Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag: 29. Jan. 1943

Der Generalsekretär des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) W. Schevenels erklärt auf einer Kundgebung der »Union«:
»Deutsche Arbeiter haben seit den letzten Monaten des Jahres 1932 zu Hunderten und Tausenden Tag und Nacht gekämpft gegen die Hitlerhorden. Zu leicht wird heute vergessen, daß in diesen Kämpfen Hunderte von deutschen Arbeitern ihr Leben verloren, daß Zehntausende ihr Leben aufs Spiel setzten. Es ist wahr, daß die deutsche Arbeiterbewegung Fehler gemacht und Schwächen gezeigt hat, aber es ist unwahr zu behaupten, daß unsere deutschen Genossen nicht gekämpft haben . . .
Ich möchte noch ein Wort sagen für unsere Antinazikämpfer innerhalb Deutschlands. Bevor ich Deutschland verließ, hatte ich eine Konferenz mit unseren deutschen Kollegen. Eine Woche später waren die meisten Teilnehmer dieser Konferenz verhaftet. Ich werde die Konferenz nie vergessen. In dem überfüllten Raum gab mir der Vorsitzende die Hand und sagte: >Du gehst nun zurück in die freie Welt. Sage unseren Freunden, welche Fehler wir auch in der Vergangenheit gemacht haben mögen, wir sind ehrlich und aufrichtig in unserem Bemühen gewesen. Sage ihnen, daß wir unserer Gesinnung treu bleiben werden und daß sie uns nicht vergessen sollen. <
Heute kann ich sagen, daß die Mehrzahl der deutschen Arbeiter ihr Wort gehalten hat.«

Nach H. Vogel kann die »Umerziehung« des deutschen Volkes nach Auffassung der sozialdemokratischen Emigration nur dann Aussicht auf Erfolg haben, wenn man die Kräfte der deutschen Demokratie fördere und ihnen Rückhalt gebe, nicht aber, wenn die Pläne derjenigen zur Durchführung kämen, »die Deutschland für 50 Jahre in ein Konzentrationslager verwandeln möchten und die uns angreifen wegen unseres Glaubens an die deutschen Antifaschisten in Deutschland«.