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Theek, Bruno

Städtischer Beamter in Berlin. Gehörte nach der Novemberrevolution zu einer Gruppe linkssozialistischer Fürsorger und Fürsorgerinnen aus allen drei großen Arbeiterparteien, die sich in einem lokalen Kreis "Gewerkschaft sozialistischer Fürsorger" sammelten. Die Gruppe strebte nach dem Kapp-Putsch eine Loslösung vom Deutschen Beamtenbund (DBB) an und war maßgeblich an der Gründung der "Reichsgewerkschaft Deutscher Kommunalbeamten" (RDK) am 17. Juni 1922 in Leipzig beteiligt. (Am 18. Juni 1922 Gründung des freigewerkschaftlichen Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes (ADB) in Leipzig.) Die Gründung der RDK mußte von freigewerkschaftlicher Seite initiiert werden, weil keine Chance bestand, einen der bestehenden Kommunalbeamtenverbände des Deutschen Beamtenbundes für die freigewerkschaftliche Dachorganisation zu gewinnen. 1. ordentlicher Verbandstag der "Reichsgewerkschaft Deutscher Kommunalbeamten" am 18. bis 19. November 1922 in Berlin.

Wahl Theeks zum 1. Vorsitzenden. Anfang 1923 in den Vorstand des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes kooptiert. Um die schmale Basis der freigewerkschaftlichen Beamtenbewegung im kommunalen Bereich zu verbessern, reorganisierten die Verantwortlichen die "Reichsgewerkschaft Deutscher Kommunalbeamten" künftig als Bund aller dem ADB angeschlossenen Beamtengewerkschaften in 5 gesonderte Verbandsgruppen. Theek stand künftig der "Reichsgewerkschaft Deutscher Kommunalbeamten. Verbandsgruppe 1" vor, die Verwaltungs-, Sozial- und Polizeibeamte sowie Betriebsbeamte (ohne Meisterprüfung) organisierte. Ende 1922 ca. 2.000 Mitglieder. Zu Theeks Kooperationspartner zählte der "Bund der technischen Angestellten und Beamten", Fachgruppe Gemeinde- und Kreisverwaltungen (Verbandsgruppe 2), der "Deutsche Werkmeisterverband", Fachgruppe Gemeindebetriebe (Verbandsgruppe 3), der "Verband Deutscher Berufsfeuerwehrmänner", Kommunale Berufsfeuerwehren (Verbandsgruppe 4) und der "Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter", Beamtensektion (Verbandsgruppe 5). Theek redigierte bis Ende 1923 den "Kommunalbeamten", der am 15. Dezember 1922 mit der ersten Nummer erschien. Theek - dezidierter Marxist - gab dem Blatt eine linkssozialistische, pazifistische Note. Wiederwahl zum Vorsitzenden auf dem 2. Verbandstag vom 13. bis 14. September 1924 in Kassel, dem 3. Verbandstag vom 3. bis 5. September 1926 in Kassel, dem 4. Verbandstag vom 10. bis 13. Oktober in Gera und dem 5. Verbandstag vom 1. bis 4. Oktober 1930 in Mainz.

1924 scherten die organisierten Werkmeister und technischen Beamten aus dem freigewerkschaftlichen Beamtenbündnis aus. Der innergewerkschaftlichen Opposition, die einen Anschluß an den "Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter" anstrebte, erteilte Theek auf dem Verbandstag 1924 eine deutliche Absage. Theek stand für das Ideal einer rein kommunalen Beamtenorganisation und lehnte - trotz Bekenntnissen zum gleichen "Klassenstandpunkt" - gemischte Verbände prinzipiell ab. Teilnehmer auf dem 1. Bundeskongreß des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes vom 12. bis 14. Januar 1925 in Berlin. Theeks mangelnde Kooperationsbereitschaft führte letztlich zur eigenen Kommunal- und Angestelltenorganisation des "Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter" am 5. September 1926 ("Reichsbund der Beamten und Angestellten in den öffentlichen Betrieben und Verwaltungen".) Der Vorsitzende der Kommunalbeamtengewerkschaft sah sich durch seine aggressive Mitgliederwerbung immer wieder scharfer Kritik anderer freigewerkschaftlicher Organisationen ausgesetzt. Einen Höhepunkt der zwischenverbandlichen Auseinandersetzungen bildete ein Vorfall unter den freigewerkschaftlichen Berufsfeuerwehrmännern in Berlin im Jahr 1928, als Theeks Organisation einer kommunistisch-deutschnationalen Absplitterung von ca. 1.000 Mitgliedern organisatorische Heimstatt bot und diese Politik offensiv verteidigte. Neben den zentralen, programmatischen Forderungen seiner Gewerkschaft (neuzeitliches Beamtenrecht, Neuordnung des Disziplinarrechts, Verabschiedung eines Beamtenvertretungsgesetzes, Einbeziehung der Kommunalbeamten in die Unfallfürsorge, einheitliche Krankenfürsorge für alle Beamten) machte sich Theek zum Sprachrohr einer radikalen Reform der kommunalen Selbstverwaltung. Nur in einer umfassenden Verwaltungsreform sah er die Chance, die unheilvolle Macht der antirepublikanischen Bürokratie zu brechen.

1930 musterte Theek ca. 15.400 Mitglieder, d.h. 8% der in Frage kommenden Beschäftigten besaßen ein RDK-Mitgliedsbuch. Spätestens 1930 geriet Theek unter den Druck der eigenen Mitgliedschaft. Der Kurs einer eigenständigen Kommunalbeamtenorganisation fand angesichts der Gründung des übermächtigen "Gesamtverbandes der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs" immer weniger Anhänger. Auf dem 3. Bundeskongreß des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes vom 18. bis 20. September 1930 in München kritisierte Theek die Wahlaussage des ADB zugunsten der Sozialdemokratie, eine Kritik, die der 5. Verbandstag wenige Monate später einstimmig mißbilligte. Sichtlich in Schwierigkeiten geraten, trat Theek auf einer Sitzung des Verbandsvorstandes und des Verbandsausschusses am 15. Februar 1931 in Berlin von seinem Amt zurück. Er spielte in seiner alten Organisation keine ersichtliche Rolle mehr.


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