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TEILDOKUMENT:
2. Technikdiffusion und Beschäftigungsentwicklung: Bestandsaufnahmen und Prognosen Die empirische Forschung vermag Realität und allzu optimistische, aber auch zu pessimistische Prognosen und Annahmen über den Stand und die Zukunft der Informationsgesellschaft auseinanderzuhalten. Aus dem 4-Sektoren-Modell war bereits abzulesen, daß informationsbezogene berufliche Tätigkeiten schon in größerem Umfang die Arbeitswelt prägen. Daran schließt sich die weiterführende Problemstellung an, wieweit die technische Diffusion in der Arbeitswelt inzwischen fortgeschritten ist. Gleichzeitig wurde deutlich, daß der Weg in die Informationsgesellschaft über ein schwieriges beschäftigungspolitisches Terrain führt, wobei offen geblieben ist, ob eine durchinformatisierte Arbeitsgesellschaft mit neuen Erwerbsgrundlagen und Arbeitsformen auch einen Ausweg aus der Massenarbeitslosigkeit bieten wird. Um den Übergangstunnel zur Informationsgesellschaft in diesem Lichte etwas mehr aufzuhellen, muß auch geprüft werden, ob beschäftigungspolitische Hoffnungen, die z.B. auf den Medien- und Kommunikationssektor gerichtet werden, auch gerechtfertigt sind.
2.1 Einsatz und Verbreitung von Telekommunikationsmitteln am Arbeitsplatz
Eine empirische Untersuchung des Institutes für Arbeit und Technik (IAT) klärt über den Stand der Verbreitung und Anwendung neuer luK-Techniken auf. Diese Studie wurde als eine repräsentative Bevölkerungsumfrage mit standardisierten mündlichen Interviews in Zusammenarbeit mit der GfK Marktforschung von Dezember 1995 bis Januar 1996 durchgeführt. Befragt wurden insgesamt 3800 abhängig Beschäftigte im Alter zwischen 16 und 65 Jahren, mit Ausnahme von Beschäftigten aus der Landwirtschaft und Personen im Ausbildungsverhältnis. Die Beschäftigtenbefragung prüft, wie intensiv Tele- [Seite der Druckausgabe: 29] Eine allgemeinere, vorgeschaltete Frage nach dem generellen Einsatz neuer Technologien (Telekommunikationsmittel, computergestützte Maschinen/Fertigungsanlagen/Meßzeuge/medizinisch-technische Instrumente etc.) zeigt, daß bereits der überwiegende Teil der Beschäftigten mit diesen neuen Techniken arbeitet. Lediglich rund 30% der bundesdeutschen Arbeitsplätze verfügen weder über Telekommunikationsmittel noch über computergestützte Arbeitsmittel. Von den bundesdeutschen Arbeitsplätzen sind wiederum etwas über ein Drittel mit einer EDV-Anlage ausgestattet (PC bzw. EDV Terminal). Dieses Ergebnis zeugt vorerst von einer fortgeschrittenen Durchdringung der Arbeitswelt. Die Studie zeigt in ihrer Quintessenz allerdings dennoch auf, daß die Digitalisierung der Arbeitswelt - gemessen am Verbreitungsgrad telekommunikationsgestützter Arbeitsmittel - dagegen erst anfängt. Einen entscheidenden Hinweis hierzu liefert der (Forschungs-)Indikator Ausstattung der Arbeitsplätze mit modernen Telekommmunikationsmitteln". Ein leitungsgebundenes Telefon steht (fast selbstverständlich) inzwischen nahezu 90% der Beschäftigten zur Verfügung. Bei der Frage nach der zusätzlichen Ausstattung mit Telekommunikationsmitteln ergibt sich indes ein anderes Bild. Im Bereich der sogenannten übermittlungsorientierten Telekommunikationsdienste überwiegt das Telefax, aber auch das Funktelefon ist auf dem Vormarsch. Dagegen stellen neuere Telekommunikationsmittel wie e-mail oder Videoconferencing-Systeme Arbeitsmittel dar, über die noch sehr wenige Beschäftigte verfügen. Das gilt auch für Telekommunikationsdienste wie EDI (Electronic Data Interchange). Diese Form des telekommunikationsgestützten zwischenbetrieblichen Austausches strukturierter und formalisierter Geschäftsdokumente wird noch lange keine Standardform des Informationsaustausches zwischen Unternehmen sein. Insgesamt schwankt der Verbreitungsgrad der neueren Telekommunikationsmittel in der Gruppe der übermittlungsorientierten Telekommunikationsdienste zwischen 2 und 5%. Das papierlose Büro bleibt also immer noch ein Phantasiegebilde. [Seite der Druckausgabe: 30] [Seite der Druckausgabe: 31] In der Ausstattung von Arbeitsplätzen im Bereich der sogenannten Transaktionsdienste (dazu gehören elektronische Buchungs- und Bestelldienste, electronic banking und electronic cash) zeigt sich ähnliches. Zwar werden die drei telekommunikationsgestützten Arbeitsmittel sehr gleichmäßig genutzt, allerdings auch hier auf einem sehr niedrigen Anwendungsniveau (Nutzung durch 5,2 bis zu 7,4% der Befragten). Durchaus vergleichbar ist auch die Ausstattung mit online-gestützten Telekommunikationsmitteln. Das Ausstattungsniveau ist bezogen auf alle Befragten wieder relativ niedrig, besonders bei Online-Informationsbanken und vor allem beim heute vieldiskutierten und berühmten Internet. Über einen Anschluß an einen entsprechenden Provider verfügen nur rund 5% der Beschäftigten. Weitere, ergänzende Ergebnisse zeigen zusammengefaßt: Bei der Fragestellung, in welchen betrieblichen Bereichen bzw. Aufgabenfeldern Telekommunikationsmittel eingesetzt werden, bilden die unternehmensinternen Verwaltungen sowie Konstruktion, FuE Segmente mit überdurchschnittlicher Ausstattung an Telekommunikationsmitteln. Fertigung, Montage, Bau, Reparatur und Instandhaltung sind dagegen unterdurchschnittlich ausgestattet. Infolge sind es vor allem die Büroarbeitsplätze im weitesten Sinne, an denen diese Arbeitsmittel dominieren. Bezogen auf Branchen heißt dies, daß Beschäftigte im Dienstleistungssektor an ihren Arbeitsplätzen tendenziell über mehr Telekommunikationsmittel und auch über ein breiteres technisches Anwendungsspektrum verfügen. Insbesondere Versicherungen, Kredit- und Finanzinstitute, sonstige wirtschaftsnahe Dienstleistungen sowie der Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung können hier durchaus als Vorreiterbranchen bezeichnet werden. Vor allem solche Beschäftigten, die ein großes Spektrum an Kommunikationsanforderungen bewältigen müssen oder aber in intensive standortübergreifende Kommunikationsstrukturen eingebunden sind, nutzen in überdurchschnittlichem Maße Telekommunikationsmittel. [Seite der Druckausgabe: 32]
[Seite der Druckausgabe: 33] [Seite der Druckausgabe: 34] Als Ergebnis bleibt also festzuhalten, daß die Mehrheit der Beschäftigten vor allem mit den eher traditionellen Telekommunikationsmitteln arbeitet. Neuere, in der öffentlichen Diskussion im Vordergrund stehende Telekommunikationsmittel gehören zu den informationstechnischen Arbeitsmitteln, über die zum jetzigen Zeitpunkt noch sehr wenige Beschäftigte verfügen. Diejenigen, die über Telekommunikationsmittel verfügen, nutzen diese in der Regel auch intensiv. Dies gilt erwartungsgemäß für Telefon und Telefax, aber auch für eine Reihe neuerer Technologien wie beispielsweise e-mail und T-online. Allerdings zeigt ihr insgesamt niedriger Verbreitungsgrad, daß von einem den Arbeitsalltag prägenden Einfluß für breitere Beschäftigtenkreise noch nicht gesprochen werden kann. Die Mehrheit der abhängig Beschäftigten hat sich nach der Studie des IAT noch gar nicht auf den Weg in die digitale Arbeitswelt begeben, die Entwicklung zur Informationsgesellschaft scheint nach diesen Untersuchungsergebnissen eine eher längerfristige Perspektive zu sein. Die Beurteilung des Entwicklungsstandes der Informationsgesellschaft ist eben auch eine Frage der Kriterien, die an dessen Interpretation angelegt werden. Sie läßt sich deshalb vielleicht doch nicht so eindeutig beantworten. Allerdings gibt es nach der lAT-Studie durchaus in bestimmten Bereichen bzw. Tätigkeitsfeldern Beschäftigte, die Vorreiter und damit schon die Pioniere der digitalen Arbeitswelt sind.
2.2 Beschäftigungsentwicklung im Medien- und Kommunikationssektor:
Ohne Beschäftigungsutopien wird die Absenkung der Arbeitslosigkeit auch in der Informationsgesellschaft nicht gelingen. Die Debatte über die Perspektiven der Informationsgesellschaft wird aber häufig dennoch unter dem hohen Erwartungsdruck geführt, daß durch neue Techniken und ihre Produktivität- [Seite der Druckausgabe: 35] seffekte Wirtschaftswachstum und Beschäftigungsniveau gleichsam proportional ansteigen. Die Bestandserhebung zum Einsatz von Telekommunikationsmitteln am Arbeitsplatz zeigt aber schon in einer Momentaufnahme, daß bei vorschnellen Prognosen eher Vorsicht geboten ist und die Bundesrepublik Deutschland erst am Beginn eines Informatisierungsprozesses steht. Die lAT-Studie legt aber dennoch nahe, daß die Nachfrage der Unternehmen nach M+K-Gütern steigen wird. Gegenüber der Erwartung, daß der Sektor der Medien- und Kommunikationsgüter aufgrund dieser Nachfrage und durch den Bedarf privater Haushalt an Multimedia-Angeboten überdurchschnittliche Steigerungsraten aufweisen wird, die sich positiv auf die Beschäftigungsentwicklung niederschlagen, ist trotzdem Vorsicht geboten. Dies zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die in Zusammenarbeit mit der Prognos AG im Jahre 1995 für das deutsche Wirtschaftsministerium erstellt worden ist. Die Studie basiert auf einer Nachfrageprognose (Trendszenario) zur Entwicklung der inländischen M+K-Gütermärkte mit bestimmten Annahmen zur Marktreife der Produkte (z. b. Einführungszeitpunkte) und zu Nachfragetrends bei Unternehmen, privaten Haushalten und Staat. Zur Abgrenzung dieses Wirtschaftszweiges wurden Unternehmen aus drei Teilbereichen zu einem M+K-Sektor zusammengefaßt:
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Diese Abgrenzung des M+K-Sektors ist einerseits schmaler als der Bereich, der früher auf der OECD-Ebene als sogenannter primärer Informationssektor definiert wurde. Mit diesem wurde versucht alle Wirtschaftszweige, die mit der Vermittlung und Produktion von Informationen zu tun haben, zusammenzuführen (also auch z.B. Berater, Werbewirtschaft). Andererseits sind die Grenzlinien durch die Einbeziehung z.B. der Postdienste, des Fachhandels und der Fotochemie weitgefaßter als andere, gängige internationale Abgrenzungskriterien (z.B. auf der EU-Ebene). Diese breitere Definition des M+K-Sektors schließt auch Bereiche ein, die am stärksten von Substitutionseffekten betroffen sein werden. Somit stützt sich die Analyse des DIW nicht nur auf Wirtschaftszweige, für die die neuen Multimedia-Märkte ein Wachstumspotential darstellen. Die Zuwachsraten des gesamten M+K-Sektors wären zweifellos größer, wenn diese negativ betroffenen Bereiche ausgeklammert blieben. Die Entwicklung des M+K-Sektors seit den achtziger Jahren Die Entwicklung von 1980 bis 1992 mahnt zur Zurückhaltung. Sie macht deutlich, daß das Wertschöpfungswachstum sich in der Vergangenheit nicht automatisch in einem proportionalen Beschäftigungswachstum niedergeschlagen hat. Im Zeitraum 1982-1992 ist die Bruttowertschöpfung im M+K-Sektor insgesamt um 110% gestiegen, die Zahl der Erwerbstätigen jedoch nur um 40%. Den Ausschlag für die vergleichsweise geringere Entwicklung im Beschäftigungsniveau gibt die Produktivitätsentwicklung; im M+K-Sektor hat die Wertschöpfung pro Erwerbstätigem deutlich zugenommen. Bei diesen durchaus beein- [Seite der Druckausgabe: 37] Entwicklung des Medien- und Kommunikationssektors 1980 bis 1992
[Seite der Druckausgabe: 38] druckenden Zuwachsraten ist allerdings zu berücksichtigen, daß sich die Daten für 1992 auf Gesamtdeutschland beziehen und es sich zudem um nominale Werte ohne Preisbereinigungen (Einbezug der Preisentwicklung) handelt. In Relation zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zeigt sich nämlich folgendes Bild: In der Gesamtwirtschaft ist das Bruttoinlandsprodukt um 110% gestiegen und die Erwerbstätigenzahl hat sich um 33% erhöht, so daß der Beitrag des M+K-Sektors zum Bruttoinlandsprodukt (um die 6%) und zur Beschäftigtenzahl (knapp über 5%) unterm Strich relativ konstant geblieben ist. In allen Teilbereichen des M+K-Sektors sind die Wertschöpfungsquoten seit 1980 rückläufig. Bei den übrigen Kennziffern gibt es allerdings Unterschiede zwischen den Teilbereichen des M+K-Sektors. Der Teilbereich traditionelle Medien ist proportional genauso gewachsen wie der Gesamtbereich, d.h. der Anteil zur Bruttowertschöpfung hat sich kaum verändert. Im Bereich M+K-Technik ist dagegen ein Rückgang zu verzeichnen und der eigentlicher Gewinner waren die Kommunikationsdienstleistungen. Auch bei der Zahl der Erwerbstätigen gewinnen" die Kommunikationsdienstleistungen. Die Wertschöpfung je Erwerbstätigen liegt im M+K-Sektor 1992 um 15% über dem Wert für die Gesamtwirtschaft. Im Medienbereich ist sie stärker gestiegen als in der Gesamtwirtschaft, die Zunahme in der M+K-Technik ist leicht unterdurchschnittlich und deutlich unter der Entwicklung der Gesamtwirtschaft liegt der Teilbereich Kommunikationsdienstleistungen. Um die Entwicklungen in diesem Wirtschaftsbereich abzuschätzen, sind darüber hinaus die Import- und Exportquoten von Bedeutung. Exporte wie Importe sind von 1980 bis 1992 bei allen Arten von M+K-Gütern gestiegen. Zwar hat sich die Exportquote bezogen auf den Produktionswert kaum verändert, jedoch ist die Importquote von 12% 1980 auf 18% 1992 gestiegen. Sie erreichte 1992 bei den Gütern der M+K-Technik ihren Spitzen- [Seite der Druckausgabe: 39] Außenhandel mit Medien- und Kommunikationsgütern von 1980 bis 1992 in Mill. DM zu jeweiligen Preisen
[Seite der Druckausgabe: 40] wert. Nach Beitritt der neuen Bundesländer hat das Außenhandelsdefizit bei M+K-Gütern aufgrund des Nachholbedarfs stark zugenommen. 1992 beträgt das Außenhandelsdefizit insgesamt 18,5 Mrd. DM, davon entfallen allein 17.5 Mrd. DM auf den Bereich M+K-Technik und 2,2 Mrd. auf die elektronischen Medien. Dieses Beispiel zeigt, daß eine zusätzliche Nachfrage nach M+K-Gütern nicht automatisch zu einem zusätzlichen Wachstum des M+K-Sektors im Inland führen muß. Der M+K-Sektor nach dem Jahr 2000: geringe Beschäftigungseffekte Die neuen Multimedia-Angebote werden künftig das Mediennutzungs- und Informationsnachfrageverhalten von privaten Haushalten und Unternehmen verändern. Insgesamt wird es zu einem Zuwachs der inländischen Nachfrage nach M+K-Gütern kommen. Wie sie ausfällt, hängt davon ab, wie Hemmnisse im Bereich technischer Nutzungsprobleme, rechtliche Unsicherheiten (Datensicherheit, Lizenzierungsverfahren) und unklare Finanzierungspotentiale der Nachfrager (Qualität der Angebote und Kosten der Technikausstattung) überwunden werden. Die DIW-Studie gelangt bei der Prognose über die Entwicklung des M+K-Sektors, der ein Trendszenario zur künftigen Nachfrage nach Multimedia-Angeboten mit bestimmten Grundannahmen zur Angebotsentwicklung und zum Diffusionstempo zugrunde liegt, zunächst zu folgenden Ergebnissen:
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Unter beschäftigungspolitischen Maßstäben ist die Entwicklung der Erwerbstätigenzahlen im M+K-Sektor von besonderem Interesse. Entgegen vielen Erwartungen, daß der M+K-Sektor ein beschäftigungspolitischer Hoffnungsträger ist, sind die Prognosen eher ernüchternd. Zu beachten ist allerdings, daß mit dieser Modellbetrachtung die Beschäftigungswirkungen der Anwendung der M+K-Techniken in den indirekt betroffenen Zuliefersektoren und in anderen Wirtschaftszweigen nicht berücksichtigt sind, die durchaus wachstumsfördernd sein können. Die Zahl der Erwerbstätigen steigt um ca. 10% (auf 2,1 Millionen) mit stärkstem Zuwachs im Bereich der elektronischen Medien. Dieser Beschäftigungszuwachs wird durch Rückgänge im Druckmedienbereich kompensiert, der Anteil der Erwerbstätigen des traditionellen Mediensektors an der Erwerbstätigenzahl des gesamten Sektors wird deshalb sogar leicht abnehmen. Der Anteil der Kommunikationsdienstleistungen steigt leicht an, bei den Produzenten von M+K-Technik bleibt er fast stabil. Innerhalb des Mediensektors zählen die elektronischen Medien zu den Gewinnern. Ihr heutiger Anteil ist aber nur vergleichsweise gering, so daß die Zunahme der Beschäftigten nicht in der gleichen Dimension zu einem größeren Wachstum des Gesamtbereiches Medien führt. Die Druckmedien sind dagegen mit einem geschätztem Abbau von etwa 50.000 Beschäftigten die Verlierer. Im traditionellen Sektor ist das Gesamtwachstum bei den Beschäftigten also eher gering zu veranschlagen. Der Anteil der Erwerbstätigen im traditionellen Sektor an der Erwerbstätigenzahl des gesamten M+K-Sektors wird sogar leicht abnehmen. Die Zahl der Beschäftigten wächst auch im Bereich M+K-Technik und dort vor allem im distributiven Segment (Fachhandel). Bei den Produzenten von M+K-Technik bleibt er nahezu stabil. Auch die Kommu- [Seite der Druckausgabe: 42] Erwerbstätige im Medien- und Kommunikationssektor 1992,2000,2010
[Seite der Druckausgabe: 43] nikationsdienste (Software und DV-Dienstleistungen) werden zwar gewinnen". Hier sind allerdings auch Bereiche mit Sonderentwicklungen berücksichtigt worden, für die nicht einfach Trendfortschreibungen gemacht werden können wie Telekommunikation (Telekom) und Postdienst. Alle Erfahrungen mit deregulierten Bereichen zeigen, daß dort überdurchschnittliche Produktivitätsfortschritte mit Beschäftigtenabbau einhergehen, der durch neue Anbieter nur partiell abgefangen werden kann. Die Zuwächse bei den Kommunikationsdiensten werden also hauptsächlich auf seiten der Software- und DV-Dienstleistungen zu verbuchen sein. Festzuhalten bleibt, daß - ähnlich wie in den achtziger Jahren - die Zahl der Erwerbstätigen in den Unternehmen, die M+K-Güter herstellen und vertreiben, bis 2010 vor allem vor dem Hintergrund der Produktivitätsentwicklung in weit geringerem Umfang steigen wird als die inländische Nachfrage dies erwarten ließe. Unter Einbezug der Wertschöpfungs- und Preisentwicklung wird die Zahl der Beschäftigten im M+K-Sektor mit 10% lediglich um 200.000 (bzw. mit 5% nur um 100.000 bis zum Jahr 2000) ansteigen. Diese Zahlen sollte nach Ansicht des DIW allerdings nicht dazu verleiten, den M+K-Sektor angesichts der Arbeitsmarktlage als einen wenig zukunftsträchtigen Wirtschaftsbereich zu betrachten und medien-, kommunikations- und verteilungspolitische Zielsetzungen insgesamt auf dem Altar einer nicht realisierbaren Beschäftigungsfiktion zu opfern. Allenfalls unter dem Aspekt der Regionalförderung wäre zu prüfen, daß die Mittel zur Förderung des M+K-Sektors gezielt eingesetzt werden, d.h. vor allem dort, wo sich bereits Unternehmen aus diesem Sektor niedergelassen haben und über eine ausbaufähige Produktionskultur verfügen. Nicht jede Großstadt muß unbedingt zu einem Medienstandort avancieren, wenn andere Wirtschaftszweige mehr Beschäftigung versprechen als der M+K-Sektor. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 2000 |