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TEILDOKUMENT:


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Eröffnung und Begrüßung
Prof. Dr. Thomas Meyer


Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren! Herzlich willkommen hier bei der Akademie der Politischen Bildung der Friedrich-Ebert-Stiftung zu unserem heutigen Medienforum.

Mein Name ist Thomas Meyer. Ich bin wissenschaftlicher Leiter der Akademie und freue mich sehr, dass Sie zu unserem zweiten Medienforum heute in so stattlicher Zahl erschienen sind.

Die JournalistenAkademie im Rahmen unserer Akademie der Politischen Bildung veranstaltet diese Foren. Hartmut Heß, Leiter der JournalistenAkademie, wird dann die Diskussion moderieren. Es hat aus aktuellem Anlass einige Umstellungen gegeben. Das Podium ist jetzt noch etwas anders zusammengesetzt als ursprünglich geplant. Die aktualisierten Programme liegen aus. Sie sehen aber auch an den Namensschildern hier, wie sich das Podium und die Diskussionsleitung jetzt darstellen.

Das Programm, das die JournalistenAkademie der Friedrich-Ebert-Stiftung seit etwa anderthalb Jahren durchführt, besteht aus einer Reihe von Angeboten - im Wesentlichen an Journalisten - weil wir vor allen Dingen im Bereich der Weiterbildung von Journalisten helfen wollen, deren spezielle Bedürfnisse zu befriedigen mit einer Palette verschiedener Veranstaltungstypen. Ich gehe später ganz kurz darauf noch ein. Vor diesem Saal liegen Jahresprogramme aus. Ich bitte Sie herzlich, sich diese Jahresprogramme anzuschauen, sie vielleicht mitzunehmen und weiterzureichen, weil diese Veranstaltungen natürlich offen sind für alle, die sich interessieren und die als Journalisten tätig sind.

Heute veranstalten wir das zweite Medienforum. Und es ist schön, dass so viele Medienschaffende, Medienpolitiker oder medienpolitisch Interessierte hier zu uns nach Bonn gefunden haben. Es hat sich also nicht alles nach Berlin verlagert. Auch in Bonn findet man für interessante Veranstal-

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tungen immer noch ein großes und interessiertes Publikum. Dank also für Ihr Kommen.

Das erste Medienforum hatte vor knapp einem Jahr als Auftaktveranstaltung der Arbeit der JournalistenAkademie der Friedrich-Ebert-Stiftung die Entwicklung der Medien und ihre Auswirkung auf die Journalistenausbildung, insbesondere auf das Verhältnis von Journalisten und Politikern zum Thema. Wir wollten uns damit auch Anregungen für unser Programm holen und haben deswegen unser Augenmerk besonders auf die Entwicklungstrends in den Medien selbst und deren Konsequenzen für die Arbeit und die Ausbildung der Journalisten gerichtet. Vieles von dem, was in der Diskussion zwischen Experten, Fachleuten und Praktikern zustande kam, haben wir auch einfließen lassen in unsere Programmplanungen.

Die Diskussion im vorigen Jahr war außerordentlich interessant, spannend, anregend. Wir haben sie dokumentiert. Die kleine Broschüre mit den Referaten und den wesentlichen Punkten der Diskussion liegt ebenfalls hier aus. Ich bitte Sie sehr, die mitzunehmen und eventuell auch an Interessierte weiterzugeben.

Heute wollen wir der Frage nachgehen: Wer beeinflusst wen in der Mediendemokratie? Wir wollen die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Politik und Medien hinterfragen. Denn es ist ja die Aufgabe unserer Medienforen, wie wir sie uns selbst gestellt haben, diese Dinge etwas genauer zu beleuchten, um auf diese Weise Informationen und Einsichten zu vermitteln, Gelegenheit zur Debatte, zur Weiterbildung und zur Reflexion zu geben über diese für die Demokratie, in der wir leben, sehr grundlegenden, unerlässlichen Fragen.

Schlagworte wie Mediendemokratie oder Mediengesellschaft beherrschen mehr und mehr die öffentliche Debatte. Stehen sie etwa dafür, dass die Medien ihre Rolle als vierte Gewalt verloren haben? Oder stehen sie dafür, dass sie diese Rolle nun erst recht, verstärkt, ohne Widerspruch wahrnehmen können? Oder womöglich dafür, dass die Medien sich dafür gar nicht mehr so sehr und in erster Linie interessieren?

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Das Podium (von links nach rechts): Sten Martensen, Volker Herres, Hans Wallow, Hartmut Heß, Thomas Meyer, Hermann Meyn.

Das sind einige offene Fragen, die bei unseren Überlegungen zu diesem Thema und bei der Einladung der Gäste, die Ihnen später von Hartmut Heß noch vorgestellt werden, eine Rolle gespielt haben.

Es bedarf schon des sehr genauen Hinsehens und der gründlichen, unvoreingenommenen Analyse, wenn man beim heutigen Stand der Entwicklung herausfinden will, wer im Wechselspiel zwischen Gesellschaft, Medien und Politik wen beeinflusst oder genauer, wie gegenseitige Beeinflussung oder auch Beeinflussungsversuche genau ablaufen, mit welchen Erfolgen, mit welchen Absichten, über welche Kanäle.

Es lohnt sich, diesen Fragen nachzugehen und das Augenmerk darauf zu richten, welche Rollen entstehen werden, aus denen heraus bestimmte Zwänge des Handelns folgen. Welche Grenzen des Handelns sind gesetzt für diejenigen, die in Politik und Medien tätig sind? Und welche Spielräume gibt es, die unterschiedlich genutzt werden können je nach Kompetenzen und Verantwortung? Welche Chancen bestehen? Das sind

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die Motive, die uns zur Beschäftigung mit diesem Thema bewegen, in erster Linie also praktische, handlungsorientierte Beweggründe.

Das Nachdenken und der Disput über solche Fragen sollen einen Beitrag leisten zur Durchschaubarkeit, zur Verständlichkeit der Medien und des Mediensystems und damit für das Funktionieren unserer Demokratie. Die Medien sind nun mal zu einem der wichtigsten Teile dieser Demokratie geworden. So, wie wir mit der JournalistenAkademie insgesamt beitragen wollen zu einer Sicherung und Förderung der Qualität im bundesdeutschen Journalismus mit den geringen oder begrenzten Möglichkeiten, die wir haben – aber einige Möglichkeiten haben wir eben doch.

Deswegen hat die JournalistenAkademie im abgelaufenen Jahr, dem ersten Jahr mit einem vollen Programm, das sie durchführen konnte, mit einer Reihe von Seminaren für Journalisten und solchen, die es werden wollen, versucht, einen solchen Beitrag zu leisten.

Ich will ein paar Beispiele aus unserem Programm nennen: Aus dem Seminar „Recherchierender Journalismus in Deutschland„, das im Frühjahr 2001 stattgefunden hat, ist das „Netzwerk Recherche„ hervorgegangen – Sie werden davon schon gehört haben –, das über alle ideologischen und Konkurrenzgrenzen hinweg bereits mehr als 100 aktive Journalisten aus dem ganzen Bundesgebiet mit dem Ziel vereint, Recherche wieder verstärkt zu einem Qualitätskriterium im Journalismus zu machen und Recherche, damit sie das sein kann, zu trainieren, also die Kompetenzen an jüngere Kollegen weiterzugeben, damit nicht ungeprüft Behauptungen als Fakten kolportiert oder Inszenierungen als Ereignisse durchgereicht werden statt, dass Tatsachen beschrieben werden oder zumindest in kritischer Distanz zu dem, was zum Beispiel von politischer Seite präsentiert worden ist, berichtet wird.

Neben Seminaren zur Vermittlung journalistischen Handwerkszeugs muss eine Veranstaltung hervorgehoben werden, ein Seminar, das einen Blick hinter die Kulissen der Politik ermöglichte: Journalisten aus allen Teilen der Bundesrepublik und von den verschiedensten Medien und Mediengattungen konnten einen Monat lang in Berlin die Praxis der Politiker studieren. Begleitet von Seminargesprächen und Diskussionen konnten sie in Abge-

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ordnetenbüros hospitieren oder auch mitarbeiten, um so mitzuerleben, wie in der Berliner Realität Politik gemacht wird. Die Resonanz bei den Journalisten und auch bei den Politikern war sehr positiv. Sie zeigte, dass ein solches innovatives Programm, das es in dieser Form soweit wir wissen vorher nicht gegeben hat, kein Einzelangebot bleiben darf. Wir wollen es in ähnlicher Form, indem wir die Erfahrungen dieses Jahres berücksichtigen, in den kommenden Jahren fortsetzen.

Das Programm unserer JournalistenAkademie wird im kommenden Jahr die erfolgreichen Seminare wiederholen und eine Reihe neuer hinzufügen. Das Ganze ist modulartig angelegt und geht vom journalistischen Schreiben für Berufsanfänger über Training für Lokalradio-Macher bis hin zu den ersten Grundlagen für kleine Fernsehbeiträge. Das Ganze versteht sich als berufsbegleitende Weiterbildung und ist offen für alle Interessenten.

Wohlgemerkt, wir verstehen unser Angebot nicht als Ausbildungsprogramm für Journalisten, sondern als berufsbegleitende Qualifizierung, also Weiterbildung im klassischen Sinne.

Ergänzt wird das Programm immer wieder durch politische Informationsangebote, denn wer über Politik schreiben soll, muss sein politisches Wissen, sein Hintergrundwissen immer wieder erweitern und ergänzen, wenn er Qualitätsmaßstäben in seiner eigenen Arbeit gerecht werden will. Auch dazu wollen wir Beiträge leisten, wie mit diesem Forum, aber auch mit Fachveranstaltungen mit Hintergrundanalysen, mit Experten zu den Themen speziell für Journalistinnen und Journalisten.

In der kurzen Zeit ihres Bestehens hat sich die JournalistenAkademie bereits ihren Platz innerhalb der Fort- und Weiterbildungseinrichtungen auf diesem Gebiet in der Bundesrepublik erobert. Die Resonanz auf unsere Veranstaltungen zeigen uns, dass wir auf einem guten Wege sind. Ich bitte Sie sehr herzlich darum, unsere Arbeit weiterhin kritisch zu begleiten, unsere Einladungen, wann immer Sie können, anzunehmen, aktiv mitzuwirken an den Veranstaltungen, vielleicht auch, wenn Sie wollen, in der Form, dass Sie uns selber Themen vorschlagen oder Anregungen machen für das Programm. Die sind uns jederzeit herzlich willkommen. Sie können

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jederzeit mit dem Kollegen Hartmut Heß Kontakt aufnehmen und ihm das, was Ihnen durch den Kopf geht oder was Sie an besonderen Vorstellungen haben, mitteilen. Es ist uns immer willkommen.

Wir fahren jetzt zunächst so fort, dass Herr Professor Meyn, den Sie wahrscheinlich alle kennen, langjähriger Vorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes, jetzt als Hochschullehrer am Institut für Journalistik der Universität Hamburg tätig, zur Einführung seine Thesen zum Thema vorstellt und dann der Kollege Heß die Moderation übernimmt.

Er hat mich mit aufs Podium gesetzt, da ich mich mit dem Thema wissenschaftlich beschäftige. Ich bin nämlich im Hauptberuf in der Journalistenausbildung an der Universität Dortmund als Politikprofessor tätig. Das Institut für Journalistik an der Universität Dortmund bildet Journalisten aus, von denen viele Politik als Zweitfach haben. Mit denen arbeite ich sehr gerne und sehr produktiv - wie ich hoffe - zusammen.

Zuerst aber bitte, lieber Herr Professor Meyn, sagen Sie uns Ihre Meinung zum Thema.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | November 2002

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