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TEILDOKUMENT:
Regionale Infrastruktur Neben der Beseitigung der Handelshemmnisse könnte das Wirtschaftswachstum der Ostseeregion vor allem dann erhebliche Impulse erhalten, wenn die regionale Infrastruktur im Verkehrs- und Transportbereich sowie bei der Energieversorgung ausgebaut wird. Dadurch werden die West-Ost-Verbindungen in der Region verbessert und eine angemessene Anbindung der nordischen und osteuropäischen Staaten an Zentraleuropa möglich. Der umfassende Ausbau der Verkehrsinfrastrukturen ist jedoch ein langfristiges Vorhaben, ein Verkehrsring rund um die Ostsee ist nur schrittweise zu realisieren. Seeverkehr: Die Region verfügt über zwei Dutzend Häfen von Kiel bis St. Petersburg und über ein Dutzend wichtiger Fährverbindungen für Passagiere und Fahrzeuge, die die Ostseeanrainerstaaten untereinander verbinden. Ein Teil der Häfen kann seine Kapazitäten aber nur nutzen, wenn ihre Hinterlandverbindungen ausgebaut werden. Das gilt für die Häfen von Klaipeda, Leeprja und Tallinn im Baltikum ebenso wie für Szczecin und Gdansk in Polen, Rostock und Saßnitz in Mecklenburg-Vorpommern sowie Karlskrona in Schweden. Straße und Schiene: Zu einem Verkehrsring rund um die Ostsee gehören die festen Querungen von Deutschland und Dänemark nach Skandinavien, die Verbindung zwischen Schweden und Finnland und ihre Weiterführung nach St. Petersburg. Im Osten schließt sich die Via Baltica an, die von St. Petersburg über die Baltischen Republiken und Kaliningrad bis nach Gdansk reicht. Die südliche Ostsee umschließt die Via Hanseatica, die das nördliche Polen mit Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Zentraleuropa verbindet. Bisher existieren nur Teilstücke dieses Ringes oder sind in Bau. Mit der Großen Belt Querung und der projektierten Öresundquerung wird Südschweden (Malmö) mit Dänemark und Deutschland verbunden. Die "Jütlandlinie", von Kopenhagen über Dänemark nach Schleswig-Holstein wird 1998 befahrbar sein. Über eine Ergänzung dieser Verbindung durch eine feste Querung über den Fehmarn Belt (Deutschland/Dänemark/Südschweden) wird nach der Vorlage einer Machbarkeitsstudie 1997 entschieden. Südschweden und Mittelschweden besitzen ein ausgebautes Straßennetz. Ebenso umschließen den Bottnischen Meerbusen gute, jedoch lange Verkehrswege, die über Turku und Helsinki bis nach St. Petersburg führen. Hohe Priorität messen die Regierungschefs der Region und der Ostseerat dem Ausbau der Via Baltica, der Verbindung zwischen St. Petersburg über die Baltischen Republiken bis nach Gdansk, bei. Ihr Ausbau soll auch von der EU unterstützt werden. Durch den Bau der Ostseeautobahn durch Ostholstein und Mecklenburg-Vorpommern bis Szczecin leistet die Bundesrepublik Deutschland einen Beitrag zur Via Hanseatica, deren Weiterführung auf polnischer Seite jedoch z. Z. gegenwärtig keine hohe Priorität genießt. In die Transeuropäischen Netze sind bisher nur die Öresundquerung und der Ausbau des Nordischen Dreiecks (Malmö - Oslo - Stockholm) aufgenommen worden. Energie: Die Ostseeregion verfügt über reiche Energievorkommen, zu denen Wasser- und Windkraft, Öl, Gas, Kohle und Kernenergie gehören. In der Energieversorgung der Region zeigt sich jedoch die ehemalige Spaltung des Ostseeraums in Ost und West immer noch deutlich. Obschon der Ostseeraum elektrische Energie auch zum Export erzeugt und über Netze von Öl- und Gasleitungen verfügt, die die Region mit den russischen Ölfeldern und dem Nordseeöl verbinden, fehlen die notwendigen Verbindungen, um einen Energieaustausch zwischen den beiden Teilen der Region zu ermöglichen. Noch sind die Baltischen Republiken auf teure Gas- und Öllieferungen aus Rußland angewiesen, und die Stromleitungssysteme lassen immer noch nicht einen Stromaustausch zwischen den ehemaligen COMECON-Staaten und den EU-Mitgliedsländern zu. Unter dem Stichwort "Energie-Ring Ostsee" wird für die Region eine Diversifizierung der Energieversorgung angestrebt. Dazu gehören der Ausbau der Stromverbindung zwischen Skandinavien und Deutschland, die Versorgung der Baltischen Republiken mit Öl und Gas aus der Nordsee und die Entwicklung eines Stromnetzes, das die Verbindung zwischen Deutschland, Polen und den Baltischen Republiken ermöglicht. Diese Diversifizierung der Ernergieversorgung gehört zu den prioritären Entwicklungszielen der Region. Der Elektrizitätsverbund zwischen Deutschland, Dänemark und Norwegen, aber auch der Verbund von Deutschland über Polen, Rußland, die drei Baltischen Republiken bis nach Finnland sind in den Plan der Transeuropäischen Energienetze aufgenommen worden. Bis auf Norwegen verursacht die Erzeugung elektrischen Stroms in der Region erhebliche Umweltprobleme durch die Verbrennung von Öl, Gas und Kohle. Kohleförderung und -verarbeitung ist in Polen ein wichtiger Arbeitsfaktor, schafft aber große ökologische Probleme im südlichen Ostseeraum. Kernkraftwerke befinden sich in Deutschland, Schweden, Finnland, Rußland und Litauen mit Ignalina, dem größten Kernkraftwerk der Welt. Deponien mit radioaktivem Abfall sind in allen östlichen Ostseeanrainerstaaten zu finden. Neben der Diskussion über Ausstiegsszenarien aus der Kernkraft in Deutschland und Schweden stellt sich im Ostseeraum insbesondere die Frage nach der Sicherheit der Kernkraftwerke im östlichen Teil der Region. Sie gilt für den litauischen Großreaktor Ignalina und die russischen Kraftwerke. Besondere Anstrengungen unter schwedischer Führung dienen der Erhöhung des Sicherheitsstandards von Ignalina sowie der sicheren Beseitigung radioaktiver Abfälle, um eine Kontaminierung der Ostsee zu verhindern. Im Rahmen des Ostseerates haben sich die Regierungen inzwischen auf ein Überwachungssystem verständigt. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | April 1999 |