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Vier Handlungsansätze

Zusammengefaßt leiten sich vier Handlungsansätze zur außenwirtschaftlichen Stärkung der mittelständischen Wirtschaft ab:

1. Die staatliche Übernahme von Transaktionskosten insbesondere in Form der Außenwirtschaftsberatung und der Auslandsmesseförderung wird wohl weiterhin der umfassendste Förderansatz für KMU bleiben; er setzt unmittelbar an den von KMU artikulierten Hilfsbedürfnissen an und kann von einer großen Anzahl von KMU genutzt werden. In Zukunft sind hier zwei Aspekte besonders zu beachten: Zum einen ist die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern bei dieser Form der Förderung zu verbessern, zum anderen bedürfen die Aktivitäten der EU einer kritischen Reflexion. Eine unmittelbare Förderung der KMU durch die EU erweist sich als nur wenig praktikabel. Hinzu kommt, daß das EU-Beihilferecht die Förderung von Bund und Ländern auf Unternehmensgrößen zurückzudrängen droht, die unter Weltmarktaspekten ("large markets - large firms") langfristig nur bedingte Chancen haben.

2. In einer verstärkten Kooperation der KMU liegt die industriepolitisch inspirierte Möglichkeit, diesen neue Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen. Wie bedeutsam dieser Ansatz ist, zeigen die besonderen mittelstandsorientierten Kooperationsspielräume im "Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen", die selbst bei Exportkartellen mit reiner Auslandswirkung keine Beschränkungen aufweisen. Die Kooperation der Unternehmen sollte freilich über das reine Exportgeschäft hinausgehen und gemeinsame Direktinvestition bzw. Produktentwicklungen für das Ausland einschließen. Hier liegt eine große Aufgabe für den Staat und die Organisationen der Wirtschaft, vermehrt Kooperationen anzuregen und zu fördern.

3. Es wird jedoch auch in Zukunft nur ein kleiner Teil der KMU kooperationswillig und kooperationsfähig sein. Gerade für die nicht kooperierenden Unternehmen ergibt sich deshalb die Notwendigkeit, das Unternehmenswachstum zu vereinfachen. Dies geht ebenfalls im Sinne einer industriepolitischen Perspektive über die unmittelbare staatliche Förderung - die in der allgemeinen Mittelstandspolitik bereits Innovations- und Wachstumssprünge von KMU unterstützt - hinaus. Betroffen sind u.a. auch die allgemeine Standort- und Steuerpolitik. So sind z.B. die institutionellen Rahmenbedingungen für die Entwicklung eines Risikokapitalmarkts in Deutschland zu verbessern (wobei hier auch die deutsche Kreditwirtschaft aufgerufen ist, mehr als bislang ihren Beitrag zu leisten). Darüber hinaus ist die Reinvestition von Gewinnen in den Unternehmen steuerlich zu präferieren. Es ist im Sinne der Stärkung der mittelständischen Eigenkapitalbasis kontraproduktiv, daß Fremdkapitalzinsen abzugsfähig sind, nicht entnommene Gewinne aber der vollen Belastung durch die Einkommensteuer unterliegen.

4. Nicht zuletzt fehlen in Deutschland Ansätze eines "MITI-Bewußtseins". Mit dem häufig schon mythenhaft verklärten MITI verbinden sich die Exporterfolge der japanischen Wirtschaft. Reduziert man den Mythos auf den realen Kern, dann zeigen die Verantwortlichen in Japan ein hohes Maß an Bereitschaft, ein gemeinsames (Außen-)Wirtschaftskonzept zu entwickeln und umzusetzen. Hier zeigen sich zum Lernen anspornende Handlungspotentiale z.B. für die Zusammenarbeit von Bund und Ländern, Politik und Wirtschaft, aber auch zwischen den Unternehmen.

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Ein Spannungsfeld

Mit der forcierten Umsetzung industriepolitisch inspirierter Handlungsansätze würde ein weltmarktorientiertes Wachstum der Unternehmen angeregt. Hierbei kann es sich aber nicht um ein Wachstum um jeden Preis handeln. Gerade Großunternehmen haben in den letzten Jahre gezeigt, daß reines Größenwachstum die z.T. schon floskelhaft verklärten "Synergien" nur bedingt zu wecken vermag, Unternehmensgröße auch zu Effizienzverlust führen kann. Deshalb erscheint es - um es bildhaft auszudrücken - wichtig, daß sich zwischen den vielen Mäusen und den wenigen Brotosauriern der deutschen Wirtschaft mehr Tiger und Adler entwickeln.

Zunehmende Durchschnittsgrößen deutscher Unternehmen blieben jedoch nicht ohne Auswirkungen auf die bestehende Größenstruktur und damit auf das Beschäftigungsverhalten der Betriebe; insbesondere kleinere Unternehmen tragen wegen einer hohen Arbeitsintensität wesentlich zur Sicherung der Arbeitsplätze in Deutschland bei. Die nächsten Jahre werden deshalb zeigen, ob die Weltmärkte in diesem Spannungsfeld die bestehenden Beschäftigungspotentiale der bestehenden (KMU-) Strukturen akzeptieren oder aber arbeitssparendes Betriebsgrößenwachstum erforderlich machen.

Betriebsgrößenwachstum bietet die Chance, neue Märkte zu erringen und damit auch neue Arbeitsplätze zu schaffen. Offen bleibt jedoch, ob diese Alternative per saldo die Beschäftigungseffekte der traditionellen KMU kompensieren kann.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | April 1999

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