Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. -
[Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
Internationaler Sozialistenkongreß in Genf, an dem 120 Delegierte aus 17 Ländern teilnehmen.
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001
Stichtag:
31. Juli/ 5. Aug. 1920
Die Denkschrift der SPD wird in einer Entschließung zur Kenntnis genommen und die der alliierten Sozialisten erneuert, daß das kapitalistische System durch die Übertreibung seiner kapitalistischen und imperialistischen Rachsucht eine der tiefsten Ursachen des Krieges gewesen sei.
Der Versailler Vertrag und die imperialistischen und militaristischen Strömungen in den siegreichen Ländern werden aufs schärfste verurteilt. Der Kongreß begrüßt die Errichtung des Völkerbundes, von dem erhofft wird, daß er den Frieden von Versailles in einen gerechten und dauerhaften umwandle.
Die Übernahme der politischen Macht durch die Arbeiter wird als geschichtliche Notwendigkeit erklärt. Zur Arbeiterklasse gehörten alle diejenigen, die im produktiven Sinne körperlich oder geistig tätig seien. Die Methode der Gewalt und des Terrorismus wird verworfen. Von der Anwendung einer entsprechenden Aktion in entscheidenden Konflikten mit den imperialistischen und kapitalistischen Mächten könne die Arbeiterklasse jedoch nicht absehen.
In der Sozialisierungsfrage müsse in jedem Land je nach Stand der ökonomischen Entwicklung vorgegangen werden. Es werden als Sozialisierungsformen nationale, kommunale und genossenschaftliche unterschieden. H. Molkenbuhr (SPD) und W. Buck (SPD) betonen die Dringlichkeit einer Sozialisierung in Deutschland, weil sie eine Vorbedingung des Wiederaufbaues der Volkswirtschaft und des Wiedergedeihens Deutschlands sei.
Das Internationale Sekretariat wird von Brüssel nach London verlegt. Zum Präsidenten wird A. Henderson (Großbritannien), zu einem der Sekretäre des Exekutivkomitees O. Wels gewählt.