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TEILDOKUMENT:
1. Die Situation des Technologietransfers in den alten und den neuen Bundesländern nach fünf Jahren der Zusammenarbeit Der Transfer von Technologien ist ein Kernprozeß jeglicher Wissenschaft und Wirtschaft, ob als Transfer von Informationen, über Personen oder - schwierigste und zugleich erfolgreichste Seite: als Arbeit an gemeinsamen Projekten. Dabei gehen die Beteiligten aber von unterschiedlichen Interessenlagen aus. Maßstab für die Wirtschaft ist das Bestehen im Wettbewerb durch verwertbare Produkte, die zur rechten Zeit und in der vom Kunden gewünschten Qualität am Markt sein müssen. Dabei strebt das Unternehmen eine Exklusivposition an und sichert diese durch Geheimhaltung und/oder Ausschließlichkeitsrechte. Der Forscher hingegen arbeitet relativ kontinuierlich und erkenntnisorientiert an einem Thema und ist an der weiten Verbreitung seiner Ergebnisse durch Veröffentlichungen und Schutzrechte, aber auch an ergebnisorientierter Verwertung interessiert. Dies alles vollzieht sich immer weniger im regionalen oder nationalen, mehr und mehr dafür im internationalen Maßstab. Eine Information über eine gewonnene Erkenntnis benötigt für ihren Umlauf um die Welt heute oft nur noch Wochen oder einige Monate ab dem Zeitpunkt ihres ersten Bekanntwerdens.
1.1 Überblick und Analyse in den alten Bundesländern
Das Beispiel Nordrhein-Westfalen - AGIT In Aachen und an etlichen weiteren Standorten Nordrhein-Westfalens machten sich Politiker, Unternehmer und Wissenschaftler vor 15 Jahren auf die Suche nach Wegen aus der Strukturkrise: "Unser neuer Rohstoff-Forschung". Aus Hochschulen, Forschungsgesellschaften und Spin Offs wurde ein Netz geknüpft, das heute 45 Technologie- und Gründerzentren umfaßt. Im "Herzen Europas", praktizieren diese den EU-Binnenmarkt seit vielen Jahren. Der Lernprozeß: Umdenken von den monolithischen, monopoloiden oder oligopolistischen Strukturen der Montanindustrie, hin zu flexiblen überschaubaren Einheiten. [Seite der Druckausgabe: 4] Die Initiatoren des Prozesses hatten sowohl in Richtung Wissenschaft als auch Wirtschaft zu planen, Kräfte zu bündeln - bei gleichzeitiger Konversion der Unternehmensproduktion und -organisation. Schwerpunkte sind heute Medizintechnik, Biomedizin, Grundlagenforschung und Applikationen für Halbleiter-Technologien. Seit nunmehr elf Jahren betreibt AGIT (Aachener Gesellschaft für Innovation und Technologietransfer mbH) Wirtschaftsförderung und internationale Standortwerbung (vor allem in den USA und Japan), Technologietransfer und Mittelstandsförderung in der Region. AGIT arbeitet als regionale Entwicklungsgesellschaft, in der die Gebietskörperschaften, gewerblichen Kammern, die großen Forschungseinrichtungen und Vertreter der Privatwirtschaft zusammengeschlossen sind. AGIT ist Mittler von Verbundprojekten zwischen Mittelstand, Ingenieurunternehmen, Hochschulen und Förderern. AGIT organisiert Ausstellungen auf regionalen und überregionalen Messen, veröffentlicht die AGIT-NEWS und betreibt eigene Pressearbeit. Hauptaktivitäten ihrer Geschäftsführung sind:
AGIT ist mit Kooperations- und Leistungsvereinbarungen verbunden mit der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer, den Unternehmen der Region, den Hochschulen, Wirtschaftsförderungsinstutionen, Technologietransferstellen, 46 Städten und Gemeinden, dem Arbeitsamt, Genehmigungsbehörden, Energieversorgungsunternehmen, Banken und Versicherungen. Die Gesellschafter der AGIT sind die Stadt Aachen und vier weitere regionale Kreise mit ihren Wirtschaftsfördergesellschaften, zwei Vereine, die IHK und die Handwerkskammer, Sparkassen der Region und die Aachener und [Seite der Druckausgabe: 5] Münchener Versicherung. Diese setzten einen Aufsichtsrat mit 26 Mitgliedern ein. AGIT ist selbst Akquisiteur und Drittmittelgeber. Sie vermittelt von ihrer Auftragsakquisition (Förderprojekte des Landes, private Auftragsforschung, Verbundprojekte) etwa 50% weiter an Ingenierbüros und mittelständische Unternehmen des Landes, etwa 33% an Forschungsinstitute. Die Bindung erfolgt über jeweils zweiseitige Leistungsverträge zwischen AGIT und dem Auftraggeber sowie AGIT und dem Auftragnehmer. So werden Kommunikationshemmnisse zwischen Wissenschaft und Wirtschaft über diese Vermittlung auf ein Minimum reduziert. Und: AGIT bleibt in der Verantwortung für den Projekterfolg gegenüber dem Auftraggeber bzw. Förderer. Projekte der AGIT widerspiegeln sich in derzeit mehr als 450 Forschungs- und Entwicklungsverträgen, davon 30% mit regionalen Technologienehmern, mehr als 150 Kooperationsverträgen mit Ingenieurbüros und Hochschulen. Damit ist AGIT auch ein wichtiger und kompetenter Drittmittelgeber für die Region. Die Erfolgsbeteiligung der AGIT für das Projekt-Controlling wird mit 10 bis 13% kalkuliert. So ist AGIT auch in der Lage, Ausfallbürgschaften zu übernehmen. Die Aktivitäten des Aachener Netzwerks führen dazu, daß "vorgefertigte Unternehmen" an die regionale Wirtschaft "geliefert" werden. Diese fanden und finden zu allen Fragen der Produktentwicklung und des Marketing im Netzwerk Beratung und Hilfe. Bis Juni 1994 gab es in den Technologie- und Service-Zentren der Region Aachen mehr als 2oo Unternehmen, die ca. 1.600 Mitarbeiter beschäftigten. Jährlich werden in der Region Aachen 700 Maschinenbauer und 400 Elektrotechniker ausgebildet. Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen ist mit 260 Instituten, 420 Professoren und 37.000 Studenten derzeit die größte europäische Hochschule. Hinzu kommen die Kapazitäten der Fachhochschule Aachen (200 Professoren; 11.000 Studenten) und des Forschungszentrum Jülich (4.700 Beschäftigte, 1.050 Wissenschaftler). [Seite der Druckausgabe: 6] In diesem Umfeld wurde bald eine neue Aufgabe deutlich: Wie können die beiderseits anerkannten Sprachbarrieren zwischen Hochschule und Wirtschaft überwunden werden ? Die Technologiezentren übernahmen die Rolle des "Dolmetschers"; zunächst für "fertige" Lösungen der Hochschulen, die diese der Wirtschaft anbieten wollten. Wegen des vielschichtigen Angebots und der unterschiedlichen Entwicklungsreife ergab sich bald ein neues Phänomen: Erfolg bei der Vermarktung ihrer Forschungsleistungen und Produkte hatten diejenigen Vorhaben, bei denen Hochschul-lnstitute und Cluster aus einigen Unternehmen zusammenarbeiteten und sich zu Verbundprojekten organisierten. Diese erfuhren eine 50%ige Förderung durch das Wirtschaftsministerium auf der Grundlage ihrer Kooperationsvereinbarungen. So gestaltet sich in diesen Verbundprojekten heute der Prozeß des Technologietransfers von der Idee bis zum Produkt:
Dieser verläuft, je nach den Anforderungen des Marktes, innerhalb eines Zeitraums von ca. zwei bis drei Jahren. AGIT verantwortet dabei das gesamte Projekt-Controlling. Kundenorientiertes Denken bestimmt den Bedarf: Kritische Marktrecherchen, die Zusammenarbeit mit Agenturen, Ingenieurbüros und Spin Offs sind Grundlagen der Vermittlung zwischen den Partnern bis zur erfolgreichen [Seite der Druckausgabe: 7] Endfertigung. Die Vertragsabschlüsse erfolgen dabei immer bilateral und machen so den Controller auch für den Projekterfolg verantwortlich. Damit ist das Verständnis zwischen Hochschule und Wirtschaft im Zuge der Arbeit am Projekt gewachsen, weil jeder der Beteiligten auch für seine Leistung gegenüber AGIT verantwortlich zeichnet und Förderanträge nur zum Erfolg führen, wenn jede Seite ihr Angebots- und Kommunikationspotential ausschöpft. Verbundprojekte bei AGIT haben derzeit einen Umfang von 35 Mio. DM mit 400 Firmenkontrakten und 170 Forschungsaufträgen. Beispiele sind:
Weitere Schwerpunkte sind ein Kunststofftechnik-Verbundprojekt (IKV Aachen), in dessen Folge einige Spin Offs gegründet wurden, Projekte der Lasertechnologie, der rechnerintegrierten Fertigung, jeweils immer auch verbunden mit einem Coaching zur optimalen Betriebsführung. Alle diese Erfolge wären ohne Förderung des Landes nicht möglich gewesen. Sie zeigen aber auch: Das hier investierte Kapital verzinst sich gut. In diesem Beziehungsgefüge entwickeln sich insbesondere technologieorientierte Unternehmen junger Ingenieure, teilweise mit Professoren als Gesellschafter, recht gut. Diese Unternehmer formulieren zielgerichtet die Marktanforderungen gegenüber der angewandten Forschung der Hochschule. Die AGIT gab bereits 1990 ihre Erfahrungen weiter an das Technologiezentrum Chemnitz in der Region Südwestsachsen.
[Seite der Druckausgabe: 8]
1.2 Überblick und Analyse in den neuen Bundesländern
Das Beispiel Region Südwestsachsen Im Jahr 1994 hatte die Region Südwestsachsen eine Bevölkerungsdichte von 286 Einwohnern je qkm zu durchschnittlich 223 Einwohnern je qkm in der BRD. In dieser dicht besiedelten Region leben 600.000 Erwerbstätige, das sind 51% der Gesamtbevölkerung. Der Industriebesatz beträgt 143% im Vergleich zu 93% in den alten Bundesländern. Vorherrschende Zweige im verarbeitenden Gewerbe sind:
Die Industrie- und Handelskammer zählt 57.000 Unternehmen, davon 3.444 im verarbeitenden Gewerbe (vgl. Daten der IHK Südwestsachsen vom 9.5.94). Die Bedeutung des Mittelstands (sog. kleine und mittlere Unternehmen, KMU) für die industrielle Regenerierung ist enorm. Die o.g. IHK-Konjunkturumfrage der Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe ergab:
Eine Großindustrie gibt es zur Zeit nicht. Die häufigsten Betriebsgrößen liegen bei unter 10 (35%) bzw. unter 50 (22%) Beschäftigten. Nur zwei Unternehmen haben über 1000 Beschäftigte. Diese Unternehmen signalisieren vorrangig Defizite bei der regionalen Förderung und der Planung und Bewilligung von Fördermitteln der Europäischen Union. Zielgruppe im Bereich der KMU für den Technologietransfer sind Unternehmen und Projekte im Maschinenbau, Fahrzeugbau, der Textilindustrie und [Seite der Druckausgabe: 9] im verarbeitenden Gewerbe. Hier sind zur raschen Umstrukturierung und Effektivierung dieser Bereiche innovative Technologien gefragt. Nach dem Beispiel des Regionalverbundes Aachen strukturierte sich die Technologie Region Chemnitz mit der Technologie Centrum Chemnitz GmbH (TCC) im "Arbeitskreis Technologietransfer e.V. ATT". Partner im Verbund sind die Universitäten, Hochschulen und außeruniversitäten Forschungseinrichtungen (TU Bergakademie Freiberg, TU Chemnitz/Zwickau, die Fachhochschulen Mittweida und Zwickau, die Fraunhofer-Einrichtung für Umformtechnik und Werkzeugmaschinen), die regionalen Technologie- und Innovationszentren, die Technologieagentur Chemnitz im ATT e.V., das Regierungspräsidium, die IHK Südwestsachsen. Der ATT e.V. ist offen für alle Experten aus Industrie und Forschung. Die ATT als Transfernetz-Gestalter der Region Südwestsachsen verbindet Technologiegeber und -nehmer mit Transfereinrichtungen. Im Netzwerk arbeiten an gemeinsamen Projekten Universitäten, Institute der Fraunhofer-Gesellschaft, spezialisierte Technologiezentren, Agenturen, Industrie- und Handelskammer, das Regierungspräsidium und ausgewählte Unternehmen. So erreichen Aktionen technologieorientierter Existenzgründer größere Wirkung. Derzeit arbeiten 17 Unternehmen unter der Förderung der ATT, vier weiterer konnten bereits aus der Förderung entlassen werden. Sie weisen eine stabile Umsatzentwicklung (ca. 140.000DM/ Mitarbeiter) auf. Erfolgreiche Spin Offs und Unternehmensgründungen motivieren immer wieder zu weiterer unternehmerischer Selbständigkeit in der Region. Bei diesem Prozeß berät die ATT, übernimmt die Betreuung, Schulung, Recherchen und Analysen im Rahmen konkreter Transferprojekte. Sie bezieht dabei die Technologietransferstellen der Universitäten und Fachhochschulen ein. Ein Beispiel ist die Akquisition zum Verbundvorhaben "Facharbeiterorientierte Betriebsmittel- und Arbeitsplanung in KMU". Träger des Projekts ist die Fachhochschule Mittweida, am Ergebnis partizipierte u.a. das Unternehmen FORON GmbH. Auch für eine Studie zur Luft- und Raumfahrt in Sachsen ist ATT der Träger. Hier geht es um die Konzentration von Forschungs- und Dienstleistungen auf [Seite der Druckausgabe: 10] anwendungsorientierte Projekte der Luft- und Raumfahrt und deren Finanzierung. Ein neues Förderprogramm "Produktionstechnik des 21.Jahrhunderts" wurde von der ATT mit initiiert. Ebenso ist ATT innerhalb der EU-Förderung aktiv bei SPRINT 227, "Technologieentwicklungen in verschiedenartigen KMU". Bei allen Bemühungen um eine rasche Belebung der Wirtschaftskraft der Region müssen Rahmen-Förderbedingungen solcher Art geschaffen und weiter gestärkt werden, die die Wettbewerbsfähigkeit und unternehmerische Initiative der KMU wesentlich erhöhen. Aus heutiger Sicht lassen sich die aktuellen Aufgaben für den Technologietransfer in Südwestsachsen so formulieren:
Aus der Sicht des Managements muß der Transfer qualitativ verbessert werden. Es fehlt an effektiver Kommunikation vor Ort, im Unternehmen bei der Umsetzung der Technologie, an Visionen zum Überleben von KMU in einem Hoch-Lohn-, -Steuer-, und -Normen- Land. Die Förderung von Kooperationen und Verbundprojekten auf der einen Seite muß andererseits unbedingt ergänzt werden um die kreative Kraft zur Projektleitung. Dies ist durchzuführen bis zum fertigen Produkt, in Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft mit der Wirtschaftsförderung, regional und überregional. Die Situation in Thüringen: Technologieförderungsstiftung "STIFT" Die Entwicklung in Thüringen läßt sich mit der in anderen neuen Bundesländern vergleichen: Mit dem Umbau der Wirtschaft seit 1989 sind [Seite der Druckausgabe: 11] neue Strukturen für den Technologietransfer zu entwickeln, neue Kooperationen und Konsortien aufzubauen. Thüringen hat sich dabei an den Erfahrungen der Steinbeis-Stiftung orientiert. Heute existieren - über das Land verteilt - 62 Technologietransferzentren; hinzu kommt noch eine Reihe von ABS-Gesellschaften (Gesellschaften für Arbeitsförderung, Beschäftigung und Strukturentwicklung). Jährlich investiert das Land Thüringen in diesen Bereich 300 Mio. DM. Einrichtungen mit Transferaufgaben in Thüringen sind:
hinzu kommen die Transfer-Bereiche der IHK, der Handwerkskammer, der ABS-Gesellschaften mit Forschergruppen und ihren Ausgründungen sowie regionale Informationsvermittlungsstellen. In Thüringen sind z.Z. 20.000 Studenten in Ausbildung, 30.000 sollen es werden. An den Universitäten und Fachhochschulen existieren derzeit optimale Studienbedingungen. Als Transferstandorte werden Erfurt, Weimar, Jena, Ilmenau und Schmalkalden ausgebaut. Thüringen spezialisiert sich als regionaler Technologie-Anbieter auf den Gebieten: Molekulare Biologie, Physikalische Hochtechnologien, Naturstoff-Forschung, Technische Keramik, Fertigungstechnik, Textilforschung, Kunststoff-Technologien, intelligente Sensorik und dazu paßfähiger Produktinnovation. Die neun Technologie- und Gründerzentren verstehen sich dazu zunächst als regionale Informationsvermittler. Der Freistaat Thüringen hat 1994 eine Technologieförderungs-Stiftung "STIFT" gegründet als eine Verbindung aus bayerischen und schleswig-holsteinischen Erfahrungen sowie dem Management-Know How der Steinbeis- Stiftung. Vorstandsvorsitzender ist Dr. Lothar Späth, Vorsitzender des Kuratoriums Prof. Dr. W. Gens, Vorsitzender des Beirates Dr. H.-J.Schultz. [Seite der Druckausgabe: 12] Der Vorstand entscheidet über die Vergabe von Stiftungsmitteln und koordiniert alle laufenden Geschäfte. Er besteht aus drei Mitgliedern. Das Kuratorium berät den Vorstand bei der Umsetzung des Stiftungszwecks und erläßt Vergaberichtlinien für die Stiftungsmittel. Es setzt sich zusammen aus 13 Mitgliedern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Der Beirat bereitet strategische Entscheidungen für die Technologieentwicklung Thüringens vor und berät das Kuratorium und den Vorstand. Ihm gehören 15 Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Wirtschaft an. STIFT erhielt bisher Fördermittel aus dem Thüringer Innovationsfonds und 12,2 Mio. DM Altparteiengelder vom Land. Diese Mittel werden als Risikokapital und Darlehen eingesetzt. Aufgabe der Stiftung ist es, marktorientierte Produktentwicklungen zu fördern. Ihre Arbeitsgebiete sind zunächst strukturiert in: Innovationsfonds, Unternehmensförderung, Informations-Netzwerk, Technologie-Initiativen, Projektbegleitung, Verwaltung. Die Stiftung arbeitet mit dem Ziel, eine maßgebliche Beteiligung der Produkte und Unternehmen Thüringens am europäischen Markt und der europäischen Förderung zu erlangen, Verbundprojekte zu organisieren und dafür flexible Unternehmensstrukturen aufzubauen. Im Konzept ist vorgesehen, Innovationsverbünde branchenorientiert zu schaffen und den Innovationsfonds zu verteilen über Darlehen und Beteiligungen unter Verzicht auf Sicherheiten wie im Hausbankgeschäft (risk capital). Derzeit verfügt die Stiftung über 20 Mio. DM angelegtes Stiftungskapital, wovon die Erträge verfügbar sind: etwa eine Mio. DM p.a.. Hinzu kommen die o.g. zwölf Mio. DM aus Landes-Altparteien-Geldern. STIFT - Ziele und Fördermöglichkeiten Ziele: Der satzungsmäßige Zweck der Stiftung für Technologie- und Innovationsförderung Thüringen ist,
[Seite der Druckausgabe: 13]
Das Konzept der Stiftung geht von folgenden Arbeitsfeldern aus:
Die Wirksamkeit der Stiftung soll sich vor allem in der Unterstützung von kleinen und mittelständischen Unternehmen in Thüringen bei der Entwicklung absatzfähiger Produkte und Dienstleistungen ausdrücken. Das schließt die Schaffung hochqualifizierter, zukunftsorientierter Arbeitsplätze und die Reaktivierung von FuE-Bereichen ein. Fördermöglichkeiten: Unterstützung aus dem Thüringer Innovationsfonds Ziel der Unterstützung aus Mitteln des Thüringer Innovationsfonds (Tl) ist es vor allem, einen Anreiz für die Durchführung technologieorientierter und innovativer Vorhaben zu bieten und die gegebenen spezifischen Risiken und Kosten auszugleichen, für welche die Aufbringung eigener Mittel oder die Aufnahme von Fremdmitteln begrenzt ist. Antragsberechtigte sind technologieorientierte Unternehmen und Einrichtungen, die im Freistaat Thüringen ansässig sind oder werden. Voraussetzung ist, daß die zu entwickelnden Produkte, Verfahren und Dienstleistungen zur Verbesserung der Wirtschafts- und Technologielandschaft im Freistaat Thüringen beitragen. Dabei werden Kooperationen mit Forschungseinrichtungen und Verbundprojekte besonders gefördert. Als Form [Seite der Druckausgabe: 14] der Unterstützung sind vorzugsweise Darlehen und Beteiligungen vorgesehen.
Projekte und Vorhaben:
Informationsnetzwerk
Technologieinitiative
Projektbegleitung
Offen ist die Entwicklung der 40 ABS-Gesellschaften, vorwiegend Auffanggesellschaften für ingenieurtechnisches Personal. Hier mangelt es noch an Gründungsinitiativen und -kapital sowie geeigneten Partnerschaften. Außerdem belasten die wachsenden Gewerbemieten mit Auslauf der 90%igen Förderung aus 1990 die jungen Unternehmen. Bislang existiert in Thüringen kein Programm für die laufenden Kosten. Die jeweiligen Gesellschafter sind verantwortlich für alle Betriebsausgaben. Vor dieser Frage steht das Thüringer Technologiezentrum selbst auch. Dessen Geschäftsstelle ist mit sechs Mitarbeitern besetzt, alle über diese Kapazität hinausgehenden erforderlichen Leistungen werden mit Partnern von außerhalb gebunden. [Seite der Druckausgabe: 15] Verbundprojekte werden gemeinsam zwischen THATI (Thüringer Agentur für Technologietransfer und Innovation) und STIFT geführt. Das Beispiel Berlin - TVA e.V. Die Technologie-Vermittlungs-Agentur Berlin e.V. konnte auf einem fundierten Technologie- und Wissensangebot in der Region Berlin aufbauen. Als 1977 die erste Pilotstudie zum Technologietransfer an der TU Berlin im Auftrag von Senator Peter Glotz startete, half diese der ersten regionalen Technologievermittlungsstelle Deutschlands auf den Weg. Im Jahre 1978 wurde die TVA als Technologietransfer- und Innovationsberatungsstelle für kleine und mittlere Unternehmen und Existenzgründer in Berlin gebildet - ein Modellvorhaben des BMFT. Mit gleichbleibender Zahl von acht Mitarbeitern führte das Land Berlin diese Einrichtung ab 1984 in der Rechtsform eines gemeinnützigen Vereins weiter. Beteiligt an diesem eingetragenen Verein sind die Industrie- und Handelskammer zu Berlin, die Handwerkskammer Berlin, der Verband der Berliner Elektroindustrie e.V., der Wirtschaftsverband Eisen, Maschinen- und Apparatebau e.V., die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technologie, die Senatsverwaltung für Wissenschaft und Forschung sowie Berliner Unternehmen. Kunden der TVA sind heute KMU und Existenzgründer in Berlin, Bundes- und Landesministerien sowie die Europäische Union. Ab 1989 konnte von der institutionellen Förderung zur projektgebundenen Förderungen übergegangen werden. Die TVA hatte zu dieser Zeit etwa 20 Mitarbeiter. In den Jahren 1991/92 baute die TVA als Projektträger des BMWi für die neuen Bundesländer Beratergruppen in Berlin-Ost/Außenstelle Adlershof auf. Von 1991 bis 1993 erhöhte sich die Mitarbeiterzahl auf nunmehr 43. Die Leistungen der TVA lassen sich - bedingt durch die zunehmende Spezialisierung in Wirtschaft und Wissenschaft - hauptsächlich in zwei Angebote unterteilen:
[Seite der Druckausgabe: 16]
Die TVA bietet ihren Kunden:
Weiter wurde im Jahre 1980 "TU-Transfer" an der Technischen Universität Berlin gegründet. Eine der ersten Aktionen dieser Transferstelle war ein Innovationsassistentenprogramm für Studenten und junge Wissenschaftler zur Einführung von neuen Technologien in der Wirtschaft. Spektakuläre erste PR-Aktion war eine zweiwöchige Präsentation der Forschungs- und Transferangebote der TU Berlin im Kaufhaus des Westens 1983. Dies verdeutlicht die Denkhaltung: Die Türen zu öffnen als erstes Prinzip, um Akzeptanz werben bei der Zielgruppe Käufer innovativer Produkte und Produktkritik einholen für weitere Entwicklungen. Inzwischen werden sowohl bei den Unternehmen als auch in der Berliner Hochschul-Landschaft Transferstellen als notwendige Vermittler zwischen Wissenschaft und Wirtschaft anerkannt. [Seite der Druckausgabe: 17] 1983 wurde in Berlin das erste Technologie- und Gründerzentrum in Deutschland gegründet und begann für die regionalen Technologien auf der Hannover Messe zu werben. Für den Osten Berlins boten sich 1990 zwei Wege an: Sollten neue Strukturen aufgebaut werden oder die im Westen der Stadt vorhandene "fertige Landschaft" des Transfers auf die dortigen Verhältnisse übertragen werden? Wie sollte der kundenspezifische Ansatz realisiert werden ? Eine Reihe von ausgegründeten Unternehmen fragten bereits bei der TVA e.V. Technologien und Beratung nach. Es entstanden neue Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorte in Adlershof, Schöneweide, Schönefeld, Karlshorst u.a.. Anpassungsschwierigkeiten gab es auch im Westen nach dem Abbau der Berlin-Förderung. Hinzu kam der verschärfte Wettbewerb für Unternehmer der neuen Bundesländer: Die Aufgabe, von heute auf morgen in einem Verdrängungswettstreit bestehen zu müssen. Manche Methode des klassischen Technologietransfers versagte hier. Der drastische Abbau von wissenschaftlich-technischen und Industriearbeitsplätzen mit nachfolgenden Unternehmensgründungen im Umfeld der ehemaligen Akademie der Wissenschaften im Osten Berlins, das dort vorhandene Innovationspotential, dem aber die Kapitaldecke fehlte sowie nicht ausreichende Erfahrung im Management - dies aller erforderte nun einen neuen, ganzheitlichen Beratungsansatz. Die Klientel hierfür setzt sich zusammen aus 99.154 KMU, davon 73.541 im Westteil und 25.613 im Ostteil der Stadt; dies sind zusammen ca. 99% der in Berlin ansässigen Unternehmen (Senatsverwaltung für Wissenschaft und Technologie: Wirtschaftsbericht Berlin 1994, S. 89-90). Der ganzheitliche Ansatz versteht sich im Berliner Modell als ein Konzept des Technologietransfers und der Innovationsberatung, das die spezifischen Bedingungen der regionalen Infrastruktur berücksichtigt und dadurch eine gute Breitenwirksamkeit erzielt. Dieses Vorgehen basiert auf einem differenzierten und abgestimmten Netz von Technologietransferstellen, zu deren Abstimmung der Arbeitskreis der Transfereinrichtungen geschaffen wurde. So entsteht ein Netzwerk kooperierender, spezialisierter und flexibler [Seite der Druckausgabe: 18] Berater (weiter dazu bei Allesch, Jürgen: Stand des Technologietransfers in Berlin, Vortrag in Berlin am 12.12.94). Auch Organisationsformen von Public Privat Partnership werden als zweckmäßig angesehen - auch in Gestalt von Stiftungen. Hier sind mit Thüringen vergleichbare Strukturen hinsichtlich der Ausgestaltung der Stiftung zu finden. Die Förder-Richtlinien des Landes Berlin sind vergleichbar mit denen anderer neuer Bundesländer. Die Themenpalette der Förderprojekte widerspiegelt die Forschungstradition und die Anforderungen der Unternehmen. Wer in der Lage ist, regionale Bezüge zu finden und engen Kontakt zu den Unternehmen zu halten, kann in der erforderlichen Zeit den erstrebten Markterfolg erreichen. Hemmnisse zeigen sich bei der Suche nach kundenorientierten Ansätzen und neuen Management-Strategien. Die TVA betreibt im Berliner Netzwerk seit 1978 die zentrale Innovations- u. Technologieberatung Berlins und wirkt mit an der Förderung des Strukturwandels. Die Finanzierung erfolgt über Landesprojektförderung und zunehmend aus Eigenmitteln, die in Projekten erwirtschaftet werden.. Arbeitsgebiete der TVA sind Informations-, Technologie-, Personal-Transfer, Schulung und Gründungsberatung. Die Kooperation mit den Universitäten und Fachhochschulen erfolgt im TransferRing Berlin und Brandenburg. Dieser wurde gegründet unter Nutzung der vorhandenen Strukturen. Auch hier wurde das Modell Steinbeis genutzt, um marktorientiert anwendungsreifen Transfer zu organisieren. Heute ist dieser Leistungsverbund kompetenter Berater Markenzeichen für einen qualitativ neuen Technologietransfer. Die Kooperation erfolgt insbesondere mit den Fachhochschulen, weil diese sehr wirtschaftsnah forschen und die Professoren in der Regel Erfahrungen aus ihrer Tätigkeit in verschiedenen Unternehmen einbringen. An den Fachhochschulen gibt es dazu Koordinationsbeauftragte. Sie wirken im TransferRing als Bindeglied zwischen den Fachhochschulen und ihren Professoren und den Technologieberatern der TVA, die Projekte betreuen. Mit den Professoren der Fachhochschulen werden Individualverträge über ihre Beteiligung am TransferRing abgeschlossen. Der TransferRing ist Projektkoordinator und schließt seinerseits Leistungsverträge mit Berliner Unternehmen. Über einen Koordinationsausschuß des TransferRings, dem neben den Fachhochschulen [Seite der Druckausgabe: 19] auch die Wissenschafts- und Wirtschaftsverwaltung, die IHK und die Handwerkskammer angehören, werden die notwendigen Abstimmungen getätigt. In dieser Konstruktion sieht die TVA auch ein Angebot an die neuen Bundesländer. Es sollte bei jeglicher Strukturentwicklung eine sehr eng am Bedarf der Unternehmen orientierte und im Projektablauf flexible Kooperationsform gefunden werden. In Koppelung mit dem "Technologieprogramm FIT Berlin 2001" der Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technologie werden spezielle Technologie-Cluster gebildet. In einem produktiven Dialog zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik legten die Beteiligten fest, sich zukünftig auf die Branchen
zu konzentrieren - selbstverständlich bei kontinuierlicher Fortschreibung dieser Technologiefelder. Die TVA tritt - vgl. die Darstellungen zu AGIT - gleichfalls als Koordinator auf und bindet mit bilateralen Verträgen die Partner Hochschulen und Wirtschaft. Sie sieht es aber auch als ihre Aufgabe an, diese Struktur ständig den wirtschaftlichen Verhältnissen in Europa und der Welt anzupassen. Das Beispiel Brandenburg - TINA Auch in Brandenburg stellen sich seit 1990 die Unternehmen und die Forscher der Herausforderung des internationalen Marktes. Im Unterschied zu Unternehmen und Forschern in den alten Bundesländern können sie aber nicht in gleichem Maße auf Kontakte zu Partnern im Markt und zur nationalen und internationalen Politik zurückgreifen. Die Landesförderung sieht ihre Chance in der Schaffung von Arbeitsplätzen beim Mittelstand und bei innovativen Unternehmen. Das Forschungs- und Entwicklungspotential in [Seite der Druckausgabe: 20] Brandenburg reduzierte sich von 14.000 Beschäftigte (1989) auf etwa 2.500 Beschäftigte (1994),d.h. um rund 80%. Im Rahmen der Umstrukturierungsprozesse wächst es nun jährlich wieder an. Die Technologie- und Transferpolitik in Brandenburg begleitet und fördert den Umstrukturierungsprozeß: Bis heute entstanden aus der Kombinatsstruktur etwa 800 kleinere Unternehmen, die Forschung und Entwicklung betreiben, davon etwa 100 in Technologie- und Gründerzentren. Die meisten von ihnen haben weniger als 20 Mitarbeiter. Seit 1991 arbeitet die "Technologie-Initiative Brandenburg" und stellte im Zeitraum 1991 bis 1993 etwa 86 Mio. DM Fördermittel zur Verfügung. Davon gingen 57 Mio. DM Landesförderung in die folgenden Programme:
Die Förderung von technologie-orientierten Einzelunternehmen ist möglich in Höhe von 70% bis zu 90% der Betriebskosten als degressive Anschub-Finanzierung. Auch einzelne Transfer-Stellen der Hochschulen werden gefördert. Die TINA arbeitet mit fünf Geschäftsstellen. Im Unterschied zur Arbeitsweise der TVA Berlin ist die TINA selbst Projektträger der Programme. Sie prüft die wirtschaftliche und technologische Seite der Projekte und steuert diese mit. Die Randbedingungen für den Technologietransfer sind aus Sicht der Brandenburger in den neuen Bundesländern anders als in den alten, weil der klassische Transfer bei der Reorganisation der Hochschulen teilweise gestört wurde. Die Forschungs-Angebots-Kataloge wurden, wenn überhaupt, unzureichend in Menge und Qualität herausgegeben, Kommunikation und gegenseitiges Kennen der Partner fehlen, ebenso mangelte es an Kenntnissen des Marktes und seiner Mechanismen. Brandenburg hat daher ein Landestechnologiekonzept entwickelt. Dabei konnten sich die Partner - Unternehmensverbände, Ministerien in Brandenburg und Berlin, Gewerkschaften, Kammern - einvernehmlich und interministeriell in relativ kurzer Zeit zur neuen Struktur der [Seite der Druckausgabe: 21] kritischen Analyse der Situation folgte die gemeinsame Entwicklung von Handlungsstrategien und konkreten Maßnahmen. Das Konzept regelt kurze Wege und direkte Verantwortlichkeiten. Das Brandenburger Landestechnologiekonzept konzentriert sich auf die Technologiefelder
und appliziert diese auf die regionalen Anwendungsfelder
Es führt den Investoren die Ansiedlungs-Chancen in Brandenburg vor Augen und verweist bei seinem Förderangebot auf die Standort-Chancen: Ansiedlungsflächen sind ausreichend verfügbar, ebenso hochqualifiziertes und motiviertes Arbeitskräftepotential; die Wissenschaftslandschaft Berlin-Brandenburg und gewachsene Beziehungen zu Partnern in Mittel- und Osteuropa sowie eine sich entwickelnde Unternehmersubstanz bieten günstige Start-Bedingungen. Mit dem Landestechnologiekonzept sollen innovatorische Rahmenbedingungen geschaffen werden, nicht aber unternehmerisches Handeln substituiert oder Initiative kompensiert werden. Die Technologieregion Berlin-Brandenburg stellt sich - günstig für die Region und ihre Partner - mit abgestimmten Konzepten der Aufgabe, die Wirtschaft innovativ umzustrukturieren und Zukunftsstrategien umzusetzen. So wird auch die Aufgabe der mit dem Konzept beabsichtigten Technologieförderung, die Akteure immer wieder neu zu bündeln und am Projekt zu halten, engagiert und flexibel gelöst. Aufgabe der Regierung ist es, dafür geeignete Rahmenbedingungen schaffen. Die betriebswirtschaftliche Entscheidung muß aber immer beim Unternehmen liegen. Der ehemalige "Speckgürtel Brandenburg für Berlin" kommt jetzt [Seite der Druckausgabe: 22] positiv zum Tragen. In der Regel gelingt es, für Projekte geeignete kompetente Partner zu vernetzen. Im Gründerzentrum Teltow z.B. arbeiten Spin Offs der Freien Universität Berlin. Diese Nähe erfordert auch die Abstimmung der Projekte zwischen den Brandenburgern und den Berlinern: Jeder Förder-Antrag wird, bevor er genehmigt wird, auf diese Synergien hin betrachtet. Um die Kooperation Wissenschaft-Wirtschaft zu verbessern, schließen sich im Kooperationsverbund Technologietransfer (TETRA) die Technologietransferstellen der Hochschulen zusammen. "BRAWIS", das Brandenburger Wissenschaftsinformationssystem, versorgt die Region und Partner darüber hinaus mit den neuesten Technologie-Angeboten. Weiteres Ziel ist die Vernetzung der Angebots- und Nachfrage-Informationen für alle Anwender. Der Personaltransfer erfolgt über Innovationsassistenten, die in Berlin zur Zeit überzählig sind. Diese arbeiten nun in Brandenburg und sind ein Bonus für Unternehmens-Verbundprojekte. TETRA realisiert auch die regionale Patent- und Erfinderberatung bei gleichzeitiger Untersuchung der DDR-Altpatente auf ihre Verwertbarkeit. In den Hochschulen dürfen die Existenz-Gründer Geräte und Räume zu günstigen Bedingungen nutzen. Weiterhin sieht das Brandenburger Konzept eine verstärkte Marketing-Beratung und Förderung vor für kleine und mittelständische Unternehmen und die Hochschulen sowie abgestimmte Aktionen der Öffentlichkeitsarbeit. Branchenspezifische Angebote sind Unternehmensgegenstand von Technologietransferzentren, eines z.B. der Fachhochschule Potsdam und der Universität Potsdam speziell für Design-Aufgaben. Wesentliche Aufgabe des Konzepts ist auch, die Technologieförderung von Bürokratie zu befreien. Die Umsetzung dieses Landestechnologiekonzepts erfolgt nun kontinuierlich, aber unterschiedlich z.B. im Vergleich zu Aachen. Der härtere Erfolgsdruck in Brandenburg erfordert eine Politik, die von Anfang an konzeptionsstark ist und auf den Bedarf der Wirtschaft eingeht, denn das Risiko von zuviel "trial & error" in der Förderpolitik kann hier (so) nicht gewagt werden. Probleme in der Zusammenarbeit bereiten die Banken. Sie setzen den Fördererwillen des Landes nicht oder ungenügend um und zeigen kaum Bereitschaft, vom Konzept der 100%igen Besicherung ihrer Forderungen abzugehen. Ein Coaching für Bank-Fachleute auf diesem Gebiet tut not. [Seite der Druckausgabe: 23] Im Wettbewerb zwischen den Technologie- und Gründerzentren Brandenburgs verteilen sich nun die Lasten neu. Daher sind bei der politischen Unterstützung des Prozesses deren unterschiedliche Bedingungen zu akzeptieren und die Förderung angepaßt zu verändern. Das Beispiel Sachsen - aus der Sicht des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Arbeit Das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit (SMWA), verantwortlich für die Technologieförderung Sachsens, will auch in Zeiten wirtschaftlicher Rezession die Ausgaben für Forschung- und Entwicklung (F+E) privat und öffentlich auf hohem Niveau halten. F+E werden als entscheidende Determinante des regionalen Erfolgs gesehen. Die Förderung geht dahin, Produkte und Verfahren neu zu entwickeln, eine sinnvolle Arbeitsteilung mit den Ländern Süd- und Osteuropas zu vereinbaren und die Vorteile der Grenzregion zu nutzen. Die Sachsen sehen die Gefahr, daß bei weiterem Abbau oder Zerfall von Forschungskapazität der Verlust an innovativer Substanz in der Region unumkehrbar werden kann - soweit, daß die Unternehmen nicht mehr zu eigner F+E bzw. deren interner Umsetzung fähig sind. Gegenwärtig arbeiten in Sachsen 41 private Forschungs-GmbH, umstrukturiert teilweise aus Forschungsabteilungen der DDR-Industrie. Das F+E-Handbuch des Freistaats Sachsen weist heute einen Anteil von 4,5% FE-Beschäftigten an den gesamten Beschäftigten aus (1993 waren es 3,4%). In F+E arbeiten in Sachsen 2.100 Menschen, dazu kommen 1.200 Beschäftigte in Folgeunternehmen. Die entsprechenden Unternehmen konzentrieren sich in Dresden, Leipzig, Chemnitz, Freiberg, Zwickau - gebunden an die traditionellen Standorte der sächsischen Industrie. Hingegen ist der Raum südlich von Leipzig und die Lausitz fast ohne wirtschaftliche Kraft. Auch in Sachsen werden branchenbezogene Transferzentren unterstützt, so ein Demonstrationszentrum für Hochleistungsverbundwerkstoffe für den Waggonbau bei zeitlich begrenzter Projektförderung von bis zu 29% der Gesamtkosten. Bei Verbundprojekten fördert das SMWA bis zu 11% aller Kosten, bei FE-Einzelprojekten bis zu 19%, bei Investitionen bis zu 41%. [Seite der Druckausgabe: 24] 1994 finanzierte der Freistaat Sachsen 22,2 Mio. DM bei den Forschungs-GmbH (und 30,8 Mio. DM seit 1991 für Geräte-Ausstattung) und 115 Mio. DM zur Projektförderung. Die Vorhaben, Organisationen und Gesellschaften des Technologietransfers werden degressiv gefördert, um sie zur Erwirtschaftung von Eigenmitteln anzuhalten. In Sachsen wird jährlich eine Technologiekonferenz organisiert, um die Synergien der Anbieter neuer Technologien besser zu nutzen. Derzeit laufen fünf Förderprogramme für KMU in Sachsen. Probleme gibt es mit den Eigenkapitalanteilen, die das geförderte Unternehmen aufzubringen hat. Diese müssen - auch bei Mehrfachförderung - seitens des Unternehmens teilweise mit solcher Quote zur Fördersumme aufgebracht werden, daß sich die Inanspruchnahme der Förderung gar nicht mehr lohnt oder das Unternehmen in Liquidation bringen kann. Seit kurzem wird eine zweistufige Förderung praktiziert, um Entscheidungsfristen zu verkürzen: Im ersten Schritt genügt eine Antragsskizze, die spätere Untersetzung mit ausführlichem Projektinhalt und Finanzplan wird nach Bewilligung der Antragsskizze erforderlich. Teilweise - wenn das wirtschaftlich gerechtfertigt ist - kann auch auf der Grundlage eines letter of intent gefördert werden. Derzeit existieren 39 geförderte Transfereinrichtungen in einem sächsischen Regionalnetz: gegründet nach dem Bedarf der jeweiligen Teilregion, müssen sie nun ihre Marktfähigkeit beweisen. Das Angebot von Komplett-Leistungen ist ein Weg. Die Gründerzentren bieten inzwischen das komplette Management für Einzelprojekte in den Branchen an. Und noch ein überraschend schneller und erfreulicher Wandel zeigt sich: Die Spin Offs aus den Hochschulen, vor zwei Jahren noch in kritischer Lage, sind jetzt die Motoren in der regionalen Technologie-Szene. Die Unternehmen der Großindustrie sind bereit, die Technologie- Demonstrationszentren mit ihrer Technik auszustatten zu Zwecken der Kundenwerbung und Transferinformation. Ab 1994 geht Sachsen neue Wege: Das SMWA hat Innovationsassistenten für die Schwerpunkte der sächsischen Technologieförderung - zunächst auf zwei Jahre - eingesetzt. In Kooperation mit dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst arbeiten [Seite der Druckausgabe: 25] diese sowohl in den Transfereinrichtungen, als auch in den Hochschulen und Unternehmen. Mit einer Patentförderung in Höhe von 75% des Aufwands für die Anmeldung und Aufrechterhaltung von Schutzrechten bis zum EU-Patent unterstützt das SMWA Unternehmen, die zu ihrem Patent ein Vermarktungskonzept bzw. bereits einen Lizenzvertrag vorlegen können. Ein Technologie-Einführungsprogramm mit dem Ziel, Venture Capital bereitzustellen, soll ab 01/95 in Kraft treten. Ein Konsolidierungsfonds des Freistaats Sachsen wurde für die Mittelstandsförderung gebildet. Die Markteinführungsphase von Produkten fördert das SMWA über Kostenzuschüsse für Messebeteiligungen, Qualitätssicherungs- und Zertifizierungsverfahren. Für high tech aber ist das zuwenig, bei low tech verhilft diese Förderung ggf. zum ersten Marktauftritt.
1.3 Die Entwicklung gemeinsamer Projekte zwischen den Transfereinrichtungen in West und Ost
Neue Aufgaben stehen sowohl vor den erfahrenen Transfereinrichtungen als auch vor den Einrichtungen im Osten, die ihr Profil und ihr Bestehen am Markt in kürzester Zeit zeigen müssen. Der Transfer erfordert eine produktorientierte Projektarbeit, die dem Tempo des Marktes entspricht. Der Transfer im Europäischen Markt gewinnt an Bedeutung. Über die Austauschprogramme COMETT/ neu: LEONARDO werden die Synergien, die Studentenpraktika und Wissenschaftlereinsätze in Unternehmen ermöglichen, für den Transfer genutzt. Studenten erwerben und beweisen Fachwissen unter Praxisbedingungen und bewerben sich so für ihre Mitarbeit in internationalen Unternehmen. Wissenschaftler sichern die Kooperation ihrer Hochschule mit dem Ausland, erarbeiten konsortiale internationale Projekte, welche wiederum Ausgangspunkt sind für eine europäische Förderung. Besonders günstige Bedingungen hat die Region Aachen zu den Niederlanden und Belgien. Ähnliches gilt für Sachsen zu Tschechien und Polen. Dabei können die Deutschen die Standort-Vorteile der Niederländer und Belgier, deren "kaufmännische Genetik" auch als Türöffner zur EU nutzen. [Seite der Druckausgabe: 26] Dabei können die Deutschen die Standort-Vorteile der Niederländer und Belgier, deren kaufmännische Genetik" auch als Türöffner zur EU nutzen. Für den Innovationsschub, den der europäische Markt dingend braucht, ist globale Kooperation, ein effizientes Projekt-Management und eine intensive Kommunikation der am Transfer-Prozeß Beteiligten erforderlich. In zehn Jahren, so die Experten, wird der Erfolg der Transferförderung im Osten meßbar sein. Von der Steinbeis-Organisation heißt es, sie sei so wenig kopiert, weil sie in einer bestimmten politischen Atmosphäre entstehen konnte, welche die Organisations- und Finanzbereitschaft hatte. Die Zwischenbilanz der technologieorientierten Unternehmensgründungen (TOU) weist zum 01.01.1994 bewilligte und eingesetzte Mittel für 214 Vorhaben in Höhe von 132.493 TDM aus. Davon wurden in Thüringen 42 Vorhaben, in Sachsen 54, in Berlin-Ost 44, in Brandenburg 27, in Mecklenburg-Vorpommern 30 und Sachsen-Anhalt 17 Vorhaben gefördert. Diese Vorhaben entsprachen den regionalen Branchenkonzepten. Durch überregionale Kooperation wurden Kapazitäten für ein erfolgreiches Projekt-Management mit erfahrenen Partnern aus den alten Bundesländern gebunden. Diese wiederum erlangten durch zahlreiche Förder-Varianten und -themen wiederum Know How und finanzielle Zuwendungen, die sie ohne den Partner im Osten nicht erreicht hätten (z.B. Programm Auftragsforschung West-Ost AWO, Innovationsförderungsprogramm mit bewilligten Mitteln für 318 Vorhaben in Höhe von 84.669 TDM - Daten aus Presseinformation der VDI/VDE Technologiezentrum Informationstechnik GmbH vom 01.01.94). © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 2000 |