Grafik 1:
Die Kurve A (von links beginnend) symbolisiert, wie in einem Gebäude mit abnehmender Wärmedämmung die Dienstleistung "20°-Celsius Raumwärme" nur mit immer mehr Energieeinsatz und damit mit steigenden Energiekosten bereitgestellt werden kann. Die Kurve B zeigt demgegenüber, wie die gleiche Energiedienstleistung mit weniger Energieeinsatz, dafür aber mit einer kostenaufwendigeren Ausgestaltung (bis hin zum Null-Energiehaus) erreicht wird. Die Gesamtkurve hat dort ihr Minimum, wo die Grenzkosten der Energiebereitstellung bzw. Energieeinsparung dem Betrag nach gleich sind.
Solange bei einem gleichen Dienstleistungsniveau das Einsparen billiger ist als die Bereitstellung des Energieangebots, ist es eine Fehlallokation von Kapital, Erzeugungskapazitäten zu bauen, statt Energie rationeller zu nutzen. Die kostengünstige Bereitstellung von Endenergie ist demnach kein hinreichender Hinweis für eine kostenoptimale Energiedienstleistung. Sie erfordert eine umfassende Bewertung.
Nur der Vermeidungsansatz, das heißt, die gleichzeitige Erschließung von ökologischen Zukunftsmärkten und Schrumpfung von Risikomärkten, führt zu einer massiven Steigerung der Energie- und Ressourcenproduktivität und damit zu einer absoluten Senkung des Natur- und Energieverbrauchs, der Abfälle und Reststoffe sowie der Transportleistungen. Dadurch können mehr Wohlstand und der qualitative Wandel individueller und gesellschaftlicher Bedürfnisse mit einem absolut sinkenden Energie-, Ressourcen- und Flächenverbrauch verbunden werden.
Daraus kann sich eine selbsttragende Innovations- und Entwicklungsdynamik ergeben, die neue Märkte erschließt, die Weltmarktabhängigkeiten durch die Stärkung der Binnenmärkte für Effizienztechnologien abbaut, neue Arbeitsplätze schafft und die Umwelt schont. Das führt zur Stabilisierung regionaler Wirtschaftskreisläufe (weil ökologische Dienstleistungen vor allem spezifische und unterschiedliche Lösungen erfordern) und zur Entwicklung eines Know hows, für das weltweit Nachfrage besteht.
In der Steuerung und Beschleunigung des ökologischen Strukturwandels liegt die zentrale Herausforderung für die künftige Energie- und Umweltpolitik: Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit sich Gewinnerindustrien rascher entwickeln können. Die Verlierer müssen eine Übergangsperiode zur Anpassung und - wo immer möglich - z. B. hinsichtlich der Ausgestaltung der Produktpalette und neuer Märkte eine Zukunftsperspektive für ökologische Geschäftsfelder erhalten. Die Suche nach wirtschaftsverträglichen Vermeidungskonzepten ist deshalb eine Forderung, die zur Modernisierung der Volkswirtschaft insgesamt führt.
Regulierte Märkte für eine Ökonomie der Vermeidens als innovatives Steuerungssystem zu nutzen, ist unvereinbar mit einer Politik, die den Umweltschutz unzureichenden und kaum kontrollierbaren Selbstverpflichtungen überläßt. Ökologische Leitplanken können ohne unnötige Friktionen den Modernisierungsprozeß einleiten und fördern. Sie dämpfen den gesellschaftlichen Schaden dort, wo weiter auf Kollisionskurs gegen die Umwelt gesetzt wird.
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