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Faltermeier, Hans (1922 - 1992)

Geboren am 2. März 1922 in München als Sohn eines Schreiners, katholisch, verheiratet. Besuch der Volksschule in München. Der Vater, bis 1933 Mitglied der SPD, stand auch während der Nazi-Herrschaft zu seinen politischen Überzeugungen. Erlernte nach der Volksschule den Beruf eines Speditionskaufmanns. 1941 zum Militär eingezogen, kämpfte u.a. an der Ostfront. 1945 als Unteroffizier entlassen. 1945 Rückkehr nach München, arbeitete zunächst in der bayerischen Landeshauptstadt als Hilfsarbeiter. Von 1946 bis 1948 Angestellter der Stadtverwaltung München. Seit 1946 Mitglied der "Landesgewerkschaft öffentliche Betriebe und Verwaltungen, Transport und privater Verkehr". Wechselte anschließend zum Landesversicherungsanstalt Oberbayern. Wahl zum Betriebsjugendsprecher und Betriebsrat der LVA Oberbayern. Besuch der bayerischen Verwaltungsakademie, Ablegung der Beamtenprüfung.

Auf dem außerordentlichen Bezirksverbandstag der bayerischen ÖTV vom 14. bis 15. Mai 1949 in den Verbandsbeirat der Gewerkschaft ÖTV gewählt. Faltermeier bewarb sich zum 1. Juli 1950 erfolgreich auf die Stelle eines hauptamtlichen Jugendsekretärs im neugeschaffenen Jugendsekretariat beim Hauptvorstand in Stuttgart. Einer von 8 ÖTV-Delegierten auf der 1. Bundesjugendkonferenz des DGB in Hamburg vom 25. bis 27. April 1950. Seit 1950 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Auf der 2. Verbandsjugendkonferenz vom 17. bis 18. Dezember 1951 in der Michael-Rott-Schule in Mosbach einstimmig zum neuen Verbandsjugendsekretär der ÖTV gewählt. In dieser Eigenschaft Mitglied des Bundesjugendausschusses des DGB. Als Verbandsjugendsekretär der ÖTV auf dem 1. Gewerkschaftstag vom 18. bis 22. Februar 1952 in Hamburg in den Hauptvorstand der ÖTV gewählt. Während seiner Amtszeit starkes Engagement gegen die Wiederbewaffnung und das Wiedererstarken eines neuen Nationalismus.

Auf der 3. Bundesjugendkonferenz der ÖTV vom 15. bis 16. April 1955 in München von 109 Delegierten, die 85.000 in der ÖTV organisierte junge Arbeitnehmer repräsentierten, einstimmig in der Funktion als Bundesjugendsekretär bestätigt. Einstimmig vom 2. ordentlichen Gewerkschaftskongreß der Gewerkschaft ÖTV vom 3. bis 7. Mai 1955 in den Hauptvorstand wiedergewählt. Auf der Sitzung des Bezirksvorstandes der ÖTV-Bezirksverwaltung Rheinland-Pfalz am 25. Februar 1958 in Mainz bei zwei Stimmenthaltungen als Nachfolger Edwin Wills zum neuen Bezirksvorsitzenden für den kommenden Verbandstag vorgeschlagen. Damit folgte die Bezirksleitung einer Empfehlung des Hauptvorstandes, der mit dieser Personalentscheidung einen langen schwelenden Leitungskonflikt in Rheinland-Pfalz beenden wollte. Auf der 5. ordentlichen Bezirkskonferenz am 5. März 1958 in Mainz zum neuen Bezirksvorsitzenden der ÖTV Rheinland-Pfalz gewählt. Als Vorsitzender fungierte Faltermeier bis zum 12. November 1960 als Geschäftsführer der Bezirksfachabteilung II E (Gas-, Wasser- und Elektrizitätswirtschaft) und der Bezirksfachabteilung II K (Kommunale Betriebe und Verwaltungen, öffentlich-rechtliche Sparkassen und Bankinstitute). Wiederwahl zum Bezirksvorsitzenden auf der 6. ordentlichen Bezirkskonferenz am 15. März 1961 in Mainz und der 7. ordentlichen Bezirkskonferenz am 3. April 1964 in Mainz. Als Bezirksleiter auf dem 3. ordentlichen Gewerkschaftstag vom 1. bis 6. Juni 1958 in den Hauptvorstand delegiert.

Von einer innergewerkschaftlichen Opposition - breit unterstützt von den rheinlandpfälzischen Kollegen - auf dem 4. ordentlichen Gewerkschaftstag vom 25. Juni bis 1. Juli 1961 in Berlin als Kandidat für einen der beiden Stellvertreterposten im geschäftsführenden Hauptvorstand vorgeschlagen. Unterlag mit seiner Kandidatur mit 226 gegen 247 Delegiertenstimmen dem Niedersachsen Erich Raabe. Wiederwahl als Bezirksvorsitzender in den Hauptvorstand. Mit 432 Ja-Stimmen (bei 22 Nein-Stimmen und 49 Enthaltungen) auf dem 5. ordentlichen Gewerkschaftstag vom 28. Juni bis 4. Juli 1964 in Dortmund in den geschäftsführenden Hauptvorstand gewählt. Künftig zuständig für das Vorstandssekretariat 6 (Organisation, Innere Verwaltung, Personal, Sozialpolitik). Auf der 1. Sitzung des geschäftsführenden Hauptvorstandes vom 29. September bis 1. Oktober 1964 als Vorsitzender der Kommission für öffentliche Wirtschaft und Energiepolitik gewählt. In der neu strukturierten Vorstandsarbeit außerdem Vorsitzender der Kommission für Sozialpolitik und der Kommission für öffentliche Wirtschaft und Sozialpolitik. Ferner Mitglied der Kommission für Gemeinschaftsaufgaben.

Seit 1965 Mitglied des Sozialpolitischen Ausschusses des DGB-Bundesvorstandes. Auf dem 17. Kongreß der Internationale der Öffentlichen Dienste (IÖD) im August 1964 zum stellvertretenden Vorstandsmitglied des Berufssekretariats gewählt. Als Nachfolger Heinz Klunckers trat Faltermeier am 22. März 1966 in den Vorstand der "Gesellschaft für Öffentliche Wirtschaft" ein, die als Sprecherin öffentlicher Unternehmen beträchtliche Akzeptanzprobleme hatte. Behielt diese Funktion bis zum 6. Mai 1970. Seit dem 26. Oktober 1965 Mitglied der DGB-Kommission "Aktion Mitbestimmung" und seit Amtsantritt in Stuttgart Vertreter der Gewerkschaft ÖTV im Arbeitsausschuß der Hans-Böckler-Gesellschaft. Weiterhin Vorstandsmitglied der "Internationalen Forschungs- und Informationsstelle für Gemeinwirtschaft (IFIG), die sich mit Fragen der Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand und mit den rechtlichen Voraussetzungen der Gewerbetätigkeit der öffentlichen Hand beschäftigte. Als erste Einzelgewerkschaft der Bundesrepublik nahm die Gewerkschaft ÖTV Kontakte zu osteuropäischen Gewerkschaften auf. Teilnehmer einer Delegation des Hauptvorstandes, die vom 16. bis 18. September 1966 und vom 19. bis 28. Oktober 1966 Prag besuchte. Teilnehmer einer ÖTV-Delegation, die vom 20. bis 22. August 1967 auf Einladung der bulgarischen Gewerkschaften Gesundheitswesen Gespräche in Sofia führte. Seit dem 1. April 1965 bis zu seiner Amtsniederlegung am 5. Juli 1971 Vorstandsmitglied der Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung und - im Wechsel - Vorsitzender des Haushalts- und Vermögensausschusses des Vorstandes der Bundesanstalt. Stellvertretender Vorsitzender des Verbandsbeirates des Deutschen Sozialgerichtsverbandes; seit dem 2. Oktober 1968 Mitglied des paritätisch aus Arbeitgebern und Versicherten besetzten Vorstandes der Verwaltungsberufsgenossenschaft Hamburg.

Wiederwahl in den geschäftsführenden Hauptvorstand auf dem Gewerkschaftstag 1968 in München mit 441 von 509 abgegebenen gültigen Stimmen. Seit dem 3. Oktober 1968 Mitglied im DGB-Bundesausschuß und Vorsitzender der Kommission für Sozialpolitik, der Kommission für gewerkschaftliche Verwaltungs- und Organisationsfragen und der Kommission für Sozialpolitik der Gewerkschaft ÖTV. Außerdem Mitglied der Sonderkommission für eine Neuordnung des Beitragswesens und seit Mai 1970 der Kommission für Gewerkschafts- und Gesellschaftspolitik, Automation, Mitbestimmung. Mit Bildung der sozialliberalen Koalition - und der stärkeren Einbindung gewerkschaftlicher Vertreter in das Gesetzgebungsverfahren - nahm Faltermeier als sozialpolitischer Experte an zahlreichen Sitzungen in Bonn teil, die sich mit Fragen der Rentensicherung und Alterssicherung, der Einführung einer flexiblen Altergrenze und der Rentensicherung für Frauen beschäftigte. Auf Grund seiner Verantwortung für die innere Organisation galt Faltermeier innerhalb der Medien als "der Macher" der Organisation. Wiederwahl auf dem 7. ordentlichen Gewerkschaftstag in Berlin 1972 mit 481 von 570 abgegebenen Stimmen. Behielt nach dem Gewerkschaftstag im wesentlichen seine alten Funktionen bei.

Am 29. August 1974 wegen des Verdachts geheimdienstlicher Tätigkeit für die DDR festgenommen und seit dem 30. August 1974 beurlaubt. Am 30. Mai 1976 vom 2. Strafsenat des Stuttgarter Oberlandesgerichts zu einer Freiheitsstrafe von 2 Jahren verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, daß Faltermeier von 1969 bis 1974 in nachrichtendienstlicher Verbindung zum Ministerium für Staatssicherheit (MfS) gestanden hatte. Als Motiv nannte das Gericht "Geltungssucht". Hans Faltermeier starb am 17. Februar 1992 in Esslingen.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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