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Langhans, Alexander (1894 - 1973)

Geboren am 2. Dezember 1894 in Fürth (Bayern), protestantisch, verheiratet. Der Vater arbeitete als Studienrat und leitete seit Oktober 1894 die Realschule Fürth mit dem Rang und Gehalt (nicht aber dem Titel) eines Königlichen Gymnasialprofessors. Alexander Langhans besuchte die Realschule seines Vaters bis zur Obersekunda. Anschließend absolvierte er von 1910 bis 1912 in Nürnberg eine kaufmännische Lehre mit dem Schwerpunkt Exportkaufmann. Ging von 1912 bis zum Kriegsausbruch als kaufmännischer Angestellter nach Paris. Bei Kriegsausbruch Rückkehr nach Deutschland, wurde im Juli 1915 eingezogen. Kämpfte an der Westfront in Frankreich, im Juli 1916 als Grenadier an der Somme schwer verletzt; lag bis März 1917 in Lazaretten in Magdeburg und Berlin-Britz. Am 19. März 1917 aus dem Kriegsdienst entlassen. Arbeitete anschließend als kaufmännischer Angestellter in Berlin. 1918 nahm er eine neue Stelle als "Behördenangestellter" in Rastatt an. Zu Beginn des Jahres 1919 Mitglied im freigewerkschaftlichen "Zentralverband der Angestellten". Gleichzeitig Eintritt in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands.

Langhans bewarb sich im Sommer 1919 auf die Stellenausschreibung eines "Ortsbeamten" für Würzburg. Langhans trat die Stelle als erster besoldeter Geschäftsführer der Ortsgruppe Würzburg zum 1. Januar 1920 an. 1922 vertraute der Gewerkschaftsvorstand in Berlin dem Achtundzwanzigjährigen die Gewerkschaftsleitung des Kreises Unterfranken an. Einer von 10 bayerischen Delegierten auf dem 1. Verbandstag des "Zentralverbandes der Angestellten" vom 29. Mai bis 4. Juni 1921, der den gewerkschaftlichen Konzentrationsprozeß der freigewerkschaftlichen Angestelltenorganisationen abschloß. Ebenfalls Delegierter auf dem 2. Verbandstag vom 22. bis 24. Juni 1924 in Kassel, der nach schweren Mitgliederverlusten Zeichen für einen gewerkschaftlichen Neuanfang setzte. 1926 als "Gausekretär" des Gaues Württemberg nach Stuttgart versetzt. 1927 (nach Ausscheiden des gewerkschaftlichen "Gauleiters") zum Geschäftsführer der Ortsgruppe Stuttgart und zum Leiter des Gaues Württemberg gewählt. Wiederwahl auf dem 9. württembergischen Gautag am 2. Juni 1929 in Heilbronn. Im "Freien Angestellten" veröffentlichte Langhans mehrere Essays, die seine "Liebe zum Buch" dokumentierten und sein spezifisches Interesse an der gewerkschaftlichen Organisation der Buchhändler. Als Vorsitzender der Stuttgarter Ortsgruppe und als wichtigster Mann im vorbereitenden Ortskomitee begrüßte er am 18. Mai 1930 den 4. Verbandstag in der württembergischen Hauptstadt. Gleich nach dem Verbandstag wechselte Langhans nach Berlin über.

Als "Reichsfachgruppensekretär" der Abteilung "Behördenpersonal" arbeitete er eng mit dem Leiter Otto Haußherr zusammen. 1931 betreute Langhans 35.000 Mitglieder des öffentlichen Dienstes auf Reichs- und Landesebene einschließlich der Angehörigen von 40 Verwaltungsgruppen im kommunalen Bereich. Vor allem die Grenzstreitigkeiten mit freigewerkschaftlichen Arbeiter- und Beamtenorganisationen hinterließen prägende Spuren. 1933 von den Nationalsozialisten entlassen. Langhans blieb bis 1938 arbeitslos. Siedelte nach Frankfurt am Main über. 1939 fand er eine Zivilanstellung bei der deutschen Wehrmacht im Westen Deutschlands. Im Oktober 1939 in ein Grenz-Infanterie-Ersatzbataillon eingezogen. Geriet 1944 in französische Kriegsgefangenschaft. 1946 entlassen. Nach seiner Kriegsgefangenenentlassung wohnte er kurzfristig in Witzenhausen und nahm am 5. August 1946 Wohnsitz in Speyer. Von 1946 bis 1947 Dolmetscher und Übersetzer bei der Reichsbank. 1947 bis 1949 Personalsachbearbeiter bei der Landeszentralbank von Rheinland-Pfalz. Mitbegründer der Gewerkschaft Öffentliche Dienste in Speyer. 1946 Wiedereintritt in die SPD; im gleichen Jahr zum Vorsitzenden des gewerkschaftlichen Ortskartells (des späteren "Allgemeinen Gewerkschaftsbundes Rheinland-Pfalz") gewählt. 1946 Mitglied des vorbereitenden Ausschusses zur Gründung der "Gewerkschaft Öffentliche Betriebe und Verwaltungen" in Rheinland-Pfalz. Im Frühjahr 1947 auf dem 1. Verbandstag als Vorsitzender der Landesgruppe der Angestellten in den Vorstand der "Gewerkschaft Öffentliche Betriebe und Verwaltungen" gewählt, die sich auf Anordnung der französischen Besatzungsmacht nicht mit den Kollegen des Transport- und Verkehrswesens zu einer Gewerkschaft vereinigen konnte. Wiederwahl auf dem Verbandstag am 23. März 1948. Seit 1948 Beisitzer am Obersten Arbeitsgericht des Landes in Mainz. Einer von sechs rheinland-pfälzischen Delegierten auf dem Vereinigungsverbandstag der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes, Transport und Verkehr in Stuttgart vom 28. bis 30. Januar 1949, die nach Intervention der französischen Besatzungsmacht nur "illegal" der Tagung beiwohnen konnten.

Auf der letzten Generalversammlung der "Gewerkschaft Öffentliche Betriebe und Verwaltungen" in Speyer am 6. Februar 1949 formulierte Langhans den Protest der Delegierten. ("Die Generalversammlung richtet die dringende Bitte an die französische Militärregierung, dem auf demokratische Weise festgestellten und zum Ausdruck gebrachten Willen der Mitgliedschaft Rechnung zu tragen und die organisatorische Vereinigung mit der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr zu gestatten.") Der angestrebte Zusammenschluß auf trizonaler Ebene konnte durch den Beschluß der gemeinsamen Konferenz der Landesorganisationen der französischen Zone am 7. Mai 1949 auf dem Haldenhof bei Überlingen realisiert werden. Der Stuttgarter Gründungskongreß hatte für einen Vertreter der französischen Zone einen Platz im geschäftsführenden Hauptvorstand freigelassen. Bestätigung als gHV-Mitglied durch den Hauptvorstand am 22. und 23. Juli 1949 auf seiner Tagung in München. Im Hauptvorstand künftig verantwortlich für die Bereiche Angestelltensekretariat, Techniker, Werkmeister und Sozialversicherung. Das Angestelltensekretariat nahm im Juli 1949 seine Arbeit auf, zunächst mußten auf allen Ebenen Angestelltenausschüsse eingerichtet werden, da bislang die gewerkschaftliche Angestelltenarbeit in den verschiedenen Besatzungszonen und Regionen völlig unterschiedlich verlaufen war. 226.117 Mitglieder (Oktober 1951) - ein Zuwachs von über 60.000 Mitgliedern - waren Frucht einer systematischen Angestelltenarbeit. Seit Beginn vertrat Langhans seine Organisation im Bundesangestelltenausschuß des DGB, der auf dessen Gründungskongreß im Oktober 1949 in München zur "Koordinierung aller gemeinsamen Fragen" der gewerkschaftlichen Angestelltenarbeit ins Leben gerufen wurde. Beschäftigte sich auf Bundesebene vor allem mit dienstrechtlichen Fragen der Angestellten in der Verwaltung. Ein Gutteil seiner Arbeitszeit der ersten Jahre verbrachte Langhans in Bonn. In zähen Verhandlungen mit Vertretern des Bundesfinanzministeriums, der Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände und der Tarifgemeinschaft deutscher Länder suchte Langhans seine Gesprächspartner von der Notwendigkeit baldiger Manteltarifverhandlungen zu überzeugen. Die schwierige Ausgangssituation bestand darin, daß durch unterschiedliche alliierte Anordnungen lange Zeit nicht klar war, ob es in der öffentlichen Verwaltung überhaupt noch Angestellte geben werde.

Langhans' Position war zu Beginn seiner Tätigkeit weitgehend defensiv. Zunächst mußten in Bonn Vorstöße abgewehrt werden, Rahmenvereinbarungen für Angestellte und Arbeiter nicht durch Gesetz, sondern durch Tarifvereinbarungen zu regeln. Erst 1951 bestand Konsens mit den Arbeitgebern, die faschistische Tarifordnung durch Manteltarifverträge zu beseitigen. Der berechtigte Wille der ÖTV-Spitze, "einen Tarifvertrag aus einem Guß zu schaffen, der das gesamte Dienstrecht aller Angestellten des öffentlichen Dienstes regeln und nicht nur die T[arif] O[rdnung] A, sondern alle Dienstordnungen und einzelnen Erlasse ersetzen soll, führte dazu, daß bei geringer Verhandlungsbereitschaft der Arbeitgeberseite die Manteltarifverhandlungen sich fast über ein Jahrzehnt erstreckten. Im Januar 1950 in Frankfurt am Main in den Verwaltungsrat der wiedergegründeten Unterstützungskasse "Fakulta" gewählt. Im gleichen Monat in den Vorstand der Zusatzversorgungsanstalt in Amberg delegiert. Wiederwahl Langhans' in den geschäftsführenden Hauptvorstand auf dem 1. Gewerkschaftstag in Hamburg vom 18. bis 22. Februar 1952 und dem 2. Gewerkschaftstag vom 3. bis 7. Mai 1955. Lange Zeit hatte Langhans gehofft, daß seine ehemaligen freigewerkschaftlichen Kollegen aus dem ZdA die Politik der Deutschen Angestelltengewerkschaft nach "links" drängen könnten, um eine "Wiedervereinigung" zu ermöglichen. Spätesten 1952 hatte er diese Hoffnungen aufgegeben und bekämpfte die DAG agitatorisch scharf.

Für die ÖTV hatte Langhans zahlreiche Ehrenämter inne. Seit November 1950 Gesellschafter der Bauhütte Niederrhein GmbH. Im Oktober 1953 in den Beirat der Gesellschaft für sozialen Fortschritt gewählt, der einzigen deutschen, umfassenden Organisation, die von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gemeinsam getragen wurde. In ihr waren neben den Vertretern der Sozialpartner des Bundes, der Länder und der Kommunen auch die wissenschaftlichen Institute, die beiden großen christlichen Kirchen, die Ärzteschaft, die Krankenkassen, Rentenversicherungsträger und Konsumgenossenschaften vertreten. Vom 11. Oktober 1957 bis zum 13. Juli 1964 vertrat er die Gewerkschaft ÖTV im Aufsichtsrat der Lufthansa AG. Von 1952 bis 1964 gehörte er dem Vorstand der damaligen Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung an. Während der gesamten Zeitdauer war er alternierender Vorsitzender des Haushalts- und Vermögensausschusses des Vorstandes. Er wirkte als engagiertes Mitglied in der Baukommission sowie im Vorstandsausschuß für Rechts- und Verwaltungsfragen und im Personalausschuß des Vorstands. Ferner war Langhans in der I. und II. Amtsperiode (1953 bis 1958 und 1958 bis 1962) ordentliches Mitglied der Vertreterversammlung der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte. Am 14. April 1958 für die Dauer von vier Jahren zum Bundesarbeitsrichter berufen. In Kassel kamen seine umfänglichen arbeitsrechtlichen Kenntnisse zum Tragen. Als Angestelltenvertreter vertrat er den DGB auf dem 11. Kongreß des Internationalen Bundes der Privatangestellten in Kopenhagen (19. bis 22. Juli 1955) und dem 12. Kongreß in London (28. bis 31. Juli 1958). Die enge Verzahnung vom Angestellten- und Tarifarbeit brachte es mit sich, daß Langhans eine dominierende Rolle in den tarifpolitischen Auseinandersetzungen der frühen fünfziger Jahre spielte. Als Anhänger einer "expansiven Lohnpolitik" hatte er als Mitglied der großen Tarifkommission viel für den Abschluß neuer Tarifverträge für Arbeiter und Angestellte am 10. September 1954 in Bad Homburg getan ("Bad Homburger Modell").

Als der Bund sich weigerte, den Tarifabschluß zu übernehmen, gehörte Langhans mit seinen "Bonner Erfahrungen" zu den Promotoren, die den kommenden Arbeitskampf steuerten. Unterzeichnete mit Adolph Kummernuss zusammen einen scharfen Brief an Bundeskanzler Adenauer, der Streikaktionen androhte. Als "Kampffeld" hatte Langhans sein ureigenes Terrain ausgesucht: die Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung. Nach Urabstimmung (91,2 Prozent für Streik) wurde der Streik für den 18. Dezember 1954 proklamiert. Mit Langhans' Stimme als Vorstandsmitglied konnte ein Tag vor Streikbeginn der Konflikt beigelegt werden, der bundesweit zur Akzeptanz der ÖTV-Forderungen führte. Nach Eintritt von Heinrich Jacobi in den geschäftsführenden Hauptvorstand fand intern ein Revirement statt: Langhans übernahm die Tarifvertrags- und Lohnpolitik und die Hauptfachabteilung II K. Zur gleichen Zeit schied er aus dem Bundesangestelltenausschuß des DGB aus. Wiederwahl auf dem 3. Gewerkschaftstag in München vom 1. bis 6. Juni 1958 bei 18 Gegenstimmen und 5 Enthaltungen. Er erhielt damit die höchste Stimmenzahl aller Beisitzer. Auf der Beiratssitzung am 25. und 26. April 1957 in München als stellvertretendes Mitglied in eine Studienkommission gewählt, die den organisatorischen Aufbau der ÖTV überprüfen sollte.

Seit Dezember 1955 einer der Gesellschafter der wiedergegründeten Verlagsanstalt Courier GmbH; außerdem Gesellschafter der "Erholungsheim GmbH der Gewerkschaft ÖTV". Im Mai 1959 benannte ihn der geschäftsführende Hauptvorstand der ÖTV als Vorstandsmitglied der Hans-Böckler.Gesellschaft. Seit März 1960 Mitglied im Sozialpolitischen Ausschuß des DGB. Als verantwortlicher Tarifsekretär schloß Langhans die Verhandlungen über das Manteltarifvertragswerk auf Bundesebene ab, über dessen lange Verhandlungsdauer viel Unmut in der Organisation existierte. Am 24. Juni 1960 unterzeichnete er - von der ÖTV-Presse als historischer Schritt breit gewürdigt - in Bonn den Manteltarifvertrag für die Arbeiter des Bundes (MTB). Den Bundesangestellten-Tarifvertrag (BAT) brachte er am 1. April 1961 wenige Tage vor seinem Ausscheiden unter Dach und Fach. Auf dem 4. Gewerkschaftstag vom 25. Juni bis zum 1. Juli 1961 beendete er mit einem visionären Appell für kommende Arbeitszeitverkürzungen seine Laufbahn als "Hauptamtlicher". ("Wenn wir an Arbeitszeitverkürzung denken, dann denken wir daran, daß durch die stärker und immer stärkere Inanspruchnahme des Menschen durch Rationalisierung, durch unseren Verkehr, durch die Hast unserer Zeit der Mensch seine Kräfte in kürzerer Zeit verbraucht, als es zur Zeiten unserer Väter war.") Nach kurzer Krankheit starb Alexander Langhans am 4. November 1974 in Mosbach.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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