Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
In Berlin tagt die »Gemeinsame Konferenz des Zentralkomitees der KPD und des Zentralausschusses der SPD« mit den Vertretern der Bezirke. Es nehmen je 30 Funktionäre der SPD und der KPD (die sogenannte erste Sechziger-Konferenz) teil.
3. Nach dem Zweiten Weltkrieg. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1978.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001
Stichtag:
20./21. Dez. 1945
Im Mittelpunkt der Beratungen steht die Frage der Vereinigung von SPD und KPD.
O. Grotewohl kritisiert die Vorzugstellung der KPD in der Sowjetzone und die unzulässigen Versuche, Druck auf die SPD oder einzelne Sozialdemokraten auszuüben.
Er betont allerdings, der Zentralausschuß lege dies nicht als Verhandlungsgrundlage vor, sondern wolle nur den Sorgen Ausdruck geben, »die in weiten Kreisen der Mitgliedschaft« bestehen. Es müsse durch die Wahl das wirkliche Stärkeverhältnis der Parteien festgestellt werden, da die von den Kommunisten geforderte Parität unmöglich rein mechanisch gehandhabt werden könne; für die organisatorische Verschmelzung der beiden Parteien seien einheitliche Reichsorganisationen und der Zusammentritt von Reichsparteitagen die notwendige Voraussetzung.
In der endgültigen Entschließung heißt es u.a.:
Die gemeinsame Konferenz ist zu dem Schluß gelangt, daß überall neue Schritte zur Entfaltung der antifaschistischen Aktionseinheit unternommen werden müssen.
Die Erweiterung und Vertiefung der Aktionseinheit soll dann den Auftakt zur Verwirklichung der politischen und organisatorischen Einheit der Arbeiterbewegung, d.h. zur Verschmelzung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und der Kommunistischen Partei Deutschlands zu einer einheitlichen Partei bilden.
Grundsätzlich soll im Programm dieser Partei im Minimum die Vollendung der demokratischen Erneuerung Deutschlands im Sinne des Aufbaues einer antifaschistisch-demokratisch-parlamentarischen Republik mit gesetzlich gesicherten weitgehenden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rechten der Arbeiter und Werktätigen festgelegt werden; im Maximum soll das Programm die Verwirklichung des Sozialismus auf dem Wege der Ausübung der politischen Herrschaft der Arbeiterklasse im Sinne der Lehren des konsequenten Marxismus sein, wie sie im »Kommunistischen Manifest«, im Eisenacher Programm der Deutschen Sozialdemokratie und in der Kritik von Marx und Engels zum Gothaer Programm festgelegt sind.
Bei der Verwirklichung der Programme soll die Partei, von den Besonderheiten der Entwicklung unseres Volkes ausgehend, einen eigenen Weg einschlagen.
In ihrer inneren Verfassung soll die Partei auf dem Prinzip des demokratischen Bestimmungsrechtes der Mitglieder und der freien Wahl der Parteileitungen beruhen, wobei einmal gefaßte Entscheidungen und Beschlüsse für alle ihre Mitglieder und Organisationen verbindlich sind.