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1915

Januar 1915

Für die Vertretung der Verbraucher wird ein "Kriegsausschuß für Konsumenteninteressen" gegründet. In ihm sind auch die Gewerkschaften vertreten. Die Aufgaben des Ausschusses sind u.a.: die Aufklärung und Erziehung der Konsumenten zu einem vernünftigen Verbrauch aller Vorräte; Vertretung der Konsumenteninteressen gegenüber den Behörden, den Parlamenten und der Öffentlichkeit; Bekämpfung von Preistreibereien sowie des Nahrungsmittel-, Arbeits- und Mietwuchers.
Als eine der ersten Maßnahmen fordert der Ausschuß von den Behörden die Beschlagnahme des Brotgetreides und seine Verwendung zu einem einheitlichen Kriegsbrot, um die Brotversorgung sicherzustellen.

2. Januar 1915

In seinem Rückblick auf das Jahr 1914 schreibt das "Correspondenzblatt":
"Kein Mensch weiß, ob wir jetzt im Mittelpunkt stehen, ob wir uns dem Ende des Krieges nähren oder noch in den Anfängen längerer Kriegsjahre stecken. Nur eins wissen wir, daß wir durchhalten müssen und durchhalten werden, daß unser Vaterland durch keine Überzahl von Feinden, durch keine Überlegenheit der Waffen und durch keine Aushungerung unterzukriegen ist. Dieses Selbstvertrauen stützt sich nicht allein auf die Stärke unserer Heeresmacht, auf ihre gute Organisation, Ausbildung und Disziplin, sondern vor allem auf die Vaterlandsliebe, in der alle Deutschen ohne Ausnahme einig sind und bereit, für dessen Verteidigung jedes Opfer zu bringen. Mag der Krieg noch Monate oder Jahre dauern, er wird das Volk eher fester zusammenschweißen und seine Kräfte ins Ungeahnte wachsen lassen. Die Hoffnung, daß Deutschland in diesem Ringen schließlich doch noch unterliegen wird, mögen die Feinde getrost aufgeben - eher würden sie selbst verbluten und in den Staub sinken. Deutschland ist es, das am kräftigsten aus diesem Weltkrieg hervorgehen wird!...
Die Gewerkschaften waren die ersten, die sich der Aufgabe zur Verfügung stellten, das schwer erschütterte Wirtschaftsleben neuzugestalten und die Not der heimischen Bevölkerung zu lindern...
Die Gewerkschaften haben sich den Anforderungen der Zeitereignisse durchaus gewachsen gezeigt. Sie haben die Arbeitsvermittelung für Erntearbeiten und Befestigungsarbeiten schaffen helfen, - sie haben den Kriegerfamilien die erste Hilfe gespendet, bis der gemeindliche und staatliche Apparat sicher wirkte, - sie waren unermüdlich in der Durchsetzung öffentlicher Maßnahmen, den Verkehr von seinen militärischen Schranken zu befreien, Arbeitsgelegenheit zu schaffen und die Produktion zu heben. Sie haben für Notstandsarbeiten gesorgt, sind dem Lebensmittelwucher unverzüglich entgegengetreten und haben den Erlaß von amtlichen Preisfestsetzungen herbeigeführt. Ihre Großtat aber ist die nachhaltige Unterstützung der Arbeitslosen und ihr energisches Wirken für gemeindliche und staatliche Arbeitslosenunterstützung, das heute wohl allenthalben, wenn auch hier und da noch zögernd, anerkannt wird...
So sind die deutschen Gewerkschaften, weit davon entfernt, durch den Krieg an die Wand gedrückt und zermalmt zu werden, als ein überaus tätiges Glied mitten in die Kriegsereignisse hineingestellt worden und sie haben sich dank ihrer gesunden Organisation derart bewährt, daß heute kein Zweifel darüber besteht, daß sie den Krieg auch überdauern und nach Beendigung desselben sich noch kräftiger und wirkungsvoller entwickeln werden...
Der Feind sollte kein durch inneren Streit zerrissenes Deutschland vor sich sehen, sondern ein einig Volk von Brüdern, das sich in der Stunde der Not und Gefahr nicht trennt noch zerfleischt. An die Stelle der Streiks und Aussperrungen trat der wirtschaftliche Burgfrieden, dem der politische im Kampfbereich der Parteien auf dem Fuße folgte. Es muß anerkannt werden, daß die führenden Kreise der Unternehmerorganisationen von der gleichen Auffassung durchdrungen waren und auch demgemäß handelten. Sie willigten ein, während des Krieges an den geltenden Vereinbarungen und Tarifen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern nicht rütteln zu lassen und die durch die Kriegsnot geschaffene Ungunst der Wirtschaftslage nicht zum Nachteil der Arbeiter auszunutzen, sondern diese Nachteile möglichst zu verringern. Auf dieser Basis gemeinsamer Achtung des Gemeinwohls war auch eine weitergehende Verständigung über gemeinnützige Förderung beruflicher Interessen, wie die Errichtung von Arbeitsgemeinschaften zur Beschaffung von Aufträgen für Arbeitgeber und Arbeit für Arbeiter, keine Unmöglichkeit mehr...
Staatliche Zwangsmaßnahmen, die vor wenigen Monaten noch völlig indiskutabel erschienen wären, werden heute nicht nur willig übernommen und ertragen, sondern von der Oeffentlichkeit einer zögernden Regierung immer dringender nahegelegt. Das private Interesse erscheint schon fast wie eine Versündigung am Gesamtinteresse und selbst das Privateigentum bildet heute nicht mehr ein so starkes Hindernis für soziale Maßnahmen wie ehedem. Vieles davon mag sich nach dem Kriege verflüchtigen, aber einen Niederschlag wird diese Zeit im deutschen Volksleben zurücklassen, nicht bloß in der Erinnerung an die gemeinsame Gefahr sondern auch in der Erkenntnis der Nützlichkeit der Sozialpolitik für das Gemeinwohl...
Daß das Unternehmertum die Gewerkschaften auch künftig mit nicht allzu freundlichen Gefühlen betrachten wird, erscheint schließlich verständlich, denn die wirtschaftlichen Interessengegensätze sind vorhanden und nicht dauernd zurückzuhalten. Es wird also auch künftig wohl nicht ganz ohne Streiks und Aussperrungen abgehen, aber sollte künftig die Verständigung leichter möglich und die gegenseitige Anerkennung und tarifliche Regelung der Arbeitsverhältnisse häufiger werden, so würden wir uns dessen freuen. Anders betrachten wir die Stellung der Regierung zur Gewerkschaftsfrage,...
Nicht minder liegt in der Verheißung, daß es nach dem Kriege nur mehr Deutsche geben dürfe, die Anerkennung des Anspruches auf völlige Gleichberechtigung auf politischem wie rechtlichem Gebiete, und wir dürfen wohl erwarten, daß man auch in den verantwortlichen Kreisen der Regierung während des Krieges mit seinen ungeheuren Opfern an Gut und Blut einsehen gelernt hat, daß dieser Anspruch ohne Aufschub erfüllt werden muß...
Mögen die Ströme von Blut, die dieser Krieg zum Fließen brachte, dazu beitragen, einen baldigen, ehrenvollen und dauernden Frieden zu gewährleisten und künftige Kriege dieser Art zwischen Kulturvölkern überhaupt unmöglich zu machen. Die Erkenntnis, daß die Austragung von Völkerzwist durch gewaltsame Vernichtung von Menschenleben, von Kulturgütern und kulturellen Verkehrsbeziehungen der Menschheit weder würdig noch nützlich sei, muß sich aus diesen Massenopfern erheben und Allgemeingut aller Nationen werden. Wir wagen kaum zu hoffen, daß dieser Krieg der letzte sein werde, aber für das Ziel, den Krieg zu beseitigen, werden wir unermüdlich und mit Einsetzung aller unserer Kräfte wirken."

16./17. Januar

Auf einer Konferenz der Gewerkschaftskartelle Sachsens in Dresden wird eine gewerkschaftliche Landescentrale für das Königreich Sachsen gegründet.

17./18. Januar 1915

Die Konferenz von Vertretern der sozialdemokratischen Parteien neutraler Länder (Schweden, Norwegen, Holland, Dänemark) in Kopenhagen appelliert an die neutralen Regierungen, zwischen den kriegführenden Mächtegruppierungen zu vermitteln.

20. Januar 1915

Bei einer Aussprache zwischen Vertretern der Vorstände des Bergarbeiterverbandes, des christlichen Gewerkvereins, der Polnischen Berufsvereinigung und des Gewerkvereins (H.-D.) über die gegenwärtige Lage im Bergbau werden insbesondere die Frage der ausreichenden Förderung besprochen sowie eine Reihe verschiedener Beschwerden der Arbeiter behandelt. In der Besprechung stellt sich heraus, daß die gleichen Beschwerden der Arbeiter ausnahmslos bei allen Organisationsvorständen und aus fast allen Revieren eingegangen sind. Die vier Centralvorstände wollen gemeinsam geeignete Schritte zur Beseitigung der Ursachen dieser Beschwerden unternehmen.

22. Januar 1915

Die drei Gewerkschaften der Schneider und Schneiderinnen gründen mit dem Arbeitgeberverband für das Schneidergewerbe und dem Bund der Schneiderinnungen eine Arbeitsgemeinschaft zur Lösung gemeinsamer Probleme, um u.a. die Arbeitsvermittlung und Arbeitsverteilung durch örtliche Kommissionen und die Festsetzung von Mindestpreisen zu regeln.
Die Bemühungen, einheitliche Mindestlöhne festzusetzen und das Zwischenmeistersystem zu beseitigen, können jedoch nur teilweise verwirklicht werden.

27. Januar 1915

Auf einer Versammlung der Berliner Gewerkschaftsvorstände kritisiert C. Legien die Opposition innerhalb der SPD gegen die Bewilligung der Kriegskredite:
"Man sagt, wir hätten Gewaltmittel, wie Massenstreik, anwenden sollen. Dadurch währe aber nur die bestorganisierte Nation bestraft worden, weil ihre Aktion ihr Land den Feinden preisgegeben hätte. Derartige Aktionen sind überhaupt unmöglich. Kriege können nicht verhindert werden, wenn die Armeen schon marschieren, sondern durch den Einfluß, den man in allen Ländern zuvor errungen hat. Hätte nicht dieser Einfluß in demokratischen Ländern wie England und Frankreich ein größerer sein können und eigentlich sein müssen als in Deutschland?
Die sozialen Errungenschaften während des Krieges sind wirklich nicht gering einzuschätzen. Es sind eine Reihe von Einrichtungen getroffen worden, die zwar nur für die Kriegsdauer bestimmt sind, aber die doch auch nachher für unseren Kampf wertvoll sind. Da sollten wir uns bemühen, diese Einrichtungen im Interesse der Arbeiter auszunutzen und sie ihnen nicht durch radikale Redensarten verekeln. Radikal sein ist sehr leicht, aber wahres revolutionäres Wirken liegt in der Organisationsarbeit, nicht im Dreschen radialer Phrasen.
Nach dem Kriege hört der Burgfrieden auf, dann beginnen wieder unsere gewohnten politischen und gewerkschaftlichen Kämpfe. Dem gegenüber ist es geradezu frivol, die Geschlossenheit der Arbeiterbewegung durch derartige Machenschaften zu gefährden. Wir brauchen die Geschlossenheit nach dem Kriege mehr denn je. Daher müssen die Gewerkschaftsfunktionäre sich mehr am inneren Parteileben beteiligen. Die kommenden Kämpfe erfordern vor allem eins: die geschlossene Organisation".

30. Januar 1915

Nach Berichten der Verbandsvorstände sind 34,1% ihrer Mitglieder zum Kriegsdienst eingezogen. Der Anteil arbeitsloser Mitglieder beträgt 6,6%.

Februar 1915

Als erste Rationierungsmaßnahme wird die Brotkarte eingeführt. In Berlin sollen danach pro Person in der Woche 2.000 g Brot bzw. 1.400 g Mehl ausgegeben werden. Kinder bis zu fünf Jahren bekommen die halbe Ration.

2. Februar 1915

Die SPD-Reichstagsfraktion beschließt, daß die Abstimmungen im Plenarsaal geschlossen zu erfolgen haben, soweit nicht für den einzelnen Fall die Abstimmung ausdrücklich freigegeben sei. Glaubt ein Mitglied der Fraktion, an der geschlossenen Abstimmung nicht teilnehmen zu können, so steht ihm das Recht zu, der Abstimmung fernzubleiben, ohne daß dies einen demonstrativen Charakter tragen dürfe.

8./9. Februar 1915

Die Konferenz von Vertretern der Verbandsvorstände in Berlin stimmt der Beteiligung der Gewerkschaften bei der Fürsorge für die Kriegsinvaliden zu.

10. Februar 1915

Eine von der Generalkommission einberufene Konferenz von Vertretern aller Gewerkschaftsrichtungen, Reichs- und Staatsregierungen, des Deutschen Städtetages, des Verbandes deutscher Arbeitsnachweise, der Gesellschaft für Soziale Reform und der Centralstelle für Volkswohlfahrt diskutiert Leitsätze für die gesetzliche Regelung des Arbeitsnachweises.

19. Februar 1915

Zwischen den Metallarbeitergewerkschaften Berlins und dem Verband Berliner Metallindustrieller wird ein paritätischer Kriegsausschuß für die Metallbetriebe Groß-Berlins gebildet, der vor allem Probleme bei Entlassungen und Einstellungen lösen soll.
Der Metallarbeiterverband hat diese Vereinbarung auch im Namen des Holzarbeiter-, des Fabrikarbeiter- und des Transportarbeiterverbandes sowie des Verbandes der Maler und Lackierer, der Kupferschmiede und des der Heizer und Maschinisten getroffen.

März 1915

In ganz Deutschland finden auf Anregung des Parteivorstandes Frauenversammlungen statt, auf denen über die durch den Krieg notwendigen wirtschaftlichen und sozialen Maßnahmen gesprochen wird. Mit besonderem Nachdruck wird die Forderung nach staatsbürgerlicher Gleichberechtigung erhoben.
Der Staatssekretär des Innern C. v. Delbrück erklärt im Reichstag, die Gewerkschaften haben in erster Linie Aufgaben zu erfüllen, ohne die unser Wirtschaftsleben nicht denkbar sei.

1. März 1915

Der erste Reichstarif in der Lederwirtschaft - für die Lederausrüstungsindustrie - tritt in Kraft. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt 53 - gegenüber bisher z.T. 58,5 und 60 - Stunden. Zu den vereinbarten Löhnen werden während des Krieges Zuschläge gezahlt. Für Heereslieferungen wird das Zwischenmeistersystem völlig ausgeschaltet.

3. März 1915

Die drei Gewerkschaftsbünde und die Polnische Berufsvereinigung übermitteln Bundesrat und Reichstag die überarbeiteten Leitsätze über die Arbeitsvermittlung, in denen vor allem die gesetzliche Regelung der Arbeitsvermittlung gefordert wird, wegen der während des Krieges eingetretenen heftigen Erschütterungen des Arbeitsmarktes und der nach dem Krieg notwendigen Vermittlung der zurückströmenden Millionen Angestellter und Arbeiter.
Den regional gegliederten und paritätisch zusammengesetzten Arbeitsämtern sind alle Arbeitsnachweise zu unterstellen. Die Arbeitsvermittler werden von der Verwaltung des Arbeitsnachweises gewählt. Die Arbeitsvermittlung ist unentgeltlich. Ausländische Arbeitskräfte dürfen nur herangezogen werden, wenn keine einheimischen auf dem Arbeitsmarkt vorhanden sind.
Die Arbeitsämter kontrollieren alle Arbeitsnachweise.

7. März 1915

Der Parteiausschuß billigt mit 35 gegen 5 Stimmen die Zustimmung der Reichstagsfraktion zu den bisher geforderten Kriegskrediten. Da die Gründe, die für die bisherigen Kreditbewilligungen ausschlaggebend gewesen seien, noch unvermindert fortbestehen, hält der Parteiausschuß die Bewilligung des Kriegsetats durch die Reichstagsfraktion für notwendig.
Einstimmig wird dem folgenden von der Reichstagsfraktion überwiesenen Antrag zugestimmt:
1. Die Fraktion begrüßt die Bemühungen, eine Verbindung mit unseren Genossen in Frankreich, England und Rußland herzustellen, um eine Verständigung über den von uns zu erstrebenden Frieden herbeizuführen. Sie ersucht den Vorstand, diese Bemühungen mit allem Nachdruck fortzusetzen.
2. In Übereinstimmung mit dem Bestreben des Parteivorstandes, eine internationale Verständigung über die Friedensaktion herbeizuführen, hält sie es für nötig, im eigenen Land soviel wie nur irgend möglich Aufklärung über die Notwendigkeit eines Friedens unter den Bedingungen zu verbreiten:
keine Eroberungen,
keine Vergewaltigung irgendeines Volkes,
freier Wettbewerb aller Völker im Ausland,
Vereinbarungen über die friedlichen Regelungen der Streitfragen zwischen den Regierungen,
planmäßige Einschränkung der Rüstungen.
Ebenso ist es notwendig, möglichst weite Kreise der Bevölkerung davon zu überzeugen: dieser Frieden kann und muß schon jetzt erreicht werden.
3. Die Fraktion ersucht den Fraktionsvorstand, Vorbereitungen zu treffen, um in der nächsten Tagung des Reichstages eine Aussprache über den Abschluß des erstrebten Friedens herbeizuführen.

10. März 1915

H. Haase, mit F. Ebert SPD-Vorsitzender, bezeichnet es im Reichstag als unerträglich, daß noch immer nicht allen Staatsbürgern ohne Unterschied der Klasse, der Partei, der Konfession und der Nationalität volle Gleichberechtigung gewährt werde. Auf dem Gebiet des Vereinsrechts brauche der Reichsrat nur den Beschlüssen des Reichstages zuzustimmen. Zur Deckung der enormen Kriegsausgaben müssen nach Auffassung der Sozialdemokraten die Kriegsgewinne herangezogen werden.

18. März 1915

Die SPD-Reichstagsfraktion beschließt mit 77 gegen 23 Stimmen, zum ersten Mal geschlossen für den Reichshaushalt zu stimmen.

20. März 1915

Der Reichstag billigt den Reichshaushalt gegen die Stimmen von K. Liebknecht und O. Rühle, der angibt, daß er die Parteitagsbeschlüsse zur Budgetbewilligung als bindend ansehe und der Fraktion die Kompetenz bestreite, diese Beschlüsse zeitweise außer Kraft zu setzen.
Mit Rücksicht auf die von O. Rühle angeführten Parteitagsbeschlüsse verlassen vor der Abstimmung 30 Abgeordnete den Sitzungssaal.

Frühjahr 1915

Nachdem die Bergbauunternehmer den Vorschlag der Bergarbeitergewerkschaften zur Beilegung von Streitigkeiten u.a. über Löhne, Arbeitszeiten, paritätische Einigungsämter einzurichten, abgelehnt hatten, beauftragt der preußische Handelsminister die Oberbergämter, alle Arbeiterfragen einschließlich der Lohnfragen sowohl auf staatlichen wie privaten Gruben mit den Arbeiterausschüssen zu besprechen und bei Zwistigkeiten vermittelnd einzugreifen. Diese Verordnung wird von den Bergbauunternehmern heftig kritisiert.

W. Jansson, Mitglied der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, veröffentlicht einen Sammelband unter dem Titel "Arbeiterinteressen und Kriegsergebnis", in dem prominente Gewerkschaftsführer, die die verschiedensten Industriegruppen vertreten, das Interesse der Arbeiterschaft an einem siegreichen Kriegsende mit ungeschmälerter Erhaltung des Deutschen Reiches und der deutschen Volkswirtschaft zum Ausdruck bringen.
Gleichzeitig betonen einige Autoren, daß das deutsche Friedensziel keine wirtschaftliche Unterdrückung der Nachbarnationen einschließen dürfe.
Vor allem müssen die Gewerkschaften bei einem günstigen Friedensschluß endlich ihre volle Gleichberechtigung erlangen.

26./28. März 1915

In Bern tagt eine Internationale Frauenkonferenz, auf der 25 Delegierte aus sechs Ländern anwesend sind. Die Konferenz wendet sich gegen die Losung vom nationalen Verteidigungskrieg und fordert die sofortige Beendigung des Krieges.
Der deutsche Parteivorstand und die französische Parteileitung hatten es abgelehnt, offizielle Delegierte zu entsenden.

Ende März 1915

Die Zeitung des Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereins der Maschinenbauer und Metallarbeiter "Regular" schlägt vor, das seit Kriegsbeginn bestehende "burgfriedliche" Verhältnis der verschiedenen Gewerkschaftsrichtungen auch über den Krieg hinaus zu erhalten und diese Organisationen zu gemeinsamen Vorgehen bei Lohnbewegungen, Kämpfen und sozialpolitischen Aktionen zusammenzufassen. Grundbedingung müsse nur sein, jeder Richtung ihre Eigenart zu belassen.
Der Vorschlag wird trotz mancher Bedenken von Gewerkschaften der Generalkommission positiv aufgenommen.

April 1915

In einer gemeinsamen Eingabe an den Vorstand des Zechenverbandes verlangen die Bergarbeiterverbände eine Teuerungszulage.

5./7. April 1915

Internationale Konferenz der sozialistischen Jugend in Bern. Der deutsche Zentralausschuß hatte die Teilnahme abgelehnt. Die Konferenz fordert die Durchführung der internationalen Beschlüsse gegen den Krieg und die Organisation von Aktionen, um dem Krieg ein Ende zu bereiten.
In der Schweiz soll ein internationales Jugendsekretariat gebildet und eine Zeitschrift "Jugend-Internationale" herausgegeben werden. Sie erscheint ab 1. September. Die internationale sozialistische Jugendbewegung ist seitdem gespalten.

12./13. April 1915

Vertreter der Sozialdemokratie Deutschlands, Österreichs und Ungarns erklären bei einer Zusammenkunft in Wien:
"Trotz der langen Dauer des Krieges sind die Völker in allen Ländern unbeugsam entschlossen, mit aller Kraft ihre Selbständigkeit und Unabhängigkeit zu verteidigen.
Die sozialdemokratischen Parteien, die von jeher und ihrem Wesen nach für die Verbrüderung der Völker wirken, sind die berufenen Verkünder der Friedenssehnsucht. Diese entspringt dem Willen und der Kraft der Selbstbehauptung, nicht etwa dem Gefühl der Schwäche. Daraus aber folgt die Notwendigkeit, daß nur ein Frieden möglich ist, der kein Volk demütigt, daß nur ein solcher Frieden das dauernde Zusammenarbeiten aller Kulturvölker gewährleisten wird.
Die bei der Zusammenkunft vertretenen Parteien stehen auf dem Boden der Beschlüsse der internationalen Sozialistenkongresse, insbesondere des Kopenhagener Kongresses von 1910, und halten in diesem Sinne beim Friedensschluß folgende Sicherungen für notwendig:
Den Ausbau der internationalen Schiedsgerichte zu obligatorischen Einrichtungen.
Die Unterwerfung aller Staatsverträge und Vereinbarungen unter die demokratische Kontrolle der Volksvertretungen.
Die internationale vertragsmäßige Einschränkung aller Rüstungen mit dem Ziele der allgemeinen Abrüstung.
Die Anerkennung des Selbstbestimmungsrechtes aller Völker. Die Tatsache, daß die sozialdemokratischen Parteien der kriegführenden Länder ihr Land und Volk verteidigen, darf kein Hindernis dafür sein, die internationalen Beziehungen aller sozialistischen Parteien zueinander aufrechtzuerhalten, sowie die Tätigkeit ihrer internationalen Einrichtungen fortzuführen."

26. April 1915

Die Vereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände warnt in einem Rundschreiben an ihre Mitglieder auf das dringendste vor der Bildung von paritätischen Schlichtungskommissionen, da kein Bedürfnis dafür vorliegt. Zweifellos findet die Anregung der Gewerkschafter ihre Ursachen auch nicht in der Abhilfe eines dringenden Bedürfnisses, sondern sie ist darauf zurückzuführen, daß die Arbeiterführer ihre jetzt erheblich eingeschränkte Tätigkeit auf diese Weise erweitern und einen während der Kriegszeit erzielten Erfolg auch für alle Zukunft festhalten wollen.

30. April 1915

Nach Angaben der Gewerkschaftsvorstände sind 41,7% ihrer Mitglieder zum Kriegsdienst eingezogen. 2,9% der Mitglieder sind arbeitslos, rund 6% arbeiten kurz ohne Lohnausgleich.

1. Mai 1915

Auf Beschluß der gewerkschaftlichen und sozialdemokratischen Führungsgremien wird auf Grund der besonderen Verhältnisse auf eine Arbeitsruhe verzichtet.

10. Mai 1915

Auf eine Anfrage des zuständigen Sekretärs des Metallarbeiterverbandes, eine Einstellung in die preußisch-hessischen Eisenbahnwerkstätten nicht mehr vom Austritt aus dem Metallarbeiterverband abhängig zu machen, wird ihm von offizieller Seite geantwortet, daß seit Ausbruch des Krieges den Arbeitern und Angestellten der Werkstätten wegen ihrer Zugehörigkeit zum Metallarbeiterverband keinerlei Schwierigkeiten mehr bereitet werden.

16. Mai 1915

In Berlin findet eine Konferenz des Kriegsausschusses für Konsumenteninteressen statt. Diesem Ausschuß gehören 60 zentrale Organisationen an.
Der Ausschuß bezeichnet die bald nach der Aufnahme seiner Tätigkeit erfolgte Brotgetreidebeschlagnahme als seinen ersten großen Erfolg. Mit gleicher Entschiedenheit, aber mit wechselndem Glück, wurde die Agrarpreispolitik der Regierung bei den Kartoffeln und beim Fleisch bekämpft. Auch in der Frage einer stärkeren Verwendung von Magermilch und Zucker, eines Verbots der Schnapsbrennerei, der Besserung der Rechtslage der Kriegerfamilien beim Mietsvertrage, der Abwehr einer Kürzung von Gehältern und Löhnen usw. wurde zugunsten der Verbraucher mit Nachdruck gewirkt.
Die Konferenz verlangt für die kommende Zeit u.a.: Sicherstellung auskömmlicher Menschenernährung (vor dem Vieh) zu erträglichen Preisen; Beschlagnahme hinreichender Mengen von Getreide, Hülsenfrüchten sowie Kartoffeln; öffentliche Enteignungs- und Sicherungsbefugnisse für andere elementare Massenbedarfsartikel; Fortführung und gegebenenfalls Weiterbildung des gemeinwirtschaftlichen Verteilungsverfahrens nach Kopfmengen für Brot usw.; systematische Durchbildung der Höchstpreisfestsetzung für Produzenten und Händler; Anwendung des Strafgesetzes gegen wucherische Ausbeutung der Notlage des Reiches und seiner Bürger; Errichtung einer Reichsernährungsbehörde.

20. Mai 1915

Die großen deutschen Wirtschaftsverbände (Bund der Landwirte, Deutscher Bauernbund, Vorort der christlichen deutschen Bauernvereine, Zentralverband deutscher Industrieller, Bund der Industriellen und Reichsdeutscher Mittelstandsverband) richten eine Denkschrift an den Reichskanzler, in der sie fordern, erst Frieden zu schließen, wenn er dem Deutschen Reich "politisch, militärisch-maritim und wirtschaftlich diejenigen Machterweiterungen bringt, die unsere größere Stärke nach außen gewährleisten".
Das Programm enthält im wesentlichen folgende Punkte: Schaffung eines umfangreichen deutschen Kolonialreiches; hohe Kriegskontributionen; politische und wirtschaftliche Unterordnung Belgiens unter das Deutsche Reich; Annexion der französischen Erzgebiete von Longwy und Briey, der Kohlengebiete Nordfrankreichs und der französischen Kanalküste; Erweiterung der Grenzen nach Osten und hohe Kriegsentschädigungen von Rußland.

23. Mai 1915

Italien erklärt Österreich-Ungarn den Krieg und tritt damit auf die Seite der Entente.

2. Juni 1915

Der Bundesrat verfügt eine einheitliche Statistik der Arbeitsvermittlung, vor allem müssen Arbeitsgesuche und offene Stellen zweiwöchentlich gemeldet werden.
Daneben sollen Centralauskunftsstellen errichtet werden.

9. Juni 1915

In einem offenen Protestschreiben warnen Vertreter der Linken den SPD-Parteivorstand und die Reichstagsmehrheit vor einer Fortsetzung der Politik des 4. August.

12. Juni 1915

Der Antrag der SPD-Abgeordneten des preußischen Landtages, die Wahlrechtsfrage auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung zu setzen, wird gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt.

19. Juni 1915

Die "Leipziger Volkszeitung" veröffentlicht einen Aufruf von E. Bernstein, H. Haase und K. Kautsky "Das Gebot der Stunde". Darin wenden sich die Verfasser heftig gegen die von zahlreichen Personen und Verbänden, darunter dem Zentralverband deutscher Industrieller und dem Bund der Landwirte, geforderten Annexionen und gegen die weitere Bewilligung der Kriegskredite durch die Partei. Die Sozialdemokratie müsse sich angesichts dieser Kundgebungen die Frage vorlegen, ob sie es mit ihren Grundsätzen und Pflichten vereinbaren könne, in der Frage der Fortführung des Krieges an der Seite derjenigen zu stehen, deren Absichten in schroffem Widerspruch stünden zu der Erklärung der Reichstagsfraktion vom 4. August 1914. Im Anschluß an diesen Aufruf entwickelt sich eine heftige innerparteiliche Kontroverse. Am 23. Juni erklärt die Generalkommission: "Jedenfalls müssen wir uns aber mit aller Entschiedenheit gegen diejenigen wenden, denen das Gefühl der Verpflichtung gegenüber der Organisation fehlt und die es für geraten halten, den Parteistreit in die Gewerkschaftorganisationen zu tragen. Wenn man schon die Wirkung des politischen Kampfes durch Desorganisierung der Partei herabmindern will, so möge man wenigstens die Gewerkschaften mit diesem Treiben verschonen. Die Gewerkschaften werden nach Beendigung des Krieges die äußerste Kraft zur Linderung der eintretenden Not einsetzen müssen und der geschlossenen Organisation bedürfen, um die schweren wirtschaftlichen Kämpfe in dieser kritischen Zeit zu führen.
Wir erwarten von den Gewerkschaftsvertretern, welche die Erfüllung ihrer Aufgaben ernst nehmen, daß sie alles daran setzen werden, die Geschlossenheit in der Gewerkschaftsbewegung nach wie vor zu erhalten."

23. Juni 1915

In einer Erklärung des SPD-Parteivorstandes "Sozialdemokratie und Frieden" wird die Reichsregierung aufgefordert, ihre Bereitwilligkeit kundzutun, in Friedensverhandlungen einzutreten. Diese Aufforderung war bereits auf einer Vorstandssitzung am 7. Mai beschlossen, doch wegen des Eintritts Italiens in den Krieg nicht veröffentlicht worden. Das kompromißlose Eintreten für einen annexionslosen Frieden, wie er in dieser Erklärung gefordert wird, lehnt die bürgerliche Presse ab. Doch auch in einigen sozialdemokratischen Zeitungen wird die Erklärung kritisiert.
Wegen der Veröffentlichung dieser Erklärung wird der "Vorwärts" bis einschließlich 30. Juni 1915 verboten.

28. Juni / 3. Juli 1915

Die Generalversammlung des Metallarbeiterverbandes in Berlin erklärt: "Nach der Beendigung des Krieges werden voraussichtlich viele Kriegsteilnehmer unter einer langen und schweren Arbeitslosigkeit zu leiden haben. Diesen eine ausreichende Unterstützung zu sichern, betrachtet die Generalversammlung als eine Pflicht und als einen Akt der Dankbarkeit und Anerkennung.
Die Generalversammlung erwartet von den Gemeinden Deutschlands, die während des Krieges die Arbeitslosenfürsorge eingeführt haben, daß sie diese Einrichtung solange beibehalten, bis an ihrer Stelle eine Arbeitslosenversicherung auf reichsgesetzlicher Grundlage durchgeführt ist.
Die Generalversammlung fordert in den Gemeinden, die bisher Einrichtungen zur Unterstützung Arbeitsloser nicht getroffen haben, die baldigste Einführung dieser Maßnahme.
Da nicht alle Gemeinden infolge der starken Inanspruchnahme ihrer Mittel, in der Lage sind, die Kosten der Einrichtung aus eigenen Kräften zu bestreiten, fordert die Generalversammlung die Bereitstellung von Mitteln durch das Reich."
Nach jahrelangen Diskussionen beschließt die Generalversammlung - wie bereits eine Reihe anderer Gewerkschaften - die Einführung von Staffelbeiträgen.
"Die Generalversammlung protestiert gegen die fortdauernde ausnahmerechtliche Behandlung der Mitglieder des Metallarbeiter-Verbandes in den Betrieben der Bayerischen Verkehrsverwaltung.
Die von der Bayerischen Staatsregierung gegen die ausnahmerechtliche Behandlung unserer Mitglieder in den Betrieben der Verkehrsverwaltung vorgebrachten Gründe und Bedenken entbehren jeder sachlichen Grundlage. Der Metallarbeiter-Verband hat sich, als ein Glied der deutschen freien Gewerkschaften, als eine große soziale und wirtschaftliche Notwendigkeit erwiesen. Die Arbeitslosen- und Kriegsunterstützung des Metallarbeiterverbandes hat wesentlich dazu beigetragen, die soziale Not zu lindern, während die Bayerische Staatsregierung trotz zahlreicher Anregungen praktisch versagt hat.
Zur Erfüllung der sozialen Aufgaben unserer Zeit ist die vollste Gleichberechtigung aller Staatsbürger erforderlich. In Ansehung dieser Tatsachen fordert daher die Generalversammlung die Aufhebung des Reverses."

30. Juni / 1. Juli 1915

Der SPD-Parteiausschuß billigt erneut die Haltung des Parteivorstandes und der Fraktionsmehrheit und erkennt besonders die Bemühungen zur Anbahnung einer Verständigung mit den Bruderparteien der kriegführenden Länder an.
Ferner beschließt der Ausschuß gegen zwölf Stimmen, daß die Veröffentlichung des Aufrufes "Das Gebot der Stunde" durch H. Haase, zumal ohne vorherige Fühlungnahme mit der Partei- und Fraktionsleitung, nicht im Einklang mit den Pflichten eines Parteivorsitzenden stehe.

3. Juli 1915

Der SPD-Partei- und Fraktionsvorstand weist die Vorwürfe der Unterzeichner des Aufrufs energisch zurück. Die Vorbedingung für die erfolgreiche künftige Führung des Klassenkampfes sei die Sicherung der wirtschaftlichen und politischen Unabhängigkeit unseres Landes. Dieser Sicherung zu dienen, sei deshalb Pflicht der deutschen Sozialdemokratie. Jede Drohung, die auf eine Parteispaltung hinziele, sei ein Verbrechen an der gesamten Arbeiterbewegung.

5./7. Juli 1915

"Die Konferenz der Vertreter der Verbandsvorstände hält es aus ethischen und volkswirtschaftlichen Gründen für dringend erforderlich, daß den Kriegsbeschädigten, soweit dies irgend angängig ist, Arbeitsgelegenheit in Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft sowie in den Reichs-, Staats- und Gemeindebetrieben geboten wird.
Sie bedauert, daß die Bemühungen der Generalkommission zwecks Errichtung einer Reichscentralstelle der Organisation zur Fürsorge für die Kriegsbeschädigten bisher ohne Erfolg geblieben und infolgedessen die erforderlichen Maßnahmen nicht einheitlich sind.
Sie fordert, um den Gewerkschaften die Mitarbeit in den Fürsorgeorganisationen zu ermöglichen, daß in diesen Bestimmung getroffen wird, daß zur Berufsberatung der Kriegsbeschädigten Vertreter der Gewerkschaften herangezogen werden; der Rentenbezug für die Unternehmer nicht ein Mittel zum Lohndruck sein darf, d.h. daß die Kriegsbeschädigten vollwertig nach ihrer Arbeitsleistung entlohnt werden; die Tarifverträge auch für die Kriegsbeschädigten gelten und eine Änderung oder Außerkraftsetzung der Tarife nur unter ausdrücklichster Zustimmung der in Betracht kommenden Gewerkschaft erfolgen darf.
Die Konferenz hält es für dringend notwendig, daß paritätische Kommissionen von Unternehmer-, Angestellten- und Arbeiterorganisationen auch über die Kriegsdauer hinaus eingesetzt werden, durch die Streitigkeiten aus dem Arbeitsverhältnis der Kriegsbeschädigten zu entscheiden sind."
"Die Konferenz schließt sich der Erklärung der Generalkommission an, die sich gegen die Sonderbündelei richtet. Sie weist mit aller Entschiedenheit die Versuche zurück, die Arbeiterschaft in dieser kritischen Zeit zu Handlungen zu veranlassen, die den Interessen der Arbeiterklasse zuwiderlaufen, Uneinigkeit und Zersplitterung in die Gewerkschaften tragen und die Einheit der sozialdemokratischen Partei zerstören können.
Nur eine einige und geschlossene Partei kann die Interessen der gewerkschaftlichen Organisationen erfolgreich vertreten.
Die Konferenz hält die Stellung, die von der übergroßen Mehrheit der sozialdemokratischen Fraktion und des Parteiausschusses sowie von dem Parteivorstande eingenommen ist, für diejenige, die allein in dieser schweren Zeit den Interessen der Arbeiterschaft im allgemeinen und den Gewerkschaften in besonderen dient.
Die von den Sonderbündlern in der Partei vertretenen Ansichten widersprechen dem Wesen und Wirken der Gewerkschaften, ihre Durchsetzung wäre die Preisgabe alles dessen, was die Gewerkschaften geschaffen haben und erstreben."

16. Juli 1915

Die Generalkommission protestiert in einem Aufruf "Gegen den Lebensmittelwucher!" gegen jede Erhöhung von Höchstpreisen:
"Wir fordern vielmehr eine durchgreifende Regelung der Preisgestaltung auf dem Lebensmittelmarkt und einen wirksamen Schutz des Volkes gegen den Lebensmittelwucher.
Wir fordern, daß ohne Rücksicht auf die Pofitinteressen der Produzenten und Händler mäßige Höchstpreise für alle Lebensmittel festgesetzt werden, die so zu bemessen sind, daß die ausreichende Ernährung des Volkes gesichert und jede Bereicherung auf Kosten der Volksernährung ausgeschlossen wird. Durch Beschlagnahme und Verkaufszwang muß das Zurückhalten von Vorräten zum Zwecke der Preistreiberei vereitelt werden.
Die Parteigenossen im Lande fordern wir auf, dem Lebensmittelwucher mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln entgegenzuwirken. Vor allem müssen die Arbeitervertreter in den Landtagen und Gemeinden ihren ganzen Einfluß einsetzen, um die Versorgung des Volkes mit Lebensmitteln zu erschwinglichen Preisen sicherzustellen."

31. Juli 1915

In einer Denkschrift zu den Kriegszielen fordert G. Krupp v. Bohlen und Halbach u.a.: die Herstellung eines mitteleuropäischen Wirtschaftsgebietes unter deutscher Hegemonie; die Annexion umfangreicher Gebiete in Frankreich, Belgien und im Osten; die Schaffung eines polnischen "Pufferstaates". Kriegskontributionen in Form von Land sowie montan- und schwerindustriellen Großbetrieben und die Schaffung eines großen zusammenhängenden Kolonialreiches in Afrika.

42,7% der Mitglieder der 48 Gewerkschaften, die der Generalkommission angeschlossen sind, sind zum Kriegsdienst eingezogen.
Die 48 Verbände haben noch rund 1.180.000, davon rund 160.000 weibliche, Mitglieder.

August 1915

Der Sammelband "Die Arbeiterschaft im neuen Deutschland" erscheint. Herausgeber sind C. Legien und der Bibliotheksdirektor des preußischen Herrenhauses Friedrich Thimme.
Das Buch enthält je 10 Beiträge von bürgerlichen Wissenschaftlern und von sozialdemokratischen Gewerkschaftern.
Nach Auffassung von F. Thimme soll das Buch dienen, durch "gemeinsame Arbeit den Weg zum inneren Frieden" zu ebnen. Nicht daß der Kampf der Parteien aufhören soll; er soll vielmehr, wenn der Krieg vorüber ist, wieder in sein Recht treten, denn "nur in fortdauerndem Kampf erzeugt sich stets von neuem der Fortschritt". Aber die Gegensätze sollen nicht mehr "so sehr mit Absicht auf die Spitze getrieben" werden. Nachdem der Krieg die Offenbarung gebracht, daß in der nationalen, der deutschen Gesinnung nicht der mindeste Unterschied zwischen der bürgerlichen und der sozialistischen Welt besteht, müsse die Sozialdemokratie vom Staat und den bürgerlichen Parteien in vollem Umfange als gleichberechtigt anerkannt werden. Und Freiheit und Vertrauen müsse der Lohn für die Masse des Volkes seitens des Staates sein; das Wort von den demokratischen Prinzipien müsse seine Schrecken auch für den konservativsten Politiker verloren haben, da so klar zutage trete, daß "unsere gewaltigen Erfolge zum guten Teile gerade auf den demokratischen Einrichtungen beruhen, mit denen unser Staat durchsetzt ist", nämlich auf dem demokratischen Prinzip der allgemeinen Wehrpflicht, der Volksschule, der sozialen Gesetzgebung, des Reichstagswahlrechts.

3. August 1915

Auf einer Heimarbeiterschutzkonferenz in Berlin wird kritisiert, daß noch immer die wichtigsten Bestimmungen des Hausarbeitsgesetzes nicht in Kraft sind, weil der Bundesrat noch keine Ausführungsbestimmungen erlassen hat.
Weder sind die vorgesehenen Lohnbücher und Lohnlisten eingeführt, noch ist bis jetzt ein einziger Fachausschuß gebildet worden.

7. August 1915

Das "Correspondenzblatt" schreibt unter dem Titel "Ein Kriegsjahr": "Der Kampf gilt augenblicklich der Freiheit nach außen, aber er wird auch geführt um die Freiheit im Innern. Die verbitternde Politik der Nadelstiche und der Entrechtung darf keinen Boden mehr in Deutschland haben. Die Zeit ist nicht geeignet, sich näher mit diesen Fragen zu beschäftigen, so lange der Feind vor den Toren steht. Aber wir halten es doch für angebracht, daran zu erinnern, daß die vom Reichskanzler im Reichstage angekündigte Neuorientierung der inneren Politik eine größere Bedeutung erlangen muß als eine gewöhnliche Redewendung. ...
Der Burgfrieden ... gehört zu den Erscheinungen des Krieges, die nicht ohne Einfluß auf kommende Zeiten bleiben dürfen. ...
Erfreulicher gestaltete sich das burgfriedliche Zusammenwirken der verschiedenen Gewerkschaftsrichtungen in mehreren wichtigen Fragen, und der Gedanke ist von Hirsch-Dunckerscher Seite zuerst ausgesprochen worden, dieses Zusammenwirken auch nach dem Kriege fortzusetzen. Wir haben unsere zustimmende Ansicht damals sofort kundgegeben und auch von christlicher Seite ist unter Vorbehalt die gleiche Auffassung geäußert worden. Inzwischen ist in mehreren Fragen ein solches Zusammenwirken erfolgt und die Erfahrungen werden lehren, daß damit den Arbeiterinteressen gedient wird. An eine Aufgabe der grundsätzlichen Stellung der einzelnen Richtungen ist selbstverständlich nicht zu denken. Die grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten müssen ausgetragen werden. ...
Solange die Klassengegensätze zwischen Kapital und Arbeit in der Welt bestehen bleiben, werden die Gewerkschaften Kampforganisationen bleiben und bleiben müssen, um die Arbeiterinteressen wahrnehmen zu können. Aber sie werden ihre Taktik und ihre Methoden selbst bestimmen, sie werden diese den tatsächlichen Verhältnissen des praktischen Lebens anpassen, wie sie es bisher getan haben. Für die Wolkenkuckucksheimer Philosophie ist in diesen mühesamen und opfervollen Kämpfen keine Verwendung.
Wenn wir also einen kurzen Rückblick auf das vergangene Kriegsjahr werfen, muß es uns mit Genugtuung erfüllen, daß es unserem Volke gelungen ist, durch einmütiges Zusammenhalten und treue Pflichterfüllung auf der ganzen Linie den Ansturm der Feinde zurückzuschlagen. Wir zweifeln keinen Augenblick daran, daß dieses auch fernerhin gelingen wird, gelingen muß, denn eine Niederlage würde in erster Linie der Arbeiterklasse Deutschlands tödliche Wunden schlagen. Wir haben in Deutschland auch eine Arbeiterkultur zu verteidigen und wichtige, in schweren Kämpfen errungene Fortschritte auf sozialem, wirtschaftlichem und politischem Gebiete. Und darum kann es nur eine Parole geben: Durchhalten, bis unsere Gegner zum Frieden geneigt sind. An dem Friedenswillen des deutschen Volkes kann heute wie zuvor kein Zweifel bestehen. ... Solange die Feinde nicht zum Frieden geneigt sind, erfordern sowohl unsere geographische Lage wie auch die ureigensten Interessen der Arbeiterklasse das unverbrüchliche Zuammenhalten aller Volkskreise."

14./16. August 1915

In einer gemeinsamen Sitzung von Parteivorstand, Parteiausschuß und Reichstagsfraktion der SPD werden mit 104 gegen 34 Stimmen Leitsätze zur Frage der Kriegsziele beschlossen. Die Parteigremien fordern die Sicherung der politischen Unabhängigkeit und Unversehrtheit des Deutschen Reiches, die Förderung der wirtschaftlichen Annäherung durch möglichste Beseitigung von Zoll- und Verkehrsschranken, die Sicherstellung der Freiheit der Meere durch internationalen Vertrag. Das Ziel der Entente, Österreich-Ungarn und die Türkei zu schwächen und zu zertrümmern, wird zurückgewiesen; die Pläne "kurzsichtiger Eroberungspolitiker" sollen bekämpft, alle zukünftigen internationalen Konflikte einem zu schaffenden ständigen internationalen Schiedsgerichtshof unterbreitet werden.

20. August 1915

Der Reichstag bewilligt gegen die Stimme von K. Liebknecht die vierten Kriegskredite. E. David als Sprecher der SPD-Fraktion fordert erneut eine Kriegsgewinnsteuer. Er verlangt mehr Fürsorge für die kämpfende Truppe und die Bevölkerung daheim und kritisiert die friedensfeindliche Haltung der Gegner Deutschlands.
In der vorausgegangenen Fraktionssitzung hatten 36 Abgeordnete gegen die Bewilligung gestimmt. Von ihnen nehmen 32 an der Reichstagssitzung nicht teil, drei stimmen für die Kredite.

27. August 1915

Der Reichstag beschließt mit unterschiedlichen Mehrheiten die Änderung des Reichsvereinsgesetzes.
Mit großer Mehrheit erhält der § 3 die folgende neue Fassung: "Ein Verein, der bezweckt, politische Gegenstände in Versammlungen zu erörtern (politischer Verein), muß einen Vorstand und eine Satzung haben. Nicht als politische Vereine gelten Vereine von Berufsgenossen oder Angehörigen verschiedener Berufe und Standesvereine, auch wenn sie zur Verfolgung ihrer Zwecke politische Gegenstände in Versammlungen erörtern."
Damit wird die Möglichkeit beseitigt, daß Gewerkschaften, aber auch Sportvereine, zukünftig für politisch erklärt werden können.
Mit geringerer Mehrheit entscheidet der Reichstag, den "Sprachenparagraphen" und das Verbot politischer Betätigung Jugendlicher aufzuheben.

5. September 1915

Oppositionelle Mitglieder des Bundes der technisch-industriellen Beamten gründen in Düsseldorf den "Bund der technischen Angestellten".
Der neue Bund will die gewerkschaftlichen Aufgaben - vor allem die Unterstützungsleistungen - und Ziele fortsetzen, nachdem der Bund der technisch-industriellen Beamten bei Kriegsausbruch seine gewerkschaftliche Arbeit - vornehmlich die gesamten Unterstützungsleistungen - eingestellt hat.
In sozialpolitischer und gewerkschaftlicher Beziehung soll das Programm des alten Bundes fortgesetzt werden. Neben Ingenieuren, Chemikern, Technikern und Zeichnern sollen auch die Werkmeister organisiert werden, soweit sie zweifelsfrei technische Angestellte sind.
Als Organ des Bundes wird "Der technische Angestellte" herausgegeben.

5./8. September 1915

Im Schweizer Ort Zimmerwald kommen 38 oppositionelle Sozialisten zusammen.
Alle Delegierten stimmen für ein Manifest, in dem es u.a. heißt: "Die herrschenden Gewalten der kapitalistischen Gesellschaft tragen die volle Verantwortung für diesen Krieg. Zahlreiche sozialistische Parteien und Führer haben den Sozialismus verraten, indem sie den Beschlüssen der internationalen Kongresse von Stuttgart, Kopenhagen und Basel nicht nachgekommen sind. Sie übernehmen die Verantwortung vor der Arbeiterklasse für diesen Krieg, für seine Ziele und Methoden. Die Hauptaufgabe ist der Kampf gegen diesen imperialistischen Krieg." Eine "Internationale Sozialistische Kommission" wird errichtet.

Oktober 1915

In einer gemeinsamen Eingabe an den Reichskanzler kritisieren die Generalkommision und der SPD-Parteivorstand die "unerträglichen Preissteigerungen unserer Nahrungsmittel". Parallel dazu konstituiert sich am 18. Oktober eine vom Bundesrat beschlossene Reichsprüfungsstelle für Lebensmittelpreise, in der auch die Gewerkschaften, die Verbraucher und Konsumgenossenschaften mitarbeiten.
Während z.B. der Maurerlohn seit Kriegsausbruch um 2% gestiegen ist, muß ein Maurer um 47,6% mehr für Lebensmittel bezahlen.

18. Oktober 1915

Die vom Bundesrat beschlossene Reichsprüfungsstelle für Lebensmittelpreise konstituiert sich in Berlin.

Ende Oktober 1915

Die vier Bergarbeiterorganisationen (Bergarbeiterverband, christlicher Gewerkverein, Hirsch-Dunckerscher Gewerkverein und Polnische Berufsvereinigung) fordern in einer gemeinsamen Petition an Bundesrat und Reichstag die baldige Vorlage eines Knappschaftsgesetzentwurfes. Mit diesem Knappschaftsgesetz soll die Verschmelzung der bestehenden Knappschaftskassen zu einem Reichsknappschaftsverein erfolgen.

November 1915

R. Schmidt, G. Bauer und C. Legien überreichen dem Reichskanzler einen Katalog grundsätzlicher gewerkschaftlicher Forderungen. Für den Bereich der Reichs- und Staatsbetriebe verlangen sie Anerkennung des Koalitionsrechts der Arbeiter und Angestellten; Anerkennung des Rechts der Vertreter der Gewerkschaften sowie Mitentscheidung bei der Festsetzung der Lohn- und Arbeitsbedingungen; Anerkennung der Tarifverträge und Festlegung zur Anerkennung durch Unternehmer, die Aufträge vom Reich oder Staate erhalten. Anweisung an die Verwaltungsbehörden, die Gewerkschaften wegen ihrer sozialpolitischen Betätigung nicht als "politische Vereine" (für die vereinsrechtliche Einschränkungen gelten) zu behandeln; Heranziehung von Vertretern der Gewerkschaften zur Vorarbeit für sozialpolitische und wirtschaftliche Gesetze oder Verwaltungsmaßnahmen in gleicher Weise wie die Heranziehung von Vertretern von Unternehmer- oder landwirtschaftlichen Organisationen erfolgt.

Auf ihrer Konferenz erklären die deutschen Regierungen mit Staatsbahnbesitz, auch künftig an dem Grundsatz festzuhalten, daß für das Personal der Verkehrsanstalten der Streik als zulässiges Kampfmittel nicht in Betracht kommen könne.

5. November 1915

Parteivorstand und Parteiausschuß der SPD wenden sich scharf gegen die zunehmende Lebensmittelteuerung. Sie zählen gleichzeitig zahlreiche Maßnahmen auf, die der Sicherung der Ernährung dienen sollen.
Im Oktober war es in einigen Städten zu Demonstrationen gegen die Lebensmittelverteuerung gekommen.

16. November 1915

Die Vertreter der Verbandsvorstände erklären auf ihrer Konferenz in Berlin ihr Einverständnis, in allen gemeinsamen Arbeiterfragen, so wie es jetzt geschehe, auch nach Kriegsende mit den verschiedenen Gewerkschaftsrichtungen weiter zusammen zu arbeiten, soweit eine Verständigung mit ihnen möglich ist.

Auf einer Gedenkveranstaltung anläßlich des 25. Jahrestages der Gründung der Generalkommission erklärt C. Legien: "Es ist zwar ein eigentümlicher Zug bei uns, daß wir die Dinge im Auslande immer gut und bei uns alles schlecht finden. Aber darüber wollen wir uns klar sein, daß wir in Deutschland eine Arbeiterkultur geschaffen haben. Sie ist durch unsere eigene Kraft geschaffen worden, im Kampfe mit den Unternehmern, aber auch im Kampfe mit den Behörden, die uns die erdenklichsten Schwierigkeiten machten. Diese durch unsere eigene Kraft geschaffene Arbeiterkultur ist vorbildlich geworden auch für das Ausland. Aber wegen dieser Arbeiterkultur ist es uns auch nicht gleichgültig, wie der Weltkrieg ausgeht. Wenn Deutschland, was ich nicht glaube, unterliegen sollte, dann geht auch unsere deutsche Arbeiterkultur zugrunde und die Internationale verliert ihren stärksten Stützpunkt."

9. Dezember 1915

Der Reichstag behandelt die Anfrage der sozialdemokratischen Fraktion, unter welchen Bedingungen der Reichskanzler geneigt sei, in Friedensverhandlungen einzutreten. Ph. Scheidemann erklärt: "Wir wünschen, daß der erste entscheidende Schritt zur Beendigung des furchtbaren Krieges von Deutschland ausgeht." Demgegenüber bezeichnet Th. v. Bethmann Hollweg jedes Friedensangebot von deutscher Seite als eine Torheit, die den Krieg nicht abkürze, sondern nur verlängere, da die Gegner Deutschlands in einem solchen Angebot nur ein Zeichen der Schwäche sehen würden.
Bethmann v. Hollweg erklärt aber auch unter großer Zustimmung des ganzen Reichstages: "Für die deutsche Regierung ist dieser Krieg geblieben, was er von Anfang war und was in jeder Kundgebung festgehalten wurde. Der Verteidigungskrieg des deutschen Volkes und seiner Zukunft! Dieser Krieg kann nur mit einem Frieden beendet werden, der uns nach menschlichem Ermessen Sicherheit gegen eine Wiederkehr bietet. Darin sind wir alle einig. Das ist unsere Stärke und soll sie bleiben."

21. Dezember 1915

Bei der Beratung des fünften Kriegskredites bejaht die SPD die Notwendigkeit weiterer Verteidigung, gleichzeitig erhebt sie Einspruch gegen alle Annexionswünsche und spricht den dringenden Wunsch aus, daß die deutsche Regierung jede Möglichkeit zu Friedensverhandlungen bereitwillig wahrnehme. 19 von 45 Abgeordneten, die sich in der Fraktionssitzung gegen die Zustimmung ausgesprochen hatten, stimmen im Plenum gegen die Kredite. Die Fraktion sieht in der Sonderaktion einen Disziplinbruch bedauerlichster Art.

Ende 1915

Die 48 der Generalkommission angeschlossenen Gewerkschaften haben rund 995.000 Mitglieder, davon 175.000 weibliche.
Die 25 dem Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften angeschlossenen Gewerkschaften haben rund 162.000 Mitglieder, davon 24.000 weibliche.
Die 21 dem Gesamtverband der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine angeschlossenen haben 61.000 Mitglieder, davon 4.300 weibliche.


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