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TEILDOKUMENT:
Vorbemerkungen In zahlreichen Städten ist in den 60er und 70er Jahren eine Stadtentwicklungsplanung und
Bald zeigte sich jedoch, daß in den Städten - allein schon wegen des Ausbaus der Infrastruktur sowie der Nutzung von Fläche und Raum - in die Zukunft gerichtete Vorstellungen bestehen müssen. Immer wieder ist von der Mischung der städtischen Funktionen" statt ihrer Trennung gesprochen worden, doch die Umsetzung der Forderung ist bislang noch bescheiden. Einzelne Ziele sind zwar diskutiert worden, so die Stadt der kuzen Wege", doch es zeigt sich, daß das natürlich nicht genügt. Die internationalen Konferenzen von Rio de Janeiro und Istanbul haben verdeutlicht, daß sich auch und gerade in den Städten das Prinzip der Nachhaltigkeit durchsetzen muß. Viele Städte sind bereits Verpflichtungen daraus eingegangen, die jedoch mit anderen wichtigen Aufgaben konkurrieren können. Die Frage ist, wie eine Fülle von ökonomischen, gesellschatlichen und ökologischen Forderungen zusammengebracht werden kann, indem nicht nur Konflikte vermieden, sondern auch gegenseitige Förderungen ermöglicht werden. Ein adäquates Zielpanorama mit Abhängigkeiten, Zuordnungen und Wertungen gibt es derzeit nur in wenigen Städten. So kommt es in der Praxis immer wieder dazu, daß anstehende Projekte oder einzelne Ziele losgelöst oder gar isoliert behandelt werden. Die Ergebnisse können dann meist nicht befriedigen, ja sie führen oft zu eklatanten Mißerfolgen. Erforderlich ist ein Rahmen", in den sich die vielen Forderungen, die wünschenswerten Ziele und die zu beurteilenden Projekte einordnen lassen, so daß Perspektiven und Bewertungen offenkundig werden. Der Blickwinkel der Fläche und des Raumes bietet einen prägnanten und einprägsamen Ansatz, um diesen Rahmen zu schaffen. Darüber hinaus ist die Flächen- und Raumerschließung bei fast allen städtischen Vorhaben von entscheidender Bedeutung. Daher erscheint es sinnvoll, die räumliche Verteilung, Stufung und Spezialisierung der Zentren für eine Zusammenfassung von Zielen oder gar als Basis für ein Leitbild der städtischen Entwicklung zu wählen. Die Perspektive der multizentrischen Stadt ist nicht neu. Sie ist gewissermaßen vergessen, vor allen Dingen nicht weiter entwickelt worden. Sie wird vielen modernen Forderungen gerecht, zugleich steht sie aber auch für Kontinuität, die im Städtebau bzw. der Stadt- und Regionalentwicklung von außerordentlicher Wichtigkeit ist. Eine Alternative zu der historisch bereits vorgezeichneten gegliederten und gestuften multizentrischen Stadt dürfte es zumindest im dicht besiedelten und hoch entwickelten Europa oder Mitteleuropa nicht geben. Die mit dieser Vorstellung verknüpfbaren Ziele sind so flexibel zu halten, daß sie top down"- und bottom up"- Entwicklungen aufnehmen oder entsprechende Strategien leiten können. Mit einem etwas abstrakten deutschen Begriff ließe sich auch von Gegenstromverfahren sprechen. Im Ergebnis kann die multizentrische Stadt mit ihren Zentren der verschiedenen Art ein Maximum von Forderungen aus der Wirtschaft und der Bevölkerung erfüllen. Ebenso wird sie fast schon ideal den Anforderungen der Dienstleistungsgesellschaft" gerecht. Gerade in Deutschland weisen die Städte eine Spezialisierung auf, die oft im Stadtzentrum bzw. im Stadtkern ihren Ausdruck findet. In den Stadtteilen und Stadtteilzentren ergeben sich aus der Geschichte sowie besonderen Gegebenheiten und Entwicklungen ebenfalls Schwerpunkte: in der Industrie, bei Erholung und Vergnügen, über Schulen, Hochschulen und Universitäten. Diese spezifischen Potentiale lassen sich bei der Ansiedlung von Unternehmen, Handwerks- und Gewerbehöfen, Gründer- und Technologiezentren sowie Projekten des Tourismus einschließlich urban entertainment" vorzüglich nutzen. Agglomerations- und Synergieeffekte können hier wirksam werden. Standorte für Ansiedlungen sind insbesondere auf Recyclingflächen von Industrie und Gewerbe sowie von Bahn, Post und Militär zu finden. Ergänzend ist umgekehrt vorstellbar, daß geeignete Einkaufszentren, Bürostädte oder gar Fachmarkt-Komplexe auf der grünen Wiese" gegebenenfalls mit Wohnbebauung angereichert werden, so daß im Lauf der Zeit weitere Ortsteile oder Stadtteile entstehen, die der Sub- und Disurbanisierung entgegenwirken. In einem differenzierten, aber gegliederten Stadtgebilde mit einer gewissen Dichte kann städtisches oder gar urbanes Leben an einer überschaubaren Zahl verschieden geprägter Schwerpunkte aufblühen. So scheinen nicht nur wirtschaftliche und gesellschaftliche Verbindungen oder Synergien möglich. Auch die bürgerschaftliche und demokratische Beteiligung könnte in einer belebten multizentrischen Stadt neue Impulse erhalten. Projekte, Verfahren und Wege in Richtung dieses sicher hoch gesteckten Ziels finden sich im folgenden Tagungsbericht, der von Thomas Franke aus Bonn verfaßt worden ist.
© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | April 2001 |