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[Seite der Druckausgabe: 28]

5. Schlußbemerkungen

Vorpommern wird sich trotz der technozentrierten Ausrichtung der Modernisierungspolitik sicher nicht zu dem Industriezentrum Mecklenburg-Vorpommerns entwickeln. An dem landespolitischen Konzept "Technologiestandort Mecklenburg-Vorpommern" kamen insgesamt berechtigte Zweifel auf. Die Handlungsspielräume der Ministerialbürokratie sind eng, denn Technologiepolitik kann nur mit begrenzter Reichweite von politischen Akteuren als zielgerichtete Modernisierungsstrategie eingesetzt werden.

Im Zuge der Modernisierung sind westliche Innovationsmuster nur bedingt kopierbar. Nicht nur die Politik, auch die Technologietransfereinrichtungen stehen unter Erfolgs- und Handlungsdruck. Die Sachzwänge des wirtschaftlichen Aufbaus führen zu einem Pragmatismus, der häufig den theoriegeleiteten konzeptionellen Disput über die intendierten und realisierbaren Ziele der Technologieförderung überlagert. Die "West-Anpassung" erfolgt auf der Basis einer ad-hoc Übernahme westlicher Muster.

Die Wirtschaftsförderung greift zur Zeit noch wenig. Zwar ist die Nutzung von Förderprogrammen nicht unbedingt ein geeigneter Indikator, um zu bewerten, ob eine Region "sanierungsfähig" ist oder nicht. Dennoch ist damit die Aufgabe eine umfassenden Ursachenforschung und -analyse aufgezeigt, deren handlungsanleitende Konturen deutlich wurden:

  • Erfassung der Stärken und Schwächen der Region, um die Modernisierungskonzepte darauf auszurichten;
  • Integration der Handlungsfelder für ein abgestimmtes Innovationsmanagement;
  • Orientierung der Strukturpolitik an arbeitsmarkt-, sozialpolitischen und ökologischen Belangen;
  • Herbeiführung einer Zusammenarbeit aller Institutionen, der Kammern, der Verbände, der Tarifpartner als Minimalplattform einer innovationsorientierten Bündnisstruktur;
  • Aufbau leistungsfähiger und marktorientierter Forschungsstrukturen;
  • Einsatz effizienter Finanzierungsinstrumente für die mittelständische Industrie.

Im intendierten Umstieg von einer Industriestruktur in die andere können technologieorientierte Unternehmen nur einen geringen Beitrag zu den lokalen Wirtschafts- und Beschäftigungsproblemen leisten. Sie sind in den neuen Bundesländern nicht in eine dynamische Wirtschaftsentwicklung und einen funktionierenden Arbeitsmarkt integriert. Sie bilden in Vorpommern Inseln des Erfolgs in der ansonsten durch fehlende innovative Branchen gekennzeichneten Industriestruktur.

[Seite der Druckausgabe: 29]

Die Schock-Therapie prägt nur partiell den Angleichungsprozeß an den Westen, der Wandel trägt durchaus auch graduelle Züge. Mit Mitteln der gezielten Förderung neuer Technologien, des Innovationstransfers und der Förderung der fertigungstechnischen Anwendung kann der Strukturwandel zwar auf den Weg gebracht werden; zu beachten ist jedoch, daß neue Technologien durchaus auch "job-killer" sind. Hochtechnologien lösen die Arbeitsmarktprobleme nicht allein. Erhaltungssubventionen sind neben marktkonformen Technikförderprogrammen in Vorpommern unverzichtbarer Bestandteil der Wirtschaftsförderung.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 2000

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