FES HOME MAIL SEARCH HELP NEW
[DIGITALE BIBLIOTHEK DER FES]
TITELINFO / UEBERSICHT



TEILDOKUMENT:


[Seite der Druckausg.:11]

1. Einleitung

Das Adjektiv "virtuell" und der Politikbereich "Standortpolitik" scheint ein Begriffspaar zu sein, das nicht zueinander passt. Oder vielleicht doch? Diese Frage soll im Rahmen des Gutachtens ein wenig näher betrachtet werden. Nicht philosophisch und ausschließlich theoretisch, sondern unter Rückgriff auf empirische Quellen, zwei Fallstudien und mit praxisrelevanten Schlussfolgerungen. Dabei skizziert das Begriffspaar eher den Ausgangspunkt einer Themenbetrachtung und weniger eine inhaltliche Abgrenzung.

Interessant ist die Beschäftigung mit dem Thema vor dem Hintergrund, dass virtuelle Wertschöpfung oder virtuelle Unternehmensnetzwerke scheinbar weniger mit fixen Standorten in Zusammenhang zu bringen sind, als vielmehr mit Situationen, die ein wahlfreies Bewegen in einem prinzipiell weltweiten Raum vorsehen. Virtuelle Unternehmensstrukturen zeichnen sich dadurch aus, keine festen und festgeschriebenen Strukturen zu haben, bedarfs- und projektgerecht ausgerichtet und zusammengesetzt zu sein, womit dem aktuellen Standort einzelner Akteure im Prinzip wenig Bedeutung zukommt. Was hat in diesem Zusammenhang eine feste postalische Adresse zu suchen? Welche Rolle spielen regional unterschiedliche Faktoren, die Unternehmen scheinbar mehr oder weniger zur Ansiedlung einladen?

Generell gesprochen wird mit dem Phänomen der Virtualität Grenzüberschreitung, Ortlosigkeit und eine weitgehende Loslösung verbunden.

Standortpolitik dagegen beschreibt das politische Feld von Kommunen, Regionen, Bundesländern und Staaten, sich unter Zugrundlegen von immobilen Faktoren um mobile Produktionsfaktoren zu bemühen, damit diese im jeweiligen Gebiet "Wurzeln schlagen".

Aber eben dieses will oder braucht virtuelle Wertschöpfung nicht! Oder doch?!

Standortpolitik erhöht im allgemeinen die Attraktivität und Leistungsfähigkeit eines Standorts – die virtuelle Wertschöpfung erfolgt parallel dazu losgelöst von Raum und Zeit. Doch tut sie das wirklich? Ist sie wirklich ein Selbstläufer, der sich um klassische Standortfaktoren nicht kümmert, der keiner staatlich-politischen Wegbereitung bedarf? Brauchen wir nicht vielmehr eine Förderung virtueller Strukturen und Ansätze, um Wettbewerbsfähigkeit zu erlangen?

In der nachfolgenden Studie soll zunächst dem Politikfeld sowie der Definition des Virtuellen an sich nachgegangen werden. Daher werden auch Tendenzen und Charakteristika der Virtualität nachgezeichnet und vor diesem konkreten Hintergrund analysiert,

[Seite der Druckausg.:12]

wie Standortpolitik genau auf diesen scheinbar innovativen Trend des unternehmerischen Agierens reagieren soll.

Diesen Überlegungen werden die Aktivitäten und Initiativen der 16 Bundesländer gegenübergestellt – in einem ersten Nachzeichnen und ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Empirisch fundiert wird die Recherche durch ein/zwei Fallstudien über Institutionen resp. Projekte, die sich des Themas intensiv angenommen haben und von Erfahrungen und Best Practices berichten können.

Daran schließen sich ein paar grundlegende Überlegungen und Handlungsempfehlungen zum Themenbereich "Standortpolitik in Zeiten virtueller Wertschöpfung" an.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juni 2002

Previous Page TOC Next Page