Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
Auf einer Sitzung des Parteivorstandes der SPD betont W. Brandt, die SPD ist aufgefordert, sich so darzustellen, wie es einer Partei entspricht, die Regierungsverantwortung trägt und die sich zutraut, Perspektiven zu entwickeln. Es muß darauf hingewirkt werden, daß die Zügellosigkeit öffentlicher Äußerungen in bezug auf die eigene Partei und Regierung eingestellt wird, daß obskure Vorstellungen vom Sinn der Arbeitsgemeinschaften als Partei in der Partei abgebaut werden und daß der unnötige Kräfteverschleiß durch Gruppenaktivitäten eingedämmt wird. Für Sozialdemokraten muß klar bleiben, daß die Wahrnehmung öffentlicher Verantwortung nicht mit dem Erlangen persönlicher Vorteile verbunden werden darf. Der Vorsitzende der Jungsozialisten, K.-U. Benneter, erklärt in einem Interview: Mit unserer Entscheidung, auf eine Mitarbeit in dem Komitee zu verzichten, haben wir nicht unsere Überzeugung aufgegeben, daß wir die Zusammenarbeit in der Bundesrepublik mit Kommunisten zwar nicht suchen, daß wir sie aber auch nicht vermeiden wollen, wenn es uns politisch sinnvoll erscheint und wenn es unseren eigenen Verband stärkt. Falls dies dann zu Konflikten mit der Partei führen sollte, werden wir auch diese Konflikte wieder politisch lösen. Was aber nicht heißt, daß wir uns in jedem Fall so verhalten werden, wie wir das jetzt in diesem Fall getan haben. Für uns Jusos ist die Mitgliedschaft in der Partei kein Dogma, an dem wir nun in jedem Fall festhalten.
3. Nach dem Zweiten Weltkrieg. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1978.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001
Stichtag:
25. April 1977
Auch losgelöst von mancher schiefen oder falschen Darstellung in jüngster Zeit muß die Spendenpraxis der Partei über jeden Zweifel erhaben sein. Die SPD kann nicht von Mitgliedsbeiträgen allein leben, sie will den Staatsanteil an der Parteienfinanzierung möglichst nicht erhöhen. Auch die SPD braucht also Spenden; aber wenn Spenden entgegengenommen werden, dürfen sie nicht mit Erwartungen verbunden sein.
K.-U. Benneter erklärt weiter: CDU und CSU sind die Parteien des Klassengegners, während die Kommunisten unsere politischen Gegner, nicht aber die Klassenfeinde sind.