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TEILDOKUMENT: [Seite der Druckausg.: 21]
Zu Beginn des Projektes wurden die bereits im Archiv der sozialen Demokratie (AdsD) der Friedrich-Ebert-Stiftung gelagerten Bestände der Gewerkschaftsinternationalen im Bereich Kunst, Kultur, Medien und Unterhaltung gesichtet und auf ihren Informationswert hin überprüft. Zudem wurden Akten in den Brüsseler Büros der MEI und der IFJ untersucht. Hierbei ergab sich generell der nicht unerwartete Befund, dass sich die Quellenlage über die fraglichen Organisationen gemäß ihrer zunehmenden Professionalisierung zunehmend verbessert. Im AdsD lagern zur Zeit die für diese Untersuchung relevanten Bestände der FIA, der MEI bzw. der ISETU/EGAKU sowie diejenigen des IFJ und der Internationalen Grafischen Föderation (IGF).
[Vgl. Paul, Hans-Holger, Documents of the International and European Trade Union Movement within the Archives of Social Democracy of the Friedrich-Ebert-Foundation, in: ACTA, XXXI Annual Conference, Oslo, 7-9 September 2000, Gent 2000.]
Diese Aktenlage führte zu der Entscheidung, sich im Verlauf des Projektes auf den Versuch zu konzentrieren, Informationen über die ältere Geschichte der zu untersuchenden Gewerkschaftsinternationalen zu gewinnen und demzufolge einen Schwerpunkt auf die Identifizierung noch lebender Schlüsselpersönlichkeiten und Zeitzeugen zu legen, die hierüber Auskunft geben können. Die zuweilen nicht unkomplizierte Ermittlung der Adressen erfolgte einerseits durch Kontaktaufnahme zu den nationalen Gewerkschaften, denen die betreffenden Personen entstammten, andererseits über Hinweise von Jim Wilson, dem General- [Seite der Druckausg.: 22] sekretär der MEI, über ihren möglichen Aufenthaltsort. Nach zuweilen aufwendiger Recherche und längerem organisatorischen Vorlauf konnten zwischen Dezember 2000 und Ende März 2001 folgende Persönlichkeiten in ihren Heimatorten in Mainz, München, Wien, Brüssel, Paris, Canterbury, London und Stockholm aufgesucht und interviewt werden: ISETU/EGAKU Helmuth Haslmeyer Helmuth Haslmeyer war als Vertreter der Rundfunk-Fernseh-FilmUnion (RFFU) einer der Protagonisten der Gründung der ISETU und von 1965 bis 1972 einer ihrer Vizepräsidenten. Dieter Klein Dieter Klein arbeitet als Direktor der Abteilung Fernsehen beim SWR. Er war seit den frühen achtziger Jahren als Vertreter der RFFU (bzw. der IG Medien seit 1989) bis September 1992 bei EGAKU aktiv, seit 1988 als Präsident. Walter Bacher Walter Bacher arbeitete seit 1976 als Sekretär der KMfB, 1983-1993 als Generalsekretär der EGAKU, ab 1984 bis 1995 als Präsident der ISETU bzw. der ISETU-FISTAV. Joseph Schweinzer Joseph Schweinzer war von 1967 bis 1984 Zentralsekretär der KMfB, von 1974 an geschäftsführender Präsident der ISETU und daran anschließend bis 1983 ordentlicher Präsident von ISETU, 1973 bis 1983 zugleich Sekretär der EGAKU. Alan Forrest Alan Forrest war von 1965 bis 1972 Generalsekretär der ISETU. [Seite der Druckausg.: 23] MEI Jim Wilson Jim Wilson war seit 1978 Mitarbeiter der "film union" in New York. Als Delegierter dieser Organisation nahm er an den Kongressen der FISTAV in San Remo (1978) und Ost-Berlin (1982) teil. Auf dem Kongress in Ost-Berlin Wahl zum FISTAV-Vizepräsidenten. Seit Ende der achtziger Jahre arbeitete er im Genfer Büro der ISETU-FIET und ist seit 1992 Generalsekretär der ISETU bzw. der ISETU-FISTAV bzw. MEI. FIM John Morton John Morton arbeitete seit den sechziger Jahren im Exekutivausschuss der FIM und ist seit 1973 Präsident der FIM. Jean Vincent Jean Vincent ist seit 1996 Generalsekretär der FIM. FIA Peter Heinz Kersten Peter Heinz Kersten war von 1982 bis 1992 Präsident der FIA. Rolf Rembe Rolf Rembe war seit 1956 bei der FIA aktiv, von 1964 bis 1970 und von 1973 bis 1976 als Vize-Präsident, von 1968 bis 1992 mit einer kurzen Unterbrechung als Generalsekretär. Katherine Sand Katherine Sand war von 1996 bis 2001 Generalsekretärin der FIA. [Seite der Druckausg.: 24] FISTAV Alan Sapper Alan Sapper war zeit des Bestehens der FISTAV (1974 bis 1992) Präsident dieser Organisation. IFJ Aidan White Aidan White ist seit 1987 Generalsekretär der IFJ. Den Interviewpartner(inne)n wurde vorab ein Brief zugesandt, welcher sie über die Absichten und Ziele des Projektes unterrichtete. Der Verlauf der Interviews war grundsätzlich offen, da es unzweckmäßig erschien, die Interviewten durch ein zu enges Fragekorsett möglicherweise davon abzuhalten, Informationen mitzuteilen, die sie selbst für die Geschichte ihrer Organisationen als relevant ansehen. Dennoch habe ich mich bemüht, in allen Interviews nachstehende Themen bzw. Fragen anzusprechen:
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(Kooperation und Konflikt), und wie waren die Beziehungen zur ICFTU? [Seite der Druckausg.: 27]
Ergebnisse
Es konnten eine ganze Reihe bisher der Forschung nicht zugänglicher Archivmaterialien eruiert werden, die in naher Zukunft dem AdsD zugeführt werden. Am erfreulichsten ist sicherlich, dass sich Jean Vincent, der Generalsekretär der FIM, sowie John Morton, der Präsident der FIM, zur Übergabe der zur Zeit in Kellerräumen der FIM-Zentrale in Paris überaus provisorisch untergebrachten Archivbestände bereit erklärt haben. Die Übernahme seitens des AdsD wird in näherer Zukunft erfolgen, nachdem das hierfür notwendige vertragliche Prozedere erledigt ist. [Die Akten der FIM sind mittlerweile im AdsD eingetroffen.] Die FIM-Akten scheinen nach ersten Einschätzungen einen auch für die Frühzeit des Verbandes sehr dichten archivarischen Bestand von hohem historischen Wert von sicherlich deutlich über 50 laufenden Metern darzustellen. Restakten der ISETU/EGAKU aus der Zeit von 1974 bis 1984, als die Geschäfte ihrer jeweiligen Sekretariate von der österreichischen KMfB in Wien aus erledigt wurden, konnten ebenfalls gesichert werden. Diese Akten, ca. 1 laufender Meter, wurden bereits in das AdsD überführt. Restakten der FISTAV aus dem privaten Besitz von Alan Sapper konnten ebenfalls akquiriert werden. Sapper, der zeit des Bestehens der FISTAV Präsident dieser Organisation war, versprach, die bei ihm zu Hause lagernden privaten Bestände zu sichten und sie bei nächster Gelegenheit dem AdsD zu übergeben. [Da das AdsD turnusgemäß Akten des ebenfalls in London ansässigen Büros der FIA akquiriert, sollte dies organisatorisch kein Problem sein.] Damit ist erstmals eine archivalische Grundlage zur Erforschung dieser Organisation gelegt. Insgesamt können durch die Übernahme der Akten der FIM und der Restakten der FISTAV die größten archivalischen Lücken über die Gewerkschaftsinternationalen im Bereich Kunst, Kultur, Medien und Unterhaltung geschlossen werden, so dass künftig die Akten sämtlicher [Seite der Druckausg.: 27] in diesem Bereich (ehemals) tätigen Organisationen unter dem Dach des AdsD der Forschung zugänglich sind. Im Verlauf des Projektes gelang es, hauptsächlich über ihre nationalen Gewerkschaften, Kontakt zu insgesamt sechzehn ehemaligen und teilweise noch aktiven Schlüsselpersönlichkeiten der Internationalen Gewerkschaften im Bereich Kunst, Kultur, Medien und Unterhaltung aufzunehmen. Interviews mit dreizehn dieser Personen kamen schließlich in der Regel in ihren Heimatorten zustande. [Der Versuch, Kontakt mit dem früheren Präsidenten von MEI, Tony Lennon, auf zu nehmen, verlief leider ebenso ergebnislos wie die Kontaktaufnahme mit dem ehe mali gen FISTAV-Generalsekretär Tony Hearn. Die ehemalige Sekre tärin der FISTAV, Annie Abramovicz, erschien in Paris nicht zu einem schon zugesagten Termin.] Die im Rahmen des Projektes geführten Interviews wurden digital auf Mini-Disks aufgenommen. Dadurch ist gewährleistet, dass diese zu einem späteren Zeitpunkt seitens des AdsD beispielsweise auch via Internet interessierten Nutzern zugänglich gemacht werden können. Einstweilen benötigen an den Interviews interessierte Wissenschaftler zum Abspielen derselben lediglich einen MD-Player. Die Interviews enthalten relevante Informationen über die Organisationsgeschichte und -politik sämtlicher Verbände, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Bereich Kunst, Kultur, Medien und Unterhaltung aktiv waren. Eine stichwortartige Zusammenfassung der in den einzelnen Interviews behandelten Themen findet sich in Anhang 1. Zusammen mit den im AdsD betreuten Organisationsakten der jeweiligen Verbände ist somit nunmehr eine tragfähige Datenbasis vorhanden, welche die Möglichkeit einer wissenschaftlichen Erforschung dieses Bereichs internationaler Gewerkschaftstätigkeit eröffnet. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | März 2002 |