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Vorwort


Eigentlich sollte sich das Feudenstädter Forum in diesem Jahr mit einer Frage beschäftigen, die schon eine Weile in der Europäischen Gemeinschaft virulent ist, ob nämlich die Diskriminierung wegen Alters in die Antidiskriminierungs-Bestimmungen und -Kampagnen der Gemeinschaft einbezogen werden soll. Da gab es ja ein langes Hin und Her, und gegenwärtig ist Altersdiskriminierung unter die von der Gemeinschaft nicht zu tolerierenden Tatbestände eingereiht.

Als sich aber abzeichnete, daß dies die letzte Veranstaltung unserer Reihe „Solidarität der Generationen„ sein wird, habe ich mich doch entschieden, daß es den Versuch wert ist, hier so etwas wie eine Bilanz von 10 Jahren Diskussion von den verschiedenen Beteiligten an unseren Foren ziehen zu lassen. Wir haben zeitig im Frühjahr zu planen begonnen mit dem erfreulichen Ergebnis, daß wir etliche Kolleginnen und Kollegen, die hier schon früher im Rahmen des Forums aufgetreten waren und die Entwicklung der Generationenpolitik in verschiedenen Regionen Europas vorgestellt hatten, dafür gewinnen konnten, wieder dabei zu sein, so daß wir heute und morgen einen sehr breiten Überblick bieten können.

Diese Reihe ist vor 20 Jahren daraus entstanden, daß die Fritz Erler Akademie angefangen hat, sich in einzelnen Veranstaltungen mit Fragen der gesellschaftspolitischen Reaktionen auf die Alterung zunächst der deutschen Gesellschaft, dann aber auch der anderen europäischen Gesellschaften zu beschäftigen. 1980 hatten wir - zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildung - mit Gewerkschaftssenioren eine Veranstaltung gemacht über die Frage der Beteiligung Älterer in Politik und Gesellschaft. Dies lief parallel mit einer Mode, die sich damals in der Erwachsenenbildung rasch ausbreitete, nämlich Veranstaltungen zur „Vorbereitung auf den Ruhestand„ anzubieten. Auch wir sind da eingestiegen, haben dann aber sehr schnell gemerkt, daß wir ein ganz großes Handicap hatten: Die Kollegen von den Evangelischen Akademien z. B. hatten immer ganze Gruppen zur Pensionierung anstehender Leute aus Unternehmen und Verwaltungen im Haus - und meist noch deren Ehepartner dazu; die waren dann eine Woche zu dieser Veranstaltung freigestellt. Wir muß-

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ten uns unsere Teilnehmer auf dem „freien Markt„ suchen und das ist schiefgegangen: da saßen lauter muntere Ruheständler, die diesen Übergang gerade hinter sich hatten und die eigentlich ganz begierig waren, der nächsten Generation zu zeigen, welche Fehler sie nicht machen sollten bzw. wie sie es richtig machen sollten.

Da haben wir uns gefragt, warum machen wir eigentlich nichts mit diesen interessierten Leuten, die hier nicht nur Erfahrungen austauschen, sondern auch etwas aus ihrer neuen Situation machen wollen. Bieten wir ihnen doch für ihre Bedürfnisse eigene Veranstaltungen an. Und so ist dann diese Reihe „Zur Lebenslage Älterer„ entstanden. Schon darin enthalten war ein Element, das sich dann später als sehr attraktiv erwies, nämlich ein Einblick in die Praxis. In der ersten Veranstaltung hieß das noch ganz gelehrig „Lehrfahrt zu Einrichtungen der Altenhilfe in Nordbaden„; seither heißt das halt Exkursion. Und wir sind dann auch bis heute dabei geblieben, daß wir immer wieder versuchen, mit Exkursionen den neuesten Stand der Dinge „greifbar„ zu machen: welche neuen Entwicklungen gibt es, welche pfiffigen Lösungen. Als wir dann Mitte der 80er Jahre hier nach Freudenstadt umgezogen sind, hat sich unsere Perspektive verändert; wir waren nämlich plötzlich ganz nah an Europa: Straßburg war nur eine Fahrstunde entfernt. Wir konnten auch dort Erkundungen machen, uns mit Kollegen in Straßburg oder in Colmar verabreden, konnten uns dann - sozusagen auf der „Heimreise„ - in der Offenburger Region noch etwas ansehen.

So ist die Reihe „Deutschland altert, Europa ergraut„ entstanden: wie reagieren andere auf den „demographischen Wandel„? Wir haben dann mit der Zeit immer mehr Länder in den Blick genommen: Das „Vergleichsland„ war das zweite Element, was wir neben der Exkursion in diese Seminare integriert haben. Das Problem bestand darin, einen möglichst gut deutsch sprechenden und sachverständigen Kollegen zu gewinnen, der sein Land hier vorgestellt hat unter den Aspekten: Wie funktioniert und wie wandelt sich die Alterssicherung; was läuft in dem Bereich, wo die Leute selber etwas tun können, sich einbringen können. Dafür haben wir dann über diese 10 Jahre hin einen recht stabilen Stamm von Kolleginnen und Kollegen gewonnen, die immer wieder mal bereit waren, herzukommen und ihre Situation vorzustellen.

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Hinzu kam, daß wir, immer wenn das Parlament gerade in Straßburg tagt, mit den Europa-Parlamentariern zusammenarbeiten können. Das war besonders wichtig, als in den 90er Jahren das europäische Parlament gemeinsam mit der Kommission und dem Ministerrat das „Europäische Jahr der Solidarität der Generationen 1993„ ausgerufen hat, das ab 1991 vorbereitet wurde. Es gab im Parlament eine entsprechende Arbeitsgruppe der Parlamentarier, keinen Ausschuß, aber eine Liaison-Group, die sich mit diesem Generationenprojekt beschäftigte. Zehnmal im Jahr, immer wenn die MdEPs in Straßburg getagt haben, konnte man von hier aus einen Vororttermin in der Region Straßburg und einen Gesprächstermin im Parlament verbinden mit dem Besuch einer entsprechenden Einrichtung auf der deutschen Seite.

Am Ende ist aus den einzelnen Länder-Beiträgen dieser Reihe seit 1991 das „Freudenstädter Forum Solidarität der Generationen„ entstanden als Versuch, sich eben nicht nur mit einem Land im Vergleich zu Deutschland zu beschäftigen, sondern ein Thema in den Mittelpunkt zu stellen und möglichst viele Aspekte aus einzelnen Länder der Gemeinschaft zusammenzutragen, und natürlich auch über die Gemeinschaft hinaus: die Österreicher und die Schweden waren damals noch nicht in der EU, die Schweiz ist immer noch nicht dabei - wir haben sie immer schon einbezogen sozusagen in vorauseilender Gewißheit, daß sie dazukommen werden.

Auf jeden Fall bin ich ganz stolz darauf, daß wir in den vergangenen 10 Jahren hier ein in der europäischen und deutschen Fachdiskussion anerkanntes Forum zum gegenseitigem Austausch von Informationen und zur transnationalen Diskussion über ähnliche und vielleicht aber auch sehr unterschiedliche Strukturen von Generationenpolitik etabliert haben.

Dieses zehnte Forum hat noch einmal eine Zusamenfassung und Bewertung der Entwicklung der Generationenpoliitk des letzten Jahrzehnts geboten und damit unsere Forums-Reihe auch inhaltlich abgerundet.

Freudenstadt, im Frühjahr 2001

Alfred Braun

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