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[Seite der Druckausgabe: 45 / Fortsetzung]

5. Die weitere Entwicklung des Tourismus in den neuen Bundesländern: Schlußfolgerungen, Handlungsbedarf und Konzepte für die Tourismuspolitik

Die Ansprüche der Reisenden haben sich seit der Wende massiv verändert, der "Ostbonus" ist aufgebraucht. Wer heute nach Ostdeutschland reist, erwartet guten Komfort zu einem akzeptablen Preis, verbunden mit einem attraktiven Freizeitangebot. Nach wie vor bestehende Defizite sind:

  • mangelhafte Infrastruktur (sowohl bezüglich der Verkehrswege als auch der FV-Orte);
  • fehlende oder nicht dem erforderlichen Standard entsprechende Sport- und Freizeiteinrichtungen;
  • mangelhaft ausgeführte Leitbilder und Marketingstrategien;
  • teilweise ungenügende oder fehlende Koordinierung bei Marketing und Werbung; Folge ist u.a. eine Prospektflut, die potentielle Touristen eher

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    verwirrt denn zum Buchen animiert;

  • als größtes Problem werden immer noch ungeklärte Besitzverhältnisse bei der Suche nach geeigneten Investoren genannt, und damit verbunden das Prinzip "Rückgabe vor Entschädigung", das im Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung des Tourismus 1994 als Behinderung für einen schnellen Verwertungsprozeß benötigter Grundstücke und Immobilien angesehen wurde;
  • auch die von der Bundeswehr durchgeführten Tiefflüge, wobei es allein in Thüringen zwei Korridore gibt und mit 4 bis 20 Übungsflügen pro Woche zu rechnen sei, wurden auf der Konferenz als Hindernis bezeichnet.

Erforderliche Maßnahmen, die in einem parteiübergreifenden Entschließungsantrag an die Bundesregierung gerichtet wurden und die zur weiteren touristischen Entwicklung ergriffen werden müssen, sind:

  • Stärkung kleinerer und mittlerer Betriebe der Tourismuswirtschaft durch weitere Beratung und Anpassungshilfen sowie eine Verminderung des Konzentrationsprozesses in der Tourismusbranche;
  • weitere Förderung des Aufbaus der Tourismuswirtschaft in den neuen Bundesländern, insbesondere des Aufbaus einer modernen Freizeitinfrastruktur;
  • weitere Verbesserung gesonderter Qualifizierungs- und Umschulungsprogramme der Arbeitsämter für die Fremdenverkehrsbranche;
  • Gewährung von befristeter Unterstützung oder Umschuldung für die in Finanznot geratenen Betriebe;
  • bessere Absicherung bei Existenzgründungen und Risikokapital sowie zügige Abwicklung bei ungeklärten Eigentumsfragen;
  • bessere Schienenanbindung touristischer Regionen (Verdichtung und Vertaktung der Fahrpläne sowie Optimierung der Fahrplanabstimmung zwischen Zügen und Bussen, attraktive und familienfreundliche Preise für die Anreise und in den Ferienregionen selbst; vermehrte Anbietung von Pauschalangeboten mit besonders günstigen Leistungen insbesondere in der Nebensaison, um dem nationalen und internationalen Konkurrenzdruck zu begegnen;
  • Beachtung ökologischer Kriterien im Tourismus: "Ökologie muß Vorrang vor kurzfristigen ökonomischen Interessen haben."

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Ein Schlaglicht auf das Urlauberverhalten wirft eine Umfrage: 1994 machten 41 % aller deutschen Reisenden im Inland Urlaub (37 % aller West- und 54 % aller Ostdeutschen). Nur 4 % der westdeutschen Urlauber nennen Ostdeutschland als Urlaubsziel, nur 16 % der Ostdeutschen machten hier Urlaub. (Opaschowski).

Eine andere Umfrage weist aus: Nur 22% aller Bundesbürger ab 14 Jahren, die 1995 zu verreisen beabsichtigten, wollten in die westdeutschen Urlaubsgebiete, in die ostdeutschen lediglich 7 %. Wenn man diese 7 % weiter differenziert, so wollen zwar 11 % der Jugendlichen und 16 % der Ruheständler in Ostdeutschland Urlaub machen, aber nur 4% der jungen Erwachsenen, 2 % der Singles, 5 % der Paare, 5 % der Familien mit Kindern, 4 % der Familien mit Jugendlichen und 7 % der Jungsenioren. - Dies sind eigentlich alarmierende Zahlen, weil in den Marketingstrategien fast überall Familien mit Kindern auftauchen. Es wird hier erheblicher Handlungsbedarf ersichtlich; es gilt in Zukunft besonders, neue Zielgruppen zu definieren, neue Programme anzubieten und insgesamt den Tourismusstandort Ostdeutschland attraktiver zu gestalten.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 2000

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