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Gillmeister, Max (1898 - 1945) *

Geboren am 4. März 1898 in Lychen/Uckermark, verheiratet. Stadtinspektor bei der Berliner Stadtverwaltung. Unterstützte Anfang der zwanziger Jahre eine linkssozialistische Gruppe von Fürsorgern und Fürsorgerinnen in Berlin, die sich in einem lokalen Kreis "Gewerkschaft sozialistischer Fürsorger" sammelten und eine Loslösung vom Deutschen Beamtenbund (DBB) anstrebten. Die Sezessionsbestrebungen mündeten am 17. Juni 1922 in Leipzig in der Gründung der "Reichsgewerkschaft Deutscher Kommunalbeamten" (RDK), die sich einen Tag später dem freigewerkschaftlichen Allgemeinen Deutschen Beamtenbund (ADB) anschloß. Einer von 16 stimmberechtigten Delegierten auf dem 1. ordentlichen Verbandstag der RDK vom 18. bis 19. November 1922 im Sitzungssaal des Industriebeamtenhauses in Berlin. Künftig gehörte Gillmeisters Organisation als "Reichsgewerkschaft Deutscher Kommunalbeamten. Verbandsgruppe 1" einem losen Bündnis aller dem ADB angeschlossenen Beamtengewerkschaften mit Mitgliedern im kommunalen Bereich an. 1922 rekrutierte die Verbandsgruppe 1 ca. 2.000 Mitglieder aus den Bereichen Verwaltungs-, Sozial- und Polizeibeamten sowie Betriebsbeamte (ohne Meisterprüfung).

Nach dem Ausscheiden mehrerer Vorstandsmitglieder zum 1. Januar 1923 in den Verbandsvorstand nachgewählt (zuständig für Finanzen). Regelmäßiger Mitarbeiter an der Zeitschrift der RDK "Der Kommunalbeamte". Entwickelte eine umfangreiche Konzeption zur Ausbildungsreform, die die Gleichheit von Frauen und Männern und den Zugang von Volksschülern zur Beamtenausbildung sichern sollte. Träger der neuen Verwaltungsschulen für "denkende Republikaner" sollten nach Gillmeisters Vorstellungen die Gewerkschaften sein. Im Mai 1924 in den Landesausschuß Preußens des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes delegiert. Auf dem 1. Bundeskongreß des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes vom 12. bis 14. Januar 1925 in Berlin zum Revisor gewählt. Erhielt ferner ein Mandat für den Aufsichtsrat der "Wirtschafts- und Wohlfahrtseinrichtungen des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes" (Wi-Wo). Wiederwahl zum Beisitzer in den Vorstand seiner Gewerkschaft auf dem 2. Verbandstag vom 13. bis 14. September 1924 in Kassel. Referat zum Beamtenbildungswesen. Engagierte Mitarbeit bei Eingaben an Regierungen und Parlamente zur Abschaffung der Personalabbauverordnung und zur Ausgestaltung des Arbeitsrechtes nach Artikel 187 der Weimarer Reichsverfassung. Auf dem 3. Verbandstag vom 3. bis 5. September 1926 gab Gillmeister den Kassen- und Pressebericht, galt als der "spiritus rector" der Kommunalbeamtenorganisation. Stellte sich in Nürnberg hinter den Kurs des Verbandsvorsitzenden Bruno Theek, der eine Fusion mit dem "Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter" strikt ablehnte. Wahl zum ehrenamtlichen Vorstandsmitglied auf dem 2. Bundeskongreß des ADB vom 12. bis 14. September 1927 in Berlin. Wiederwahl in den Vorstand der RDK auf dem 4. Verbandstag vom 10. bis 13. Oktober 1928 in Gera und dem 5. Verbandstag vom 1. bis 4. Oktober 1930 in Mainz (1930: 15.400 Mitglieder). In Mainz mit der Leitung des neugeschaffenen Dezernats Organisation und Agitation betraut.

Verteidigte in Mainz den Wahlaufruf des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes zugunsten der SPD. Wiederwahl als ADB-Vorstandsmitglied auf dem 3. Bundeskongreß vom 18. bis 20. September 1930 in München. Gillmeister gehörte in seiner Gewerkschaft zu den Kräften, die eine Kurskorrektur der Gewerkschaft anstrebten und einen Anschluß an den neubegründeten "Gesamtverband der Arbeitnehmer der Öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs" befürworteten. Auf einer gemeinsamen Sitzung von Verbandsvorstand und Kontrollausschuß konnte sich Gillmeister durchsetzen: Der amtierende Vorsitzende Bruno Theek trat zurück, mit dem neuen Amt betrauten beide Gremien Max Gillmeister. Gleichzeitig wurde die Verbandsleitung ermächtigt, in Besprechungen "über die Schaffung einer einheitlichen freigewerkschaftlichen Kommunalbeamtenorganisation einzutreten". Gillmeister leitete während des Jahres 1931 die Verhandlungsdelegation seiner Gewerkschaft, um die Anschlußbedingungen an den Gesamtverband auszuloten. Der am 6. Dezember 1931 in Bremen tagende außerordentliche Verbandstag billigte schließlich einstimmig das Verhandlungsergebnis: die Bildung der "Reichsgewerkschaft deutscher Kommunalbeamten und -Angestellten" im "Gesamtverband der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs", eine Fusion der alten RDK mit dem "Verband Deutscher Berufsfeuerwehrmänner" und dem "Reichsbund der Beamten und Angestellten in den öffentlichen Betrieben und Verwaltungen" zum 1. Januar 1932. Die Verschmelzungsbedingungen sahen Max Gillmeister als neuen Vorsitzenden vor. Gleichzeitig rückte er als ehrenamtliches Mitglied in den Vorstand des Gesamtverbandes nach, erhielt einen Platz im Vorstand der Reichsabteilung A "Gemeindebetriebe und Verwaltungen" und nahm einen Sitz im Beamtenbeirat ein. Verfasser der Monographie "Zur Geschichte der gewerkschaftlichen Beamtenbewegung unter Berücksichtigung der Reichsgewerkschaft Deutscher Kommunalbeamten". Berlin 1931.

Bestätigung in den neuen Ämtern der Reichsgewerkschaft auf der 1. Reichstagung am 25. März 1932, auf der Gillmeister die geglückte Integration in die gewerkschaftliche Großorganisation des öffentlichen Dienstes konstatieren konnte. Die 5. Beiratsitzung des Gesamtverbandes vom 11. bis 12. Juni 1932, die entscheidende personelle Änderungen in der Führungsspitze der Gewerkschaft sanktionierte, beließ den Berliner Stadtinspektor in seinem Amt. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde Gillmeister aufgrund des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" aus dem Dienst der Stadt Berlin ohne Pension entlassen. Gleichzeitig erlosch die Krankenversicherung. Verfolgung durch die SA; zeitweise in einen SS-Keller eingesperrt. Um den Verfolgungen zu entkommen, tauchte er zeitweise unter. Später betrieb er mit seiner Ehefrau ein kleines Lebensmittelgeschäft in Berlin-Neukölln. Krankheit führte zur Geschäftsaufgabe im Frühjahr 1939. Kurze Beschäftigung als Lagerist in Berlin. Von Herbst 1939 bis Frühjahr 1945 Soldat (Heimatanschrift: Bruchmühle, Kreis Niederbarnim). Max Gillmeister starb Anfang 1945 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.



*Anmerkung:

Die biographischen Angaben zu Max Gillmeister wurden nach schriftlichen Informationen des Sohnes Hans-Joachim Gillmeister (Brief vom 21. 11.2004) überarbeitet und ergänzt.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998; Korrektur u. Ergänzung: Dezember 2004

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