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[Seite der Druckausgabe: 9 / Fortsetzung]

2. Mittelständische Unternehmen als Hoffnungsträger

Die mittelständische Wirtschaft erfreut sich derzeit höchster politischer Wertschätzung. Keine politische Partei, die nicht in Programmen und Grundsatzpapieren die Förderung des Mittelstandes als wirtschaftspolitische Hauptaufgabe deklariert. Von kleinen und mittleren Unternehmen versprechen sich die Politiker entscheidende Impulse für die Bewältigung der Struktur- und Arbeitsmarktprobleme. Gut 99 Prozent der rund 3 Millionen steuerpflichtigen Unternehmen in Deutschland sind kleine und mittlere Unternehmen, also Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten und 100 Mio. DM Umsatz. Sie erwirtschaften 47 Prozent aller steuerpflichtigen Umsätze und tragen 53 Prozent zur Bruttowertschöpfung aller deutschen Unternehmen bei. Kleine und mittlere Unternehmen stellen 80 Prozent der Ausbildungsplätze und 67,9 Prozent aller Arbeitsplätze im gesamten Bundesgebiet. Während die Großunternehmen zwischen 1990 und 1996 rund 15 Prozent der Arbeitsplätze abgebaut haben - in der Großindustrie waren es sogar 24 Prozent -, konnten mittelständische Unternehmen im

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gleichen Zeitraum ihre Mitarbeiterzahl um 6 Prozent steigern. Zwischen 1987 und 1995 wurden in kleinen und mittleren Unternehmen etwa 2,1 Mio. neue Arbeitsplätze geschaffen. Besonders positive Effekte auf den Arbeitsmarkt gingen dabei von jungen Technologieunternehmen aus. Eine Umfrage der Technologiebeteiligungsgesellschaft (tbg) der Deutschen Ausgleichsbank bei von ihr geförderten Technologieunternehmen vom November 1997 hat ergeben, daß die Unternehmen bei einem Durchschnittsalter von 4 Jahren im Schnitt 23 Mitarbeiter beschäftigten. Gegenüber 1996 hat sich die gemittelte Beschäftigtenzahl damit um 5 Personen (knapp 30 Prozent) pro Unternehmen erhöht. Für das laufende Jahr planen die Unternehmen ein weiteres Arbeitsplatzwachstum um rund 30 Prozent.

Neben ihrer Bedeutung für den Arbeitsmarkt kommt kleinen und mittleren Unternehmen auch eine zentrale Funktion beim Strukturwandel einer Volkswirtschaft zu. Mittelständische Unternehmen gelten als Pioniere bei der Erschließung technologischer Neuerungen und Dienstleistungen oder bei der Anwendung innovativer Verfahren. Ihr Markterfolg ist unmittelbar von der Fähigkeit abhängig, neue Produkte, Produktionsverfahren oder Vertriebsideen zu entwickeln und umzusetzen.

Auch Deutschlands mittelständische Wirtschaft hat heute mit einem verschärften Wettbewerbsdruck zu kämpfen. War die Wettbewerbsposition kleiner und mittlerer Unternehmen bislang auf den heimischen Märkten relativ gesichert, treten heute zunehmend ausländische Wettbewerber aus den europäischen Nachbarländern, aus Mittel- und Osteuropa oder den Schwellenländern auf. Die letztjährige Herbstumfrage der DG Bank bei 4.000 Mittelständlern hat ergeben, daß sich für fast 80 Prozent der Unternehmen der Wettbewerb in den letzten drei Jahren verschärft hat. Während die meisten Großunternehmen in den letzten Jahren ihre Erträge kräftig steigern konnten, haben viele mittelständische Unternehmen mit Umsatzeinbußen zu kämpfen. Die Bundesbank hat im Herbst 1997 ermittelt, daß Großbetriebe mit einem Umsatz von mehr als 100 Mio. DM absolut und relativ höhere Gewinne erwirtschaftet haben als kleinere Unternehmen. Die Durchschnittsbelastung mittelständischer Unternehmen mit Steuern und Abgaben liegt um rund 4 Prozent über der von Großunternehmen. Zudem haben viele Mittelständler in der langjährigen Rezession ihre finanziellen Rücklagen aufgebraucht. Die Eigenkapitalquoten kleiner und mittlerer Unternehmen haben heute in Deutschland mit durchschnittlich 18 Prozent -junge Technologie- und Dienstleistungsunternehmen liegen oftmals noch

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deutlich darunter - einen Tierstand erreicht. Parallel dazu nimmt die Zahl der Insolvenzen entgegen dem Trend in den europäischen Nachbarstaaten weiter zu. 1997 wurde mit 33.410 Unternehmenszusammenbrüchen zum siebten Mal in Folge ein neuer Höchststand erreicht.




© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 2000

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