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FES-Analyse

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[Essentials]

  • Die asiatische Währungskrise hat deutliche Auswirkungen auf die brasilianische Ökonomie. Zwar wurde eine erste Spekulationsattacke abgewehrt, doch kann, zumindest solange die Asienkrise anhält, ein erneuter Angriff nicht ausgeschlossen werden.
  • Die Reaktion der brasilianischen Regierung auf die Krise war sehr schnell und sehr entschieden. Es gelang ihr, zumindest vorerst das Vertrauen der internationalen Finanzmärkte wiederzugewinnen. Der Preis allerdings ist eine deutliche Dämpfung des Wachstums und eine erneute Schwächung der öffentlichen Finanzen.
  • Dank des umfassenden und überaus attraktiven brasilianischen Privatisierungsprogramms dürfte der Zufluß von internationalen Direktinvestitionen trotzdem anhalten.
  • Der brasilianische Weg einer Reintegration der nationalen Industrie ist grundsätzlich in Frage gestellt, da er nicht auf die Erzielung von Exportüberschüssen zielt. Denn die Asienkrise scheint zu zeigen, daß die globalisierten internationalen Finanzmärkte eine Strategie der nachholenden Modernisierung mittels Außenverschuldung nicht mehr zulassen, sondern durch Spekulationsattacken untergraben.


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Zusammenfassung

Die brasilianischen fundamentals sind widersprüchlich: Stabilisierung, Öffnung und Strukturreformen schlagen überaus positiv zu Buche, begleitet von moderatem Wachstum und einem deutlich wachsenden Zufluß an Direktinvestitionen. Auf der anderen Seite stehen jedoch eine nach wie vor überbewertete Währung, ein beängstigend rasch ansteigendes Defizit der Leistungsbilanz, immer noch fragile öffentliche Finanzen und keine nennenswerten Fortschritte bei der Einkommensverteilung und der Herstellung eines sozialen Konsenses.

Im Oktober letzten Jahres erreichten Ausläufer der Asienkrise auch Brasilien: die Börsenkurse fielen abrupt, und es fand ein massiver Kapitalabfluß statt. Die Regierung reagierte rasch und entschlossen mit einer sehr harten Geld- und Fiskalpolitik.

Was die weiteren Perspektiven angeht, so hofft man von ofizieller Seite zum einen, die Situation unter Kontrolle bekommen zu haben. Zudem versprechen sich optimistische Analysten von dem Crash des asiatischen Wirtschaftswunders die Aufwertung Brasiliens und Lateinamerikas zur neuen Wachstumsregion.

Bei näherer Betrachtung der derzeitigen Entwicklungsstrategie Brasiliens kommen jedoch deutliche Zweifel an einer solchen Einschätzung auf. Denn mit dem Ziel der „produktiven Reintegration" der brasilianischen Industrie in die globalen Produktionsnetze der transnationalen Konzerne ist auch langfristig nicht das Ziel verbunden, Handelsbilanzüberschüsse zu erwirtschaften. Die Abhängigkeit von Kapitalimporten ist durch eine schleppende Umsetzung von zentralen Strukturreformen noch einmal erhöht worden.

Weit über die konjunkturelle Verknappung der internationalen Liquidität hinaus scheint das Verhalten der globalisierten Finanzmärkte zu signalisieren, daß den Ländern der Dritten Welt der Weg der nachholenden Modernisierung über eine explizite Außenverschuldung nicht mehr offen steht, weil die Gefahren von spekulativen Attacken und den damit verbundenen Kosten untragbar hoch geworden sind. Wie Brasilien auf diese neue Situation reagieren kann, ist bisher vollkommen unklar.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Mai 1999

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