliebene Formel geht zurück auf den Band von James F. Fries und Lawrence M. Crapo von der Stanford University School of Medicine: Vitality and Aging. Implications of the Rectangular Curve. San Francisco: Freeman 1981. (Quelle: CD-ROM Historische Demographie I (1995), Abb. 39.)

Vor diesem Hintergrund plädiere ich für die Realisierung eines Lebensplan-Konzepts. Als Sozialhistoriker, der aufzeigt, wo in einer laufenden Entwicklung wir derzeit stehen, fordere ich angesichts einer „Gesellschaft des langen Lebens" die Gesellschaftspolitik zu massiver Hilfestellung bei der Umsetzung dieses präventiv gedachten Konzeptes auf.

Als Motto des Lebensplans könnte dienen: „Menschsein heißt, die von Anfang an in uns angelegte Spannung zwischen Werden, Sein und Vergehen zu akzeptieren, auszuhalten und aushaltend zu gestalten sowie den Tod zur rechten Zeit auf uns zu nehmen". Der Lebensplan ist somit kein Stundenplan für die einzelnen Lebensetappen. Vielmehr geht er davon aus, daß die meisten von uns ihr Leben erstmals von einem relativ kalkulierbaren Ende her leben und zielgerichtet organisieren können. Dabei sollen die unterschiedlichen Lebensphasen mit ihren voraussehbaren Stärken und Schwächen ab den jungen Erwachsenenjahren im vornherein so aufeinander bezogen und abgestimmt werden, daß man an jeder von ihnen Geschmack finden und Freude haben kann. Hierbei muß insbesondere auch bedacht werden, daß im Vierten Alter die körperlichen Möglichkeiten nicht selten früher als die geistigen nachlassen, wenn diese ein Leben lang gepflegt wurden. Der Lebensplan läuft diesbezüglich darauf hinaus, in sich oder/und anderen ab früher Jugend neben körperlichen auch geistig-musisch-intellektuelle Interessen zu wecken und kontinuierlich zu vertiefen. Niemand braucht im Vierten Alter in eine entsetzliche geistige Leere zu stürzen (eine der ausschlaggebenden Ursachen der hohen Suizidraten).

Im Hinblick auf die Realisierung des Lebensplans können die folgenden Abbildungen Hilfestellung bieten. Betrachten wir die Entwicklung unseres Lebenszeitbudgets im 20. Jahrhundert (vgl. Abbildung 10), stellen wir fest, daß um 1900 von den damaligen durchschnittlichen 440.000 Lebensstunden je etwa ein Drittel auf lebensnotwendige Zeit (Schlafen, Essen usw.), Arbeitszeit und Freizeit entfiel. Um 1980 wurde von den 610.000 Lebensstunden noch immer etwa ein Drittel für die Lebensnotwendigkeiten benötigt. Das wird auch morgen bei etwa 700.000 Lebensstunden (= 80 Lebensjahre) nicht anders sein. Was jedoch prozentual wie absolut immer stärker zunahm und weiter zunimmt, ist die frei verfügbare Zeit (pro Tag, pro Woche, pro Jahr, pro Leben). Das Konzept vom Lebensplan sollte uns nun dazu veranlassen, diese zunehmenden Kuchendiagramme mit der expandierenden frei verfügbaren Zeit nicht in erster Linie auf Bauchhöhe zu plazieren (vgl. Abbildung 11), das heißt diese nicht nur für körperliche Belange zu nutzen, sondern auf Kopfhöhe (vgl. Abbildung 12). Neben Reisen, sportlicher Betätigung usw. sollten ab jungen Erwachsenenjahren auch geistig-musisch-kulturelle Interessen gepflegt und vertieft werden. (Ein im Rahmen üblicher Lehrveranstaltungen im Beisein von Angehörigen aller Lebensalter an der Freien Universität Berlin wiederholt erprobtes konkretes Beispiel kann im World Wide Web von jedermann selbst nachvollzogen werden. Anhand eines einzigen Gemäldes in der Gemäldegalerie Berlin-Dahlem sollten lebenslang vorhaltende tiefe geistig-musisch-kulturelle Interessen in ganz unterschiedliche Richtungen geweckt werden.)

Abbildung 10:
Entwicklung des Lebenszeit-Budgets gestern (um 1900) – heute (um 1980) – morgen (in absehbarer Zukunft) mit dem prozentual wie absolut expandierenden Anteil an frei verfügbarer Zeit.
(Quelle: CD-ROM Historische Demographie I (1995), Abb. 93.)

Abbildung 11:
Die Plazierung der größer werdenden Kuchendiagramme mit den zunehmenden Anteilen an frei verfügbarer Zeit auf Bauchhöhe weist auf deren fragliche Investition in hauptsächlich oder gar ausschließlich körperliche Belange hin: ausgiebig und gut essen, möglichst lange schlafen, Wandern, Sport treiben, um die Welt reisen usw. Nichts dagegen, aber nicht nur!
(Quelle: CD-ROM Historische Demographie I (1995), Abb. 94.)

Abbildung12:
Die Plazierung der größer werdenden Kuchendiagramme mit den wachsenden Anteilen an frei verfügbarer Zeit auf Kopfhöhe entspricht dem Konzept vom Lebensplan: ab jungen Erwachsenenjahren einen Teil der frei verfügbaren Zeit in geistig-musisch-kulturelle Aktivitäten investieren, damit beim Nachlassen der körperlichen Fähigkeiten vor den geistigen im Vierten Alter sich das Leben immer noch zu leben lohnt.
(Quelle: CD-ROM Historische Demographie I (1995), Abb. 95.)

Das Lebensplan-Motto sollte sich um so eher erfolgreich umsetzen lassen, wenn wir uns immer wieder bewußt machen, daß wir im Vergleich zu unseren Vorfahren keineswegs nur quantitativ mehr als doppelt so viele Lebensjahre zu unserer Verfügung haben, sondern auch qualitativ doppelt so gute Jahre (vgl. Abbildung 13). Anders ist das Ergebnis gar nicht zu erzielen: qualitativ und quantitativ bessere Ernährung, bessere Wohn- und Arbeitsbedingungen, bessere öffentliche und private Hygiene usw. usw. Bedacht werden sollte gleichfalls, ob uns diese Entwicklung nun paßt oder nicht, daß im Zuge des Wandels von der unsicheren zur sicher(er)en Lebenszeit (vgl. Abbildung 14) eine Freisetzung des Individuums von alten Zwängen stattgefunden hat, oder pointierter ausgedrückt: auch ein Wandel von der schlechten alten Zwangsgemeinschaft zum guten neuen Single (vgl. Abbildung 15). Aus puren Überlebensgründen ist heute niemand mehr ezwungen, in irgendwelchen Formen von Gemeinschaft zu kuschen. Erstmals haben die meisten Männer genauso wie Frauen eine realistische Chance zur „Selbstverwirklichung", auf sich allein gestellt, allenfalls als Teilzeitgemeinschafter durchs Leben zu gehen. Was wunder, daß immer mehr diese Chance wahrnehmen. Daß diese Freistellung ihnen im Hinblick auf die Gesellschaft, deren Teil sie nach wie vor sind, die Wahrnehmung ganz neuer Aufgaben ermöglicht, ist selbstverständlich. Singles brauchen keine egoistischen Hedonisten zu sein.

Abbildung 13:
Schematische Darstellung des Ursachengeflechts hinter der Abnahme der Säuglingssterblichkeit und der Zunahme der Lebenserwartung. Als ineinander greifende Kettenglieder sind einige wichtige Faktoren aufgeführt. Sie ließen sich beliebig mehren. In all diesen Bereichen ging es mit der Entwicklung aufwärts. Eine Schlüsselrolle spielt(e) dabei die Mädchen- und Frauenbildung. – Das (bei uns historische) Zirkularkausations-Modell hat im Hinblick auf Schwellen- und Entwicklungsländer erhebliche Relevanz.
(Quelle: CD-ROM Historische Demographie I (1995), Abb. 18.)

Abbildung 14:
Hauptursache des Wandels von der unsicheren zur sicher(er)en Lebenszeit ist die erstmalige langfristige Bändigung der alten Destruktionstrias Pest – Hunger – Krieg. Links sehen wir, wie vor 300 Jahren die Hälfte der Geborenen nicht einmal das Erwachsenenalter erreichte (die vielen Lücken zwischen den Lebenslauflinien für Erwachsene weisen darauf hin). Und auch die Erwachsenen waren ihrer Existenz nie sicher. Die Todespfeile von Pest(ilenzen), Hunger, Krieg drangen durch die schwachen Schutzmechanismen hindurch (nicht restriktiv gehandhabte Quarantäne, ungenügende Getreidemagazinierung, Kriegsverwüstungen).
Seit Ende des Zweiten Weltkriegs vermögen die existenzbedrohenden Pfeile erstmals nicht mehr in nennenswerter Zahl bis zu den Individuen vorzudringen (vgl. rechts). Entsprechend fokussiert und generell angehoben haben sich die Sterbealter.
(Quelle: CD-ROM Historische Demographie I (1995), Abb. 72.

Abbildung 15:
Aufgrund der quasi permanenten Lebensbedrohungen durch „Pestilenzen, Hunger und Krieg" waren unsere Vorfahren gezwungen, in Gemeinschaften (Familien, Haushalten, Kloster-, Militärgemeinschaften usw.) zusammenzuleben. Das Zentrum der Stabilität bildete der Hof, das Kloster, die militärische Einheit, nicht jedoch das EGO. Diese Zwangseinbindung gewährte zumindest einen gewissen Schutz. Das Resultat sah allerdings immer noch so aus, wie wir es oben links sehen: „Mitten wir im Leben/sind vom Tod umgeben".
Inzwischen ist das auf Ferdinand Tönnies (1855-1936) zurückgehende Konzept „Von Gemeinschaft zu Gesellschaft" (1887) Wirklichkeit geworden. Jedes über dem baren Existenzminimum lebende EGO kann sich heute ohne Gemeinschaftseinbindung mit ihren inhärenten langfristigen gegenseitigen Verpflichtungen allein ins Zentrum stellen. Seine Überlebenschancen verringern sich dadurch in keiner Weise. Was der abendländische Mensch zumindest seit der Renaissance erstrebte: wir können es realisieren. Was wunder, daß mehr und mehr Männer wie Frauen die erstmalige Chance zur ungebundenen Selbstverwirklichung denn auch wahrnehmen.
(Quelle: CD-ROM Historische Demographie I (1995), Abb. 72b.)

Wer entsprechend dem Konzept vom Lebensplan die gewonnenen Jahre systematisch zu erfüllten macht, dem dürfte es am Ende auch leichter fallen, das Leben zur rechten Zeit loszulassen. Diese Ars vivendi ist somit nicht zuletzt auch eine zeitgemäße neue Ars moriendi: erfüllt leben – in Gelassenheit sterben.

Wer an weiteren Informationen in gedruckter Form interessiert ist, sei auf die Neuerscheinung Die Zunahme unserer Lebensspanne seit 300 Jahren und ihre Folgen hingewiesen.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Januar 1999

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