Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
3. Nach dem Zweiten Weltkrieg. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1978.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag: 7. Nov. 1972

Bundeskanzler W. Brandt erklärt zum Abschluß der Verhandlungen mit der DDR: Wir stehen am Beginn der Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten. Mit diesem Grundvertrag brechen wir das Eis auf, in dem das Verhältnis zwischen uns und der DDR für viele Jahre eingefroren war. Vieles wird möglich werden, was bis gestern unvorstellbar war. Natürlich wird dies alles in voller Wahrung unserer Position, unseres Gesellschaftssystems und unserer Bündnisverpflichtungen geschehen. Wir haben ein Nebeneinander organisiert und werden das Miteinander zu lernen haben.
Das Politbüro der SED stellt fest: Agitation und Propaganda haben nachzuweisen, daß das Wesen des »demokratischen« oder »menschlichen« Sozialismus ebenso wie die Theorien von der Industriegesellschaft und der »Konvergenz der gesellschaftlichen Systeme« in der Feindschaft gegenüber der Macht der Arbeiter und Bauern, in der Feindschaft gegenüber dem real existierenden Sozialismus besteht. Zum wissenschaftlichen Kommunismus gibt es und kann es keine Alternative geben, weil er Ausdruck der objektiven Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung ist und voll mit den Interessen der werktätigen Menschen übereinstimmt.