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Vorbemerkung des Herausgebers

Vor 75 Jahren, im November 1918, begann in Kiel jener Matrosenaufstand gegen eine sinnlose Fortführung des Ersten Weltkrieges, der sich rasch zur Revolution auswuchs, zum Sturz der Monarchie und zur Gründung der ersten deutschen Republik führte. Diese November-Revolution von 1918/19 - manche bevorzugen den Terminus Deutsche Revolution von 1918-20 - ist seit jeher wie in der Öffentlichkeit, so auch von den Historikern in Begründung, Reichweite und Folgen überaus kontrovers diskutiert worden.

Sollte man an dieser Revolution eher den historischen Wendepunkt hervorheben, den immerhin dauerhaften Sturz der Monarchie, oder ist es insgesamt sinnvoller, mit Blick auf die Endphase der Weimarer Republik und den Sieg des Nationalsozialismus stärker die verpaßten Gelegenheiten zur Festigung und Vertiefung der Demokratie, zu mehr sozialer Demokratie zu betonen?

Handelte es sich, verglichen mit 1789 oder 1917, im eigentlichen Sinne überhaupt um eine Revolution, oder gab es nur in einigen wenigen Bereichen tiefgreifende Veränderungen, in anderen aber um so mehr Kontinuität?

Welche Handlungsalternativen hatten die seinerzeitigen Protagonisten, in erster Linie die Sozialdemokraten, in dieser Umbruchsphase? Boten die strukturellen Vorbelastungen und ihre eigenen ideologischen und mentalen Traditionen ihnen andere Möglichkeiten zu einem Kurswechsel?

Lag eine realistische Alternative in den seinerzeit und dann in den 60er und 70er Jahren mit großer Verve diskutierten, wie auch immer unterschiedlich definierten Rätemodellen?

Hat schließlich der Zusammenbruch des sozialistischen Systems vor wenigen Jahren, der eine ganze Reihe historischer Koordinaten verschoben hat, auch Einfluß auf die Interpretation und Einordnung der Revolution von 1918/19 in den längerfristigen Verlauf der deutschen Geschichte seit den Bauernunruhen des 16. Jahrhunderts?

Diesen und weiteren Fragen ist Herr Prof. Dr. Reinhard Rürup von der Technischen Universität Berlin, seit den 60er Jahren einer der bekanntesten Revolutionsforscher, in einer vielbesuchten Vortragsveranstaltung am 4. November 1993 im Gesprächskreis Geschichte der Friedrich-Ebert-Stiftung nachgegangen. Sein Vortrag wird hiermit auf vielfachen Wunsch in leicht überarbeiteter Fassung gedruckt vorgelegt.

Bonn, im Dezember 1993
Dr. Dieter Dowe
Leiter des Historischen Forschungszentrums


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juli 1998

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